Die Hornberger Werkrealschule wird mangels Schüler mittelfristig aufgelöst. Foto: Gräff

Hornberger Gremium stimmt schweren Herzens einer Auflösung zu.

Hornberg - Alles Werben um Schüler war letztlich vergebens: Die Hornberger Werkrealschule wird nicht angenommen. Der Gemeinderat hat daher in seiner Sitzung am Mittwoch einer Auflösung der Schulform schweren Herzens zugestimmt.

Die aktuellen Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Nur 40 Schüler besuchen im Schuljahr 2017/18 die Hornberger Werkrealschule. Für die Eingangsklasse 5 haben sich sieben Schüler angemeldet. 16 müssen es aber sein, damit diese gebildet werden kann.

"Schon seit einigen Jahren ist die Tendenz zu beobachten, dass diese Schulform nicht angenommen wird", sagte Bürgermeister Siegfried Scheffold in der öffentlichen Sitzung am Mittwoch. Klar sei, dass "wir auch 2018 die ›magische‹ Zahl nicht erreichen werden". Auch künftig werde sich nichts Gravierendes mehr verändern. Da die Stadt Hornberger Schulträger ist, wolle man Aktivitäten des Schulamts zuvorkommen. Daher stellte Scheffold zwei Möglichkeiten zur Diskussion. So solle die Schule geordnet auslaufen, alternativ könne das Problem aber auch ausgesessen werden. Diese Alternative würde aber bedeuten, dass die fünfte und sechste sowie die siebte und achte Klasse jeweils zusammengelegt werden müssten. Die neunte Klasse bliebe autonom.

"Festzustellen ist, dass sich sehr wenige Eltern für den Schulstandort Hornberg entschieden haben", zog Scheffold ernüchternd Bilanz. In den letzten Jahren haben sich demnach die Schülerzahlen der Werkrealschule erheblich reduziert: "Von 89 im Schuljahr 2006/07 auf 40 im Schuljahr 2017/18", so Scheffold. Auch Schulleiterin Silke Moser musste den Tatsachen ins Auge sehen: "Es macht wenig Sinn, weiter um den Bestand unserer Werkrealschule zu kämpfen", sagte sie in der Sitzung. Immer weniger Eltern würden ihre Kinder auf die Hornberger Schule schicken: "Obwohl wir ein sehr gutes pädagogisches Angebot haben, aber die Realität ist anders", so Moser.

Von 35 Werkrealschulen im Ortenaukreis gibt es laut Moser aktuell nur noch 25, Tendenz fallend: "Die Zukunftsfähigkeit ist gerade nicht mehr gegeben."

Die Rektorin machte aber auch auf ein ganz anderes Problem aufmerksam: "Selbst wenn wir die Werkrealschule mit weniger Schülern jetzt weiterführen würden, kann es durchaus sein, dass wegen des akut herrschenden Lehrermangels bestimmte Fächer vor Ort nicht mehr unterrichtet werden können."

Sicher sei, dass die Schule nicht von heute auf morgen geschlossen werde, betonten sowohl Moser als auch Scheffold. Es werde lediglich keine fünfte Klasse mehr gebildet, der Zweitwunsch der Eltern bei der Anmeldung ihrer Kinder käme in dem Fall zur Anwendung.

Sicher sei auch, dass die künftige neunte Klasse ihren Abschluss noch in Hornberg machen werde. Auf welche Werkrealschulen die Schüler der übrigen Klassen dann verteilt werden, darüber müsste noch am Runden Tisch gesprochen werden. Zu diesem kämen dann neben Schulträger und Schulleitung auch die Elternvertreter und die Schulkonferenz zusammen. Fraktionsübergreifend haben die Hornberger Gemeinderäte die Auflösung ihrer Werkrealschule bedauert.

Reichenbachs Ortsvorsteher Gottfried Bühler wollte beispielsweise wissen, wohin dann die Schüler aus dem Bereich Reichenbach künftig hinfahren müssten? "Schonach beispielsweise wäre von der Fahrzeit her für die Schüler eine Zumutung", sagte Bühler. Klar sei auch, dass die Hausacher Gemeinschaftsschule über keinerlei Kapazitäten für auswärtige Schüler mehr verfüge.

In einem ersten Schritt hat der Hornberger Gemeinderat mit einer Enthaltung (Eric Küffer, SPD) dem Antrag zugestimmt, dass keine fünfte Klasse mehr gebildet wird und Bürgermeister Siegfried Scheffold sowie Schulleiterin Silke Moser mit den Schulbehörden Kontakt aufnehmen, um das Auslaufen der Hornberger Realschule in die Wege zu leiten.

Es war zu erwarten, dass die Werkrealschule in Hornberg, wie vielerorts auch, nicht überleben wird. Einen Schuldigen für das Dilemma vor Ort zu suchen, wäre jedoch die falsche Adresse. Denn Lehrer und Schulleitung haben sich mächtig ins Zeug gelegt und alles getan, um ihren Schülern einen guten Weg ins Ausbildungsleben zu ebnen und das beste Handwerkszeug mitzugeben. Eher hat man den Eindruck, dass der landespolitische Wille zur Erhaltung der Schulform fehlt. Der Lehrermangel ist da nur ein Problem. Die Werkrealschule, vor wenigen Jahren von der Politik noch als Zukunftskonzept für Hauptschulen hochgepriesen, ist zum Auslaufmodell geworden. Eltern lehnen die Werkrealschule zunehmend ab, weil sie ihren Kindern gern die höchstmögliche Bildung angedeihen lassen wollen: mindestens Realschule, am besten aber Gymnasium. Ohne sich darüber Gedanken zu machen, ob die Art des Lernens auch zu ihrem Kind passt. Derzeit ist die Gemeinschaftsschule der Renner. Ob das aber der große Wurf ist, bleibt abzuwarten.