Beim Schlussapplaus 1955 (Bild oben) und heute: Die Texte sind geblieben, die Kostüme haben sich – für meinen Geschmack – sehr zum Vorteil verändert. Fotos: Archiv Ketterer/Gräff Foto: Schwarzwälder-Bote

SchwaBo-Redakteur Eckhard Gräff erlebt das "Hornberger Schießen" im sechsten Jahr / Von Anfang an begeistert

Als ich vor sechs Jahren als SchwaBo-Redakteur das Ressort Hornberg und Gutach übernahm, kannte ich den Satz "Das geht aus wie das Hornberger Schießen" in- und auswendig. Oft genug wird er zitiert, auch in Norddeutschland ist er bestens bekannt.

Nur geht es den meisten dort wie mir: Keiner weiß, was der Satz überhaupt für eine Geschichte hat. Ich übrigens zu diesem Zeitpunkt auch nicht. Wer könnte mir da also besser Auskunft geben als der Hornberger Bürgermeister. "Das verrate ich Ihnen nicht, gehen Sie einfach zur Freilichtbühne und erleben Sie das Hornberger Schießen", sagt Siegfried Scheffold damals schmunzelnd zu mir.

Das macht neugierig. So sitze ich bei der – ausverkauften – Premiere 2010 das erste Mal auf der Zuschauertribüne und erlebe im Schein der langsam untergehenden Sonne, wie sich die Hornberger vor vielen hundert Jahren auf den Besuch des Herzogs vorbereitet haben.

Na gut, als "Reingeschmeckter" verstehe ich nicht alles, was da gesagt wird. Aber ich bin begeistert: über das Ambiente dieser kleinen Freilichtbühne, über das Spiel, über die Farbenpracht der Kostüme. Und die Begeisterung der Zuschauer. Alles wird genauso aufgeführt, wie es 1955 Erwin Leisinger niedergeschrieben hat, wird mir erzählt. Dann erfahre ich: Das sind alles Laienschauspieler. "Hut ab, das ist eine tolle Leistung", denke ich mir. Jetzt wundert es mich nicht mehr, dass das "Hornberger Schießen" seit seiner Erstaufführung 1955 ein ungebrochenes Interesse erfahren hat.

"Fast 180 000 Zuschauer sind es bislang", erzählt mir Bärbel Ketterer nicht ohne Stolz. So hat es mir viel Spaß gemacht, zum 60. Geburtstag des Schauspiels in den Archiven von Bärbel Ketterer zu kramen und die Geschichte der Anfänge zu lesen. Fasziniert hat mich, dass es früher vor der Premiere des Stücks einen großen Umzug durch die Hornberger Innenstadt gegeben hat.

Das gibt es heute nicht mehr. Schade, aber irgendwie verständlich: "Das kostet enorme Planungszeit, und die Mitgliederstärke des Historischen Vereins ist auch nicht mehr so wie damals", sagt Bärbel Ketterer. Am morgigen Freitag erlebe ich übrigens zum vierten Mal das "Hornberger Schießen". Und ich freue mich drauf. Meine Freunde aus dem Saarland kommen auch, meine Freunde aus Kiel waren 2013 schon da. Ihnen habe ich übrigens auch nicht verraten, wie das Hornberger Schießen nun ausgeht. Schließlich ist es viel schöner, es selbst anzuschauen und so die Lösung vor Ort zu erfahren.             Eckhard Gräff