Nach den Terroranschlägen wird am Grenzübergäng Europabrücke wieder kontrolliert. Foto: Schauer Foto: Schwarzwälder-Bote

Sicherheitsvorkehrungen: Mehr Polizisten auf französischer und deutscher Seite nach den Terroranschlägen

Von Thierry Schauer

Kehl/Haslach. Nach den Anschlägen von Paris haben die Franzosen wieder Grenzkontrollen eingeführt – an der Europabrücke bei Kehl bildeten sich am Wochenende bis zu 100 Meter lange Autoschlangen. Offen ist, ob der Straßburger Weihnachtsmarkt wegen der Terrorgefahr stattfinden wird.

Seit Freitag ist der Rhein wieder "amtliche" Grenze. Frankreich wollte sowieso von Ende November bis Ende Dezember an den Grenzen kontrollieren. So sollten Krawallmacher und Terroristen vom UN-Klimagipfel vom 30. November bis 11. Dezember in Paris ferngehalten werden. Die Anschläge am Freitagabend in Paris haben es beschleunigt. Noch in der Nacht von Freitag auf Samstag hat Frankreichs Präsident François Hollande verkündet, dass die "Grenzen zugemacht werden", so auch auf der Europabrücke zwischen Straßburg und Kehl. Auf französischer Seite postierten sich noch in der Nacht in beiden Fahrtrichtungen rund zwei Dutzend Beamte, teilweise mit Maschinengewehr.

Bei der Ausreise machen die Franzosen Sichtkontrolle und überprüfen nur bei Verdacht. Bei der Einreise jedoch wird jeder Fahrzeuginsasse aufgefordert, den Ausweis zu zeigen. Die Fahrbahn ist wie bei der deutschen Grenzkontrolle auf der Kehler Seite auf eine Spur verengt. Die deutschen Beamten beschränken sich noch auf Sichtkontrollen. Bis zu 100 Meter lange Staus waren schon am Samstag und Sonntag die Folge. Ab heute mit dem Berufs- und Frachtverkehr ist zu befürchten, dass es bei der Ausreise nach Frankreich in Kehl deutlich längere Staus geben kann.

Nicht nur an der Grenze wirken sich die zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen aus. In Straßburg wird überlegt, den Weihnachtsmarkt ausfallen zu lassen. Straßburgs OB Roland Ries und der Präfekt des Bas-Rhin, Stéphane Fratacci, haben sich dazu am Samstag besprochen. Ries sah zunächst mit mehr Polizei in den Straßen zwar keinen Grund, den "Marché de Noël" nicht stattfinden zu lassen, räumte später aber ein, diese Meinung ändern zu können. "Die Polizei hat in Sachen Sicherheit das letzte Wort", sagte Ries. OB Ries und Präfekt Fratacci wollen diese Woche beraten und entscheiden, heißt es von beiden.

Im Dezember 2000 gelang es der französischen und der deutschen Polizei, einen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt zu vereiteln. Ihre Zusammenarbeit führte dazu, vier in Frankfurt wohnhafte Algerier festzunehmen. Sorgen um die Sicherheit haben nach den Anschlägen vom Freitag neue Nahrung erhalten.

Die niederträchtigen Mordtaten in Paris haben auch Muslime zutiefst betroffen gemacht. Die Dialogbeauftragte für interreligiöse und interkulturelle Zusammenarbeit der muslimischen Gemeinde Haslach im Kinzigtal, Binnur Aksu, ist dieser Hinweis wichtig. Die Taten seien absolut nicht im Sinne des Islams oder des Korans, stellt sie im Gespräch mit unserer Zeitung klar.