Das schlafende Mädchen wurde von Polizei und Feuerwehr befreit. (Symbolfoto) Foto: dpa

Personal "übersieht" Mädchen und lässt es in Kehler Krippe zurück. Polizei und Feuerwehr müssen Tür öffnen.

Kehl - Ein neun Monate altes schlafendes Baby ist am Dienstagabend in der deutsch-französischen Kinderkrippe vergessen worden. Alle Erzieherinnen waren bereits nach Hause gegangen, als die Mutter ihr Kind abholen wollte. Das hat die Stadt Kehl mitgeteilt. Polizei und Feuerwehr öffneten die Tür zur Krippe und holten das kleine Mädchen aus dem Schlafraum.

Am Mittwochmorgen wurden die Straßburger und Kehler Stadtverwaltung informiert. Diese haben sich sofort mit der Direktion des Trägervereins getroffen, der die Krippe im Auftrag der beiden Städte betreibt. Die Städte Straßburg und Kehl, die den Trägerverein AASBR ausgewählt und ihm den Betrieb der deutsch-französischen Kinderkrippe übertragen haben, forderten von AASBR-Chefin Muriel Litvinenko eine Aufklärung des Vorfalls, eine Erklärung, wie das Kind bei der abendlichen Kontrolle übersehen werden konnte und personelle Konsequenzen.

Gestern ließ sich rekonstruieren, dass es zu mehreren Fehlern gekommen war. Die Mutter hatte ihr Baby eigentlich gegen 17 Uhr aus der Krippe abholen wollen, es dann aber dort gelassen, weil es fest schlief. Sie bat das Krippenpersonal, dass sie angerufen werde, wenn die Kleine aufwache. Diese Vorgänge sind in den Übergabe-Protokollen genau aufgeführt. Drei Fachkräfte hatten davon Kenntnis; zwei davon waren jedoch bis nicht zum Ende der Öffnungszeit der Krippe im Dienst.

Als die Krippe um 18.30 Uhr schloss, hatte die dritte Erzieherin, eine Fachkraft mit langjähriger Berufserfahrung, die Pflicht, alle Räume zu kontrollieren. Obwohl das Namenskärtchen des kleinen Mädchens an der Tür zum Schlafraum hing (was im Krippenalltag bedeutet, dass das Kind dort schläft), bemerkte die Erzieherin das schlafende Baby nicht, schloss die Krippe ab und machte sich auf den Heimweg.

Als die Mutter ihr Baby abholen wollte, fand sie die Türen der Krippe verschlossen vor. Passanten, die sie weinend vor der Tür fanden, alarmierten die Polizei; diese setzte die französische Leiterin der Krippe von dem Vorfall in Kenntnis. Noch bevor diese eintraf, öffneten Polizei und Feuerwehr die Eingangstür und holten das Mädchen aus dem Schlafraum. Es wurde sofort von einem Arzt untersucht, war bei guter Gesundheit und wurde an seine Mutter übergeben.

Der Trägerverein AASBR betreibt in Straßburg und im Département du Bas-Rhin 20 Krippen für Babys und Kleinkinder im Alter von zweieinhalb Monaten bis drei Jahren. Dass ein schlafendes Kind vergessen wurde, "ist noch nie vorgekommen", beteuert Litvinenko. Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen seien verpflichtet, für jedes Kind ein detailliertes Übergabeprotokoll zu führen, auf dem vermerkt werde, wann ein Kind schlafen gelegt werde. Außerdem seien die Namenskärtchen außen am Schlafraum zu befestigen. Bevor die Krippe schließe, müssten alle Räume kontrolliert werden. Ein Hineinschauen von der Tür aus, reicht nicht aus. Fachkräften in allen Krippen des AASBR würden diese Regeln erneut in Erinnerung gerufen, versicherte Litvinenko.