Oase der Ruhe: An ihrem Schreibtisch hat Irmtraud Henke kreativ arbeiten und planen können. Das kleine Bild entstand bei ihrer Bestellung zur Konrektorin am 15. März 1998. Fotos: Gräff/Archiv Gebauer Foto: Schwarzwälder-Bote

Irmtraud Henke, Rektorin der Hornberger Wilhelm-Hausenstein-Schule, fällt das Abschiednehmen schwer

Zwei Herzen schlagen in der Brust von Irmtraud Henke. Einerseits überwiegt nämlich bei der scheidenden Rektorin der Hornberger Wilhelm-Hausenstein-Schule die Wehmut. "Vor allem, wenn ich an die Schüler, an das Kollegium, an den Unterricht und an das pädadogische Gestalten denke, welches mir sehr fehlen wird", sagt Henke im Gespräch mit dem SchwaBo.

Andererseits hört sie auch auf ihr zweites Herz: "Wenn ich nämlich an die Veränderungen in der Bildungslandschaft in den vergangenen Jahren denke, dann freue ich mich auf den Ruhestand." Dabei steht sie Veränderungen durchaus positiv gegenüber. Allerdings mit Bedingungen. "Erstens darf Bildungspolitik einfach keine Parteipolitik sein und zweitens kann die Bildungspolitik nicht auf dem Rücken von Kindern und Eltern ausgetragen werden", betont Henke. Zudem müsse Bildungspolitik Bundes- und nicht Ländersache sein.

Dennoch strahlen ihre Augen auf die Frage, ob sie ihren Beruf wieder ergreifen würde: "Ja ich liebe meinen Beruf als Lehrerin und das war schon mein Wunsch als kleines Mädchen."

Und darauf hat Irmtraud Henke zielstrebig hingearbeitet. Nach ihrem Abitur am Hausacher Gymnasium 1971 hat sie bis 1974 an der PH Karlsruhe die Fächer Englisch und Geschichte studiert. Danach tritt sie ihren Dienst an der Hornberger Schule an: "Das war noch unter Rektor Willy Moser und Konrektor Adolf Heß", erinnert sie sich. Von 1986 bis 1992 unterbricht sie ihren Schuldienst aus familiären Gründen.

Schon in dieser Zeit hatte ihr der tägliche Kontakt und die Arbeit mit den Schülern gefehlt, obwohl ihre Kinder sie voll in Anspruch genommen haben.

Anbsgar Barth ernennt Henke zur Konrektorin

Der Rest ist schnell erzählt: "Am 15. März 1998 wurde ich vom damaligen Schulamtsdirektor Ansgar Barth zur Konrektorin ernannt, Rektor war Hubert Ziegler", sagt Henke. Seit 2004 leitet sie nun die Schule.

Und erinnert sich in der ganzen Zeit an einen Satz, den ihr Willy Moser mitgegeben hat: "Manche können nie gut rechnen, manche ihr Leben lang nicht gut schreiben. Aber sie sind und bleiben Menschen". Diesen Satz hat Irmtraud Henke bei ihrer Arbeit immer beherzigt: "Es hat mich glücklich gemacht, die Schüler so zu begleiten, dass sie schließlich ihren eigenen Weg gehen konnten", sagt sie rückblickend.

Überhaupt hat ihr die Arbeit mit Kindern Spaß gemacht: "Sie zeigen ihre Gefühle immer ehrlich und unverstellt und lassen uns so teilhaben an ihrer Freude und Begeisterung genauso wie an ihrer Wut, Trauer oder Enttäuschung."

Nie vergessen wird sie das frohe, glückliche Lachen der Schulkinder: "Das hat alle Anstrengungen und auch manchen Frust entlohnt."

Henke musste aber auch die andere Seite kennenlernen: "Das Gefühl von Ausweglosigkeit und hilfloser Ohnmacht werde ich auch nicht vergessen, wenn ich die Kinder erleben musste, die in ganz schwierigen Verhältnissen Opfer ihrer Umgebung werden und stark leiden müssen." Diese Erfahrungen haben Irmtraud Henke dann "tief betroffen" bemacht.

Für viel Unruhe haben auch die vielen Veränderungen in den vergangenen Jahren gesorgt, welches die Vollblutpädagogin nicht zur Ruhe kommen lassen.

Schule soll eigentlich Vertrauen schaffen

Wieder schneidet sie im Gespräch das Thema an, welches ihr auf der Seele brennt: "Gerade im Bereich Schule sollte doch mit Ruhe, Sicherheit, Klarheit und Verlässlichkeit bei Schülern, Eltern und Lehrern für Vertrauen und Stabilität gesorgt werden."

Aber die Hektik, die zu schnell gefassten Entschlüsse und die Maßnahmen, deren Auswirkungen erst nach vielen Jahren in vollem Umfang deutlich werden, hat nach Ansicht Henkes die Arbeit der Pädagogen doch sehr stark beeinflusst. "Wie sollen Lehrkräfte den Eltern geeignete Ratschläge für die schulische Laufbahn ihrer Kinder geben, wenn sie selbst nicht recht wissen, was morgen gültig sein wird?", fragt sie sich.

Viel hat die Rektorin durch ihre Hartnäckigkeit und zusammen mit ihrem Team in der Hornberger Schule erreichen können. Beispielsweise die offene Ganztagesschule, welche ja jetzt flächendeckend eingeführt wird.

Dann die Einführung der Werkrealschule, die Henke allerdings kritisch sieht: "Mit neuen Namen und neuen Etiketten werden keine Schüler in ihrem Lern- und Entwicklungsprozess unterstützt."

Irmtraud Henke ist trotzdem froh, dass die Werkrealschule auch die kommenden zwei Schuljahre in Hornberg besteht.

Zwei Jahre lang Zeit für viele gute Gespräche

In dieser Zeit können viele Gespräche geführt werden: "Eine gut aufgestellte Grundschule könnte mit der Orientierungssufe in Klasse 5 und 6 ausgeweitet werden und ein längeres Lernen könnte genauso ein guter Weg für Hornberg sein wie auch die enge Kooperation mit der weiterführenden Realschule", ist sie sich sicher.

Am kommenden Montag wird Irmtraud Henke offiziell verabschiedet. Und spätestens dann schlagen wieder ihre zwei Herzen: "Ich werde sie vermissen, die Schüler, die vielen guten Gespräche mit dem Kollegium, die strahlenden Kinderaugen, die Arbeiten in meinem Büro", sagt Henke.

Aber dann strahlen ihre Augen wieder: "Mein Mann und ich freuen uns erst einmal so richtig auf eine Zeit ohne Termine und Verpflichtungen, ohne Wecker und Kalender." Treiben lassen wollen sich sich und all die schönen Dinge in Angriff nehmen, die sie sich für das Pensionärsleben aufgespart haben.

Natürlich wieder verbunden mit einem "Aber": "Vielleicht werden wir uns auch mal wieder engagieren, beispielsweise vereinsmäßig", sagt sie. Eckhard Gräff