Christian Tiriou (Projektleiter, von links), Elphège Tignel und Felix Neumann stellen ihr Unterrichtsprojekt "Verbraucherschutz macht Schule" vor. Tignel hält eine Jeans hoch – ein Symbol für das Thema nachhaltiger Konsum, das Teil des Unterrichts ist. Foto: ZEV

Schon 16-Jährige wechseln zum Shoppen gerne das Rheinufer. Pädagogen klären sie über Konsumregeln auf.

Kehl - Was tun, wenn ein im europäischen Ausland gekauftes Smartphone, kaum daheim angekommen, kaputt geht? Schülerfragen rund um die Themen Verbraucherschutz, nachhaltigen Konsum und Medien beantwortet das Projekt "Verbraucherschutz macht Schule" des Zentrums für Europäischen Verbraucherschutz (ZEV) in Kehl – auf deutsch und französisch. Seit 22. Januar 2013 klärt ein Team aus Pädagogen deutsche und französische Schüler zwischen 14 und 18 Jahren darüber auf, welche Rechte und Pflichten sie beim Einkaufen in der Europäischen Union, aber hauptsächlich in Deutschland und Frankreich haben, was dahinter steckt, wenn eine Jeans nur 19,99 Euro kostet und wie sie ihre Daten im Internet schützen können. Und zwar in der jeweils anderen Sprache – so gut das eben geht, immer individuell angepasst an das Sprachniveau jeder einzelnen Klasse.

Felix Neumann ist einer dieser Pädagogen. Ein bis zwei Stunden lang, je nachdem, wie viel Zeit der Lehrer für die Aktion eingeplant hat, heben er und seine Kollegin Elphège Tignel den Unterricht mit einem interaktiven Programm aus den Angeln: Ob Quiz, Rollenspiele, Gruppenarbeiten – Frontalunterricht und Paragrafenreitereien bleiben außen vor, wenn es darum geht, die Jugendlichen in Sachen Verbraucherschutz und Co. aufzuklären.

Da darf dann auch ein bisschen Musik zum Schluss nicht fehlen. "Wir fragen uns immer, wie wir die Schüler sozusagen aktiviert bekommen, sich mit den Themen zu beschäftigen – auch nach unserer Unterrichtseinheit", erklärt Neumann. "Und das geht am besten über Musik." Schließlich liegt ein Schwerpunkt des Projekts auch auf dem Austausch in der jeweils anderen Sprache und dem Kennenlernen der anderen Kultur. Für diesen Teil ist Neumann prädestiniert, schließlich sind er und sein Zwillingsbruder Till seit mehreren Jahren als erfolgreiches, deutsch-französisches Hip-Hop-Duo "Zweierpasch" unterwegs.

"Wir fangen jede Unterrichtseinheit mit einer kurzen Einführung an", beschreibt Neumann. "Wir liefern Schlagwörter in der jeweils anderen Sprache, die etwas mit dem Thema zu tun haben". Dann stehen Rätsel an, die die Schüler in Gruppenarbeit lösen müssen – die Auflösung und Diskussion über die Ergebnisse erfolgt gemeinsam. "Die Themen, die wir anbieten, kommen aus der Lebenswelt der Schüler", so Neumann.

Das helfe, das Interesse zu wecken. Am häufigsten nachgefragt werden die Themen Handy und Umgang mit sozialen Medien. Aber auch Verbraucherbildung und der Block über nachhaltigen Konsum könne auf die Ebene der Schüler gebracht werden. "Wenn man ihnen erklärt, dass für die Herstellung einer Jeans 40 000 Liter Wasser benötigt werden, verstehen sie, was hinter der Herstellung von Kleidung steckt", betont Neumann. Für seine Beispiele benutzt er daher auch Marken, die die Schüler selbst tragen und kennen.

Wirkt sich das auch auf den eigenen Konsum aus? Neumann lacht. "Ja, schon", antwortet er. Bereits vor seiner Arbeit im ZEV habe er Fairtrade- und Bio-Produkte gekauft. Der Anteil in seinen privaten Küchenschränken sei jetzt allerdings höher. "Man muss einfach hinter die Produkte schauen." Und: "Ich achte mehr auf Verbrauchersendungen im Fernsehen oder auf Magazine zum Thema", gesteht er.

Diese Aspekte werden ohne erhobenen Zeigefinger kommuniziert. Zur Zeit noch etwas öfter in elsässischen Schulen. "Wir haben noch Kapazitäten auf deutscher Seite frei, wir wollen mehr deutsche Schulen besuchen", erklärt Neumann. Das Interessante: Schulen müssen für den Besuch der Experten nichts bezahlen. Finanziert wird das Projekt über mehrere Partner.

Ab Februar soll es auf der Facebook-Seite von "Verbraucherschutz macht Schule" für die Schüler Gewinnspiele zu den drei Themenblöcken geben, mit denen Neumann und seine Kollegen in den Klassen waren. Attraktive Preise sollen dazu beitragen, dass sich die Teilnehmer mit den Themen beschäftigen und selbst nachdenken. Auch Lehrer können die Vorteile des digitalen Zeitalters nutzen und den Besuch der Kehler Experten bequem online organisieren.