Einfach ist es nicht immer, dennoch unterrichtet die Hornbergerin Anna-Lena Baumann sehr gerne die Kinder. Foto: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Seit zehn Monaten unterrichtet die Hornbergerin Anna-Lena Baumann Englisch in Peru / Schön-schwierige Arbeit

Hornberg/Lima. Zehn Monate sind schon vergangen, seit Anna-Lena Baumann nach Peru gegangen ist, um in einem Kinderheim zu arbeiten. Lange dauert es nicht mehr, bis sie wieder deutschen Boden betritt. Die Rückkehr in die alte Heimat sieht die Hornbergerin mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Ich kann sagen, dass ich mich in Tablada eingelebt habe, die spanische Sprache gut beherrsche, meine Arbeit toll finde und ganz viele nette Menschen kennengelernt habe, die mir mit der Zeit wichtig geworden sind.

Hier im Hogar geht die Arbeit ansonsten routiniert voran. Dreimal die Woche gebe ich Englischunterricht: einmal den Erstklässlern, dann den Zweit- und Drittklässlern und den Großen von 12 bis 14 Jahren.

Bei den Kleinsten ist es relativ einfach, eine gelungene Englischstunde hinzubekommen, da sie sehr motiviert sind. Ihnen macht es viel Spaß, durch Singspiele und auch Malaufgaben die englische Sprache zu lernen.

Bei den Großen ist es schon schwieriger. Völlig unmotiviert finden sie sich in das Klassenzimmer ein. Es stellt mich jedes Mal vor eine wahre Herausforderung, einen guten Unterricht abzuhalten und damit zu verhindern, dass die Schüler das Interesse verlieren. Mir ist rasch klar geworden, was die Gründe hierfür sind. Zum einen werden in den Klassen mehrere Altersstufen zusammengefasst, und zum anderen hat dadurch bedingt jedes Kind ein unterschiedlich hohes Leistungsniveau. Unter diesen Umständen ist es kein Wunder, dass das Wissen der Kinder nur langsame Fortschritte macht.

Es ist zwar auch in den ärmeren Teilen Limas angekommen, wie wichtig Schulbildung und somit auch das Erlernen einer Fremdsprache ist. Jedoch hapert es gewaltig an der Umsetzung in den Schulen. Durch die Begleitung eines Kindes an dessen Schule konnte ich einen groben Einblick bekommen. Das Unterrichtskonzept unterliegt ganz anderen Bedingungen und das Berufsbild des Lehrers ist nicht mit dem unsrigen vergleichbar. Die Klassen werden an den staatlichen Schulen zum Beispiel in Vormittags- beziehungsweise Nachmittagsklassen gegliedert. Nun ist es bekannt, dass die Kinder des Vormittagsunterrichts ein deutlich höheres Leistungsniveau haben als die Kinder, die den Nachmittagsunterricht besuchen.

Ein Lehrer hier an der Schule sieht seine Aufgabe anders definiert als bei uns. Während man in Deutschland öfters vom "Förderwahn" überrollt wird, interessiert es hier wenig, ob ein Kind die nächste Klassenstufe erreicht oder nicht. Hier werden Defizite eines Kindes öfter ausgemerzt, indem auffällige Kinder degradiert werden. Das kann ungefähr so aussehen, wie im Falle eines Kindes in meiner Gruppe: Der kleine Junge kam im März in die erste Klasse und stellte sich absolut stur, was das Lernen von Lesen und Schreiben anging. Sein Sozialverhalten war und ist immer noch quasi nicht vorhanden – es wird geschlagen und gebissen. Außerdem hat er enorme Konzentrationsprobleme. Folge davon: Er stört den Unterricht.

Schon nach kurzer Zeit beschloss die Lehrerin, dass sie den Kleinen nicht mehr in der Klasse haben möchte und schickte ihn zurück in den Kindergarten.

Diese Vorgehensweise ist leider keine Seltenheit und macht mir deutlich, wie wichtig es ist, seine eigene, persönliche Motivation nicht aus den Augen zu verlieren und das Wohl eines jeden Kindes immer wieder als oberstes Ziel zu sehen. Es sollte nicht das Größte sein, den 6. Juli als "Tag des Lehrers" zu feiern, an dem alle Lehrer frei bekommen, sondern das Schönste, wenn Kinderaugen strahlen, da sie Großes vollbracht haben.