Mehr als 120 Angehörige ehemaliger Insassen der Haslacher NS-Lager nahmen an der Gedenkfeier teil. Foto: Kleinberger

Ein Mahnmal gegen das Vergessen: Die Gedenkstätte Vulkan erinnert an das Leiden der KZ-Häftlinge, die in Haslach und in den Stollen des „Vulkan“ Zwangsarbeit leisten mussten, litten und starben. Am Sonntag wurde das 25-jährige Bestehen gefeiert.

Die Überlebenden, zu denen die Gedenkstätten-Verantwortlichen um Sören Fuß jahrzehntelang den Kontakt gepflegt haben, sind inzwischen verstorben – der letzte Überlebende, Michel Bouchey, starb im Juni. Trotzdem waren viele Gäste bei der Feier dabei: Mehr als 120 Angehörige der Überlebenden – Geschwister, Kinder und Enkel – waren der Einladung gefolgt und nahmen Anteil. Martine Bouchey, die Tochter von Michel Bouchey, erinnerte bei der Gedenkfeier an ihren Vater.

Am Sonntag ging es für die Gruppe zunächst zum Ehrengrab auf dem Friedhof. 223 Menschen starben in den Haslacher Lagern, 75 sind im Ehrengrab begraben. Der evangelische Pfarrer Christian Meyer und die katholische Gemeindereferentin Petra Steiner zelebrierten die Gedenkstunde, bei der sie auch darauf hinwiesen, wie wichtig es sei, die Erinnerung an die Gräueltaten der Nazizeit für die Nachwelt zu erhalten.

Zehn der Toten bekamen in den vergangenen Jahren durch Recherchen oder manchmal auch Zufälle ihre Namen zurück. Für jeden dieser Toten legte Steiner eine Sonnenblume nieder.

Die Feier an der Gedenkstätte wurde unter anderem von Justizministerin Marion Gentges (CDU), Staatssekretärin Sandra Boser (Grüne), den Bundestagsabgeordneten Johannes Fechner (SPD) und Yannick Bury (CDU) sowie Ehrenbürger Heinz Winkler verfolgt. Zunächst stellte Bürgermeister Philipp Saar heraus, dass der Weg zur Etablierung einer Gedenkstätte vor 25 Jahren nicht einfach gewesen sei. Den Initiatoren gelte daher hoher Respekt. Der von Schülern initiierte „Weg des Erinnerns“ zeige, dass die Erinnerungskultur auch bei der jüngeren Generation einen wichtigen Stellenwert habe.

Ort „unermesslichen Leidens“

Gedenkstättenleiter Sören Fuß bezeichnete das Lager Vulkan als „Ort unermesslichen Quälens, Leidens und Sterbens“ – die „Hölle Vulkan“. Dann gerieten die Lager nahezu in Vergessenheit – bis einige Gemeinderäte planten, die Gedenkstätte zu realisieren. Bei der Suche nach überlebenden Häftlingen lernten sie Michelle Bicheray kennen, Tochter eines ehemaligen Häftlings, die die Gruppe bei ihren Bemühungen tatkräftig unterstützte. So waren bei der Einweihung auch 42 Überlebende mit ihren Familien dabei. Ein bedrückender Tag, aber für die Häftlinge auch eine Befreiung: „Weil ihre traumatischen Erlebnisse dem Verschweigen und Vergessen entrissen wurden“, so Fuß. Es sei fast beschämend gewesen, wie herzlich die ehemaligen Gefangenen gewesen seien. Aber es seien Freundschaften entstanden und so habe die Gedenkstättenarbeit auch zur Versöhnung beigetragen.

Erinnerung heutzutage wach zu halten, ist wichtig

Laut Gentges mache die Gedenkstätte begreifbar, dass die Gräueltaten des Naziregimes nicht nur irgendwo weit weg und von politischen Eliten begangen wurden. Auch heute sei wichtig, dass jede und jeder Einzelne sich einsetze und nicht wegschaue.

Auch Schüler des Bildungszentrums zeigten mit bewegenden Redebeiträgen, dass die Erinnerungskultur in Haslach weiter gelebt wird.

Darum geht’s

Von September 1944 bis April 1945 befanden sich in der Stadt Haslach drei nationalsozialistische Lager. Insgesamt waren dort mehr als 1700 Häftlinge aus 21 Nationen interniert, sie wurden als Zwangsarbeiter eingesetzt. Am Ort der heutigen Gedenkstätte Vulkan mussten die Zwangsarbeiter im Steinbruch arbeiten und wurden später auch im dortigen Stollen untergebracht. Mehr als 220 Häftlinge überlebten ihre Zeit in Haslach nicht.