Lina Weidner las aus ihrem Buch "Erinnerungen. Foto: Gebauer Foto: Schwarzwälder-Bote

89-Jährige liest aus "Erinnerungen: Mein persönliches Lesebuch"

Hornberg (tg). Ein zahlreiches Publikum hatte die 89-jährige Lina Weidner bei ihrer Lesung am Freitag im Stephanus-Saal. Die gebürtige Hornbergerin trug aus ihrem Buch "Erinnerungen: Mein persönliches Lesebuch", das sie vor etwa zehn Jahren veröffentlichte, vor. Dies waren Szenen und Erlebnisse aus einer überwiegend besonnten Kindheit und Jugend, sie genossen die liebevolle Schilderung dörflich geprägter Idylle und damaliger Lebensart und fühlten sich in die eigene Jugend zurückversetzt. Die Idylle blieb freilich nicht ewig ungetrübt, sondern wurde durch dem II. Weltkrieg überschattet.

War es für die Älteren unter den Besuchern zunächst also eine stimmungsvolle Erinnerung an Kindheitstage, zugleich aber auch so etwas wie eine Begegnung mit den Schatten der Vergangenheit. So erfuhren die jüngeren unter den Zuhörern etwas von der Geschichte ihrer Heimat und dazu Geschichten aus dem Leben.

Und natürlich gab es auch für die Autorin – 1925 in Hornberg geboren und wohnhaft gewesen, bis sie nach ihrer Heirat mit Landgerichtsdirektor Horst Weidner vor vielen Jahren nach Offenburg umzog – bei dieser Lesung ein herzliches Wiedersehen mit gleichaltrigen Hornbergern, die der rüstigen alten Dame gern die Hand schüttelten und sich über die Begegnung sichtlich freuten.

Das erwähnte Buch, so heißt es in einer Besprechung, habe sie für ihre drei Kinder und ihre vier Enkelkinder geschrieben. Man habe sie jedoch überreden können, es auch anderen zugänglich zu machen. In ihren "Erinnerungen" erzählt Lina Weidner von ihrer Kindheit und Jugend in Hornberg, von ihren drei Brüdern, von der Mutter, die sich bemühte, das harte Leben während der Kriegs- und Nachkriegszeit erträglich zu gestalten und den früh verstorbenen Vater zu ersetzen.

Ergänzt wurden die "Erinnerungen", zu denen auch jugendliche Streiche und Geschichten voller Übermut gehörten, durch eine Auswahl von Gedichten, die Weidner für viele Gelegenheiten reimte, auch Mundartliches.

Damit es nicht allzu schwer würde, hatte sich Lina Weidner mit ihrer Tochter Sybille die Vorträge geteilt. Nach dem Gedicht "Heimat", das sie beide unisono deklamierten, übernahm Sybille vorzugsweise die Lesung von Kapiteln aus dem Buch, während ihre Mutter sich die eingestreuten, selbst verfassten Gedichte vorbehielt.

Aus allem Geschriebenen und hier Zitierten war spürbar, dass die Autorin ihre Heimat immer wie einen Schatz in ihrem Innern bewahrte und sie nie vergaß. Mit langem Beifall dankten die Zuhörer am Ende für eine genussvolle, reichlich mit Poesie und Prosa angefüllte Stunde.