Die Dorfbewohner, in denen Kasper, Seppel und die Großmutter wohnen, führen ein beschauliches Leben. Und der gestrenge, aber tolpatschige Wachtmeister Dimpfelmoser (Werner Haas) achtet darauf, dass die Gesetze eingehalten werden. Foto: Gräff

Märchenspiel auf Hornberger Freilichtbühne: Trotz Donnerwetter tolle Stimmung bei Zuschauern und Darstellern.

Hornberg - Sonnenschein pur hat die Premiere des Märchenspiels am Samstag auf der Hornberger Freilichtbühne begleitet. Allerdings nur in den Gesichtern der Zuschauer und Darsteller: An den Regengüssen konnten weder Zauberer Zwackelmann noch die Fee etwas ändern.

Obwohl: Besser hätte das schlechte Wetter garnicht zum Stück passen können. Meiden doch solche Bösewichte wie Petrosilius Zwackelmann oder der Räuber Hotzenplotz den hellen Sonnentag.

Aber irgendwie musste man doch wieder Mitleid vor allem mit Letzterem haben. Wie schwer doch das Räuberleben heutzutage sei, beklagte der schwarzbärige und bis an die Zähne bewaffnete Mann: "Dieser Berufszweig ist bald ausgestorben, er lohnt sich nicht mehr."

Herrlich gespielt und gesungen von Jörg Fehrenbacher, gab er seiner Figur durch Entführung und Diebstahl wenigstens für einige Zeit den Glauben an das Räuberleben zurück. Die Großmutter (Maria Presti) hatte hingegen zwei Seiten: Auf der einen plagten sie die altersüblichen Zimperlein, sie war herzig, rührend und einem Schluck Himbeergeist immer aufgeschlossen. Auf der anderen Seite wurde sie zur Furie, als ihr die Kaffeemaschine gestohlen werden sollte.

Das wäre übrigens eigentlich die Aufgabe des tolpatschigen Wachtmeisters Dimpfelmoser – drollig dargestellt von Werner Haas– gewesen. Aber sein klappriges altes Dienstfahrrad und sein Drang, alles erst einmal zu protokollieren, ließen die Zuschauer schon ahnen, dass er zwar ein Auge auf das Gesetz warf, im Ernstfall aber völlig den Durchblick verlor. Und immer wieder wich seine Amtsstrenge der Glückseligkeit: Nämlich bei den Plaudereien mit Großmutter auf ihrem Sofa – und dem Himbeergeist.

Witz, Schlagfertigkeit und "Bauernschläue" zeichneten Julia Presti als Kasperl und Melissa Storz als Seppel aus. Mit ihrem Temperament beherrschten sie das Geschehen und spielten sich sehr schnell in die Herzen der Zuschauer. Vor allem die vielen Kinder fieberten bei ihren Abenteuern mit. Thomas Bossert dagegen konnte einem schon fast wieder leid tun, so übezeugend spielte er mit viel Herz-Schmerz den Zauberer Zwackelmann. Dieser verzweifelte fast an seinen Zauberpannen und der Dummheit vom Kasper, konnte – da sie keiner schälte – seine Lieblingsspeise Kartoffeln nicht genießen und krachte schließlich mit der Fee Amaryllis (Annette Storz) so dermaßen zusammen, dass er schließlich dem Wahn verfiel und mit einem lauten Knall platzte. Eine kurze Rolle hatte Anke Ketterer: Sie spielte die Unke und beeinduckte beim Kräutergesang mit einer ausdrucksvollen Stimme.

Alle Darsteller hätten es eigentlich verdient, namentlich genannt zu werden. So Cora Schemel als Gretel oder alle Einwohner des Orts, die singenden Bäume, tanzenden Kartoffeln oder die durchaus auch fauchenden Waldtiere. Die Zuschauer – mit Regencapes und Schirmen ausgestattet – klatschten am Schluss begeistert Beifall – um die Wette mit dem Regen übrigens. An dem und dem Donnerwetter konnte nämlich selbst Annette Storz als Fee Amaryllis nichts ändern. Auf die Frage von Kasperl, ob sie das Zaubererschloss denn wirklich ohne Blitz und Donner habe verschwinden lassen, blickte sie skeptisch zum Himmel und sagte: "Naja, nicht ganz..."