Anna-Lena Baumann (zweite von rechts) zusammen mit ihrer Mutter Alexandra Baumann.(links). mit einem Teil ihrer Lerngruppe, Mit Hilfe von Lernheften vermitteln sie Asylbewerbern Deutsch-Grundlagen. Foto: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Deutschkurs von freiwilligen Helfern für Asylbewerber bringt die Kulturen näher zusammen

Von Anna-Lena Baumann

Hornberg. Es ist Mittwochmorgen, 10 Uhr, und langsam füllt sich der Raum des evangelischen Pfarrhauses mit Menschen unterschiedlichen Alters. Alle haben ein Ziel: Deutsch zu lernen.

Rund 115 Asylbewerber leben derzeit in Hornberg. Freiwillige Helfer haben sich bereit erklärt, diese Menschen zu unterstützen, damit sie sich im Alltag zurechtfinden.

Dazu gehört auch das Erlernen der deutschen Sprache. Eine der Stationen dabei ist das evangelische Pfarrhaus. Dort geben wir freiwilligen Helfer den Asylsuchenden Mittwochs und Freitags für je zwei Stunden Deutschunterricht. Jeder der Lehrenden hat dabei seine ganz eigene Motivation, an dem Projekt mitzuwirken. Um den Menschen die Möglichkeit zu geben, sich integrieren zu können, ist es besonders wichtig, dass sie zunächst unsere Sprache lernen.

Momentan steckt der Deutschunterricht noch in den Anfängen und ist nicht immer ganz einfach zu gestalten. Da man in Syrien arabisch spricht, müssen die Schüler erst unsere lateinische Schrift lernen. Es ist für sie sehr ungewohnt, von links nach rechts, anstatt von rechts nach links zu schreiben und zu lesen.

Den Meisten gelingt es jedoch mittlerweile, und sie sind nun schon so mit unserem Alphabet vertraut, dass sie zügig ihren Wortschatz erweitern und sich an kleine grammatikalische Herausforderungen heranwagen. Begrüßungs- und Verabschiedungsrituale vertiefen sich in jeder Stunde.

Als Hilfsmittel stehen uns "Lehrern" ein Arbeitsbuch, ein Vokabelheft und Arbeitsblätter zur Verfügung. Doch wir "lehren" in diesen zwei Stunden nicht nur, wir lernen auch selbst etwas. Zum einen natürlich über die Kultur und die Gebräuche in Syrien, zum anderen werden uns immer wieder begeistert erste arabische Worte beigebracht.

Da der Unterricht freiwillig ist, ist es umso erfreulicher, jedes Mal aufs Neue alle begrüßen zu dürfen. Insgesamt besteht die Gruppe aus etwa zwölf Personen. Davon ist der größere Teil Männer, da die meisten Frauen zu Hause noch kleine Kinder zu versorgen haben. Geschwänzt wird nur in Ausnahmefällen, wenn sich zum Beispiel Arzt- oder Behördentermine nicht verschieben lassen. Unsere Schüler sind sehr motiviert, Deutsch zu lernen und das Gelernte umzusetzen.

Deutschunterricht zu geben heißt in dieser Gruppe aber nicht nur Wissensvermittlung der deutschen Sprache, sondern auch Fragen unterschiedlichster Art zu beantworten. Das können Themen der Ernährung sein oder das Abklären von Hilfsmitteln, die eventuell noch benötigt werden. Aktuell gilt es, ganze Familien mit Winterkleidung und Schuhen auszustatten. Manchmal genügt es aber auch, einfach nur da zu sein, wenn sie das Heimweh nach den Verwandten und der Heimat plagt. Da hat jeder Schüler seine ganz persönliche Geschichte.

Trotz ihrer im Moment nicht einfachen Lage, versuchen die Schüler uns Lehrern immer wieder ihre Dankbarkeit zu zeigen. Mal sind es die leckeren, selbst gebackenen Kekse aus ihrer Heimat oder eine Kostprobe ihrer nationalen Küche.

Nach jeder Deutschstunde zeigt uns der Blick in die zufriedenen Gesichter, dass es richtig ist, sich für die in Not geratenen Menschen zu engagieren und ihnen den Weg in ein problemloses Leben in Deutschland zu ermöglichen. Schließlich lässt niemand freiwillig seine Familie, sein Leben zurück.