Die Bundestagsabgeordnete Kordula Kovac (links) und Toni Vetrano waren bei Sabine Denz, der Vorsitzenden der Frauenunion, in Kehl zu Besuch.                                                                                                                                                               Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Kordula Kovac besucht die Frauenunion / "Eine gelungene Integration ist die beste Investition in die Zukunft"

Kehl (red/kb). Wie gehen die Kehler mit Flüchtlingen um? Diese Frage haben Bundestagsabgeordnete Kordula Kovac (CDU) und Sabine Denz, Vorsitzende der Frauenunion Kehl (FU), Bürgermeister Toni Vetrano gestellt.

"In Kehl kann man mit dem Zuzug von Fremden gut umgehen", erklärte Vetrano. Schon jetzt habe man in der Stadt einen hohen Migrationsanteil. Menschen aus mehr als 100 Nationen leben in der Stadt am Rhein. Während das Landratsamt zentrale Unterbringungen bevorzugt, spricht sich Vetrano für dezentrale Unterbringung aus. "So entsteht eher ein Kontakt zur Bevölkerung, die sehr aufgeschlossen und sehr hilfsbereit ist", freut sich Vetrano, der mit bis zu 120 Flüchtlingen rechnet. Im Moment gibt es 56 Flüchtlinge die in zehn Wohnungen dezentral untergebracht sind.

"Kinder gehören von Anfang an in den Kindergarten und in die Schule, dann geht die Integration von alleine", so Vetrano.

Kovac hob die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen hervor, die bis zu 80 Prozent ausmachen. Ohne sie wäre die Unterbringung, Versorgung und Integration der Flüchtlingsströme nicht zu bewältigen. Sie unterstütze die jetzt beschlossene Gesetzesänderung, wonach Flüchtlinge bereits nach 14 Monaten Aufenthalt arbeiten dürfen und nicht erst nach vier Jahren. Eine Relativierung sei je nach Bundesland möglich. Denn im Norden herrsche ein anderer Arbeitsmarkt als im Süden.

"Es kommen Menschen mit unterschiedlichen Kulturen und aus unterschiedlichen Motiven, die man erkennen muss", erklärte Vetrano. Ein Problem seien die sogenannten unbegleiteten Jugendlichen, die sich alleine auf den Weg gemacht hätten und auch in Kehl strandeten. Sie werden von der Jugendhilfe aufgefangen. Wobei oft nur über eine Röntgenaufnahme der Hand das wirkliche Alter festzustellen sei. Unter 18-Jährige würden wie Kinder aufgenommen und hätten einen besseren Status, deshalb würden viele ihr wirkliches Alter nicht angeben.

Gegenseitige Hilfen

"Man darf bei allem nie das Menschliche vergessen", plädierte Vetrano dafür, "nicht alles nur durch die Verwaltungsgesichtspunkte zu sehen" "Wir geben den Flüchtlingen Hilfe, aber sie wollen sich auch bei uns bedanken und sich nützlich machen, um so unsere Hilfe wieder zurückzugeben", gab Vetrano seine Erfahrungen aus der Vergangenheit wieder. "Es braucht auch hier, wie überall mutige Menschen, die weiterhin mithelfen", ergänzte Kovac. "Denn eine gelungene Flüchtlingshilfe und Integration ist die beste Investition in die Zukunft."

Ein Blick in die Geschichte zeigt, das Kehl bereits einen besonderen Bezug zu Flüchtlingen hat. Die Kehler waren einmal selbst auf der Flucht. Kehl lag in der sogenannten "Roten Zone" am Westwall, die bei Kriegsausbruch geräumt wurde. In der Nacht vom 3. auf den 4. September 1939 wurde die Bevölkerung mit Sonderzügen in den Schwarzwald evakuiert und durfte erst nach der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen zurückkehren. Kehl wurde dann ein Vorort von Straßburg. Dies blieb auch nach dem Ende des Nationalsozialismus erhalten. Erst 1953 kam Kehl wieder frei und gehört seither zum Regierungsbezirk Südbaden.