Hans Mayer (von links), Christiane Wiedemann-Mayer, Chantal Fabing-Roth und André Roth schätzen die Passerelle des deux Rives sehr. Foto: Stadt Kehl

Gesucht und gefunden: Deutsch-französische Kontaktbörse hat zwei Ehepaare zusammengebracht.

Kehl - Christiane und André, Hans und Chantal sind enge Freunde geworden – nicht trotz, sondern wegen der Grenze, die zwischen ihren Wohnorten verläuft. Zusammengebracht hat sie die deutsch-französische Kontaktbörse der Stadt Kehl. Für die vier steht fest: "Das passt perfekt."

Angefangen hat die Freundschaft mit einer kleinen Annonce, die André Roth beim Rheinfest im Juni 2013 in der grenzüberschreitende Familienbörse der Stadt Kehl eingetragen hat. Christiane Wiedemann-Mayer las seinen Steckbrief und war sofort überzeugt: "Das passt perfekt."

Christiane Wiedemann-Mayer, Hans Mayer, André Roth und Chantal Fabing-Roth sind in etwa gleich alt, haben erwachsene Kinder und ähnliche Interessen, sie teilen den Musikgeschmack. Als Wiedemann-Mayer die Familie Roth kontaktierte, freuten sich die Elsässer und stimmten einem Treffen sofort zu. Die Deutschen schlugen eine Kneipe in Straßburg vor, doch die existierte gar nicht mehr: Suchend fanden sich die beiden Ehepaare auf der Straße wieder. Sie wichen in ein anderes Café aus und hatten so viel Spaß miteinander, dass sie sich seitdem immer wieder verabreden.

Ein Vorurteil, das Wiedemann-Mayer bis dahin hatte, geriet schon beim ersten Treffen ins Wanken und wurde durch die Roths schnell gänzlich ausgeräumt: Mit Franzosen eine Freundschaft aufzubauen, sei sehr schwer, hatte sie gedacht.

In der Regel treffen sich die beiden Paare morgens zum Frühstück in Frankreich, aber auch ein Konzert von Wiedemann-Mayer, die mit einer Bigband im Straßburger Konservatorium auftrat, haben sie schon gemeinsam besucht, ebenso wie den Gengenbacher Weihnachtsmarkt. Gesprochen wird Deutsch und Französisch, jeder wählt die Sprache, die er möchte.

Auch die Geschichte prägt die Familien

Wenn die Fremdsprachenkenntnisse einmal nicht zur Verständigung ausreichen, weichen sie nicht etwa auf Englisch aus, sondern auf Elsässisch. Das ist André Roths Muttersprache, er beherrscht sie perfekt. Themen sind Politik, Musik, die Arbeit, die Kinder – und die deutsch-französische Geschichte, die auch die Familien der beiden Paare geprägt hat.

In Chantal Fabing-Roths Familie war der Krieg und damit der Groll auf die Deutschen immer präsent. Sie selbst hat die Grenze zwischen den beiden Ländern erlebt und erinnert sich, dass sie früher manchmal ein Unbehagen oder sogar Angst verspürte, wenn sie in Deutschland war. Anders als ihr Mann lernte sie zu Hause kein Elsässisch – ihr Vater sprach seine Muttersprache nicht mit ihr, weil sie der deutschen Sprache zu ähnlich war.

Auch André Roths Eltern und Großeltern haben Krieg zwischen Deutschland und Frankreich erlebt und mussten ihre Staatsangehörigkeit mehrfach ändern. Umso mehr schätzt er die Freundschaft, welche die beiden Länder inzwischen verbindet. "In manchen Köpfen existiert die Grenze auch heute noch. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass sie bald daraus verschwindet", sagt er. Weil das Thema sie sehr beschäftigt, besuchen er und seine Frau regelmäßig das monatliche Treffen des Vereins "Garten//Jardin" auf der Passerelle des deux Rives. Die Fußgänger- und Radfahrerbrücke über den Rhein ist für sie zum "Bindestrich zwischen den beiden Ländern" geworden, wie Roth betont.

Dass sie sich auch weiterhin regelmäßig treffen, steht für die beiden Ehepaare völlig außer Frage. Geplant sind Konzertbesuche, Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten in Frankreich – und natürlich wird das Frühstück in Straßburg beibehalten, das für die vier Tradition geworden ist. "Fesselnd", seien ihre Treffen jedes Mal, sagt Fabing-Roth. Und jedes Mal gebe es dasselbe Problem: Wenn es nach ein paar Stunden Zeit wird sich zu verabschieden, empfinden sie das immer als zu früh.