Wenn der Pegel des Rheins wie hier im vergangenen Jahr in Kehl bedrohlich ansteigt, werden die Einsatzkräfte im Hochwasserlagezentrum aktiv. Foto: Stadt Kehl

Vom neuen Lagezentrum aus werden künftig Maßnahmen zwischen Altenheim und Kehl koordiniert

Das Regierungspräsidium Freiburg, die Stadt Kehl und die Gemeinde Neuried haben ein neues Hochwasserlagezentrum am Kulturwehr Kehl/Straßburg eingeweiht. Es dient der Steuerung der Rückhalteräume und des Polders in Altenheim.

Kehl (red/wa). Elke Höpfner-Toussaint, die Präsidentin der Umweltabteilung im Regierungspräsidium in Freiburg, Kehls Oberbürgermeister Toni Vetrano und Neurieds Bürgermeister Jochen Fischer zeigten sich bei der Einweihung des neuen Zentrums zufrieden. Man habe die Voraussetzungen geschaffen, um bei Lagebesprechungen mit Vertretern der Feuerwehren, Polizei, Gemeinden im Einsatzfall eng zusammenarbeiten zu können, heißt es in einer Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Freiburg.

Höpfner-Toussaint sagte dazu: "Das letzte große Hochwasser 2013 hat gezeigt, dass sich die Vorsorge der Kommunen und des Landes bewährt haben. Dadurch konnten an vielen Stellen größere Schäden verhindert werden. Der Einsatz des Kulturwehrs und der Polder Altenheim haben dazu beigetragen, dass die kritische Marke von neun Metern in Maxau nicht überschritten wurde. Mit dem neuen Lagezentrum können wir in enger Kooperation mit der Stadt Kehl und der Gemeinde Neuried den Hoch wasserschutz sicherstellen und weiter verbessern."

Beim Hochwassereinsatz vor vier Jahren habe sich gezeigt, dass der Besprechungsraum für die Zahl der Akteure bei Weitem nicht mehr ausreicht. Der vom Architekturbüro Grossmann aus Kehl geplante Anbau nehme einige architektonische Elemente des bestehenden Bauwerks auf und passe sich so in die Optik des Gebäudes ein. "Die neun Meter breite und drei Meter hohe Glasfront des Steuerstands gibt den Ausblick auf den Rhein und die Brücke der zwei Ufer in Kehl frei", erläutert Projektgruppenleiter Harald Klumpp vom Integrierten Rheinprogramm Offenburg.

Die Erfahrungen mit dem Kulturwehr und den Poldern in Altenheim reichen inzwischen bis zu 30 Jahre zurück: Bei fünf größeren Hochwassereinsätzen hätten sie bereits gezeigt, was sie zu leisten imstande sind. "Die jeweils erfolgreichen Einsätze der Rückhalteräume sind den engagierten Mitarbeitern des Regierungspräsidiums vor Ort und der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit der Stadt Kehl und der Gemeinde Neuried zu verdanken", betonte Höpfner-Toussaint.

Größter Rückhalteraum des Rheinprogramms

Das Kulturwehr Kehl/Straßburg ist der größte Rückhalteraum des Integrierten Rheinprogramms mit 37 Millionen Kubikmetern auf einer Fläche von sieben Quadratkilometern, der 1977 genehmigt und bis 1984 fertiggestellt wurde. Die Polder Altenheim I und II sind vom Rückhaltevolumen etwa halb so groß und seit 1987 im Einsatz.

Inzwischen sind weitere Rückhalteräume mit den Poldern Söllingen/Greffern und Rheinschanzinsel sowie erste Abschnitte der Tieferlegung südlich von Breisach hinzugekommen, die zusammen ein Gesamtvolumen von 74 Millionen Kubikmeter bereitstellen.

Zwei weitere Rückhalteräume am Kulturwehr in Breisach und an der Elzmündung sind bereits im Bau – am Ende des Jahrhundertprojekts werden insgesamt 13 Rückhalteräume zur Verfügung stehen. Höpfner-Toussaint betonte auch die enge Verbindung des Hochwasserschutzes zu ökologischen Belangen und die Bedeutung der Rückhalteflächen als Naherholungsgebiet. Dazu gebe es im Auftrag des Umweltministeriums ein "Erholungskonzept Rheinauen", in das auch Vorschläge der Anliegergemeinden eingeflossen seien – zum Beispiel eine Vogelbeobachtungsstation in der Flachwasserzone am Kulturwehr Kehl/Straßburg.

Ein zusammen mit Neuried realisiertes Projekt ist schließlich auch der vor einiger Zeit eingerichte und sehr beliebte Auen-Wildnispfad in den Altenheimer Poldern.