Sven Götz (Zweiter von rechts) zeigt Thorsten Beck und zwei Schülerinnen, wie die Patties für die Tofu-Burger geformt werden. Foto: Reinhard

Wirtschaftsgymnasiasten bereiten im Rahmen ihres Seminarkurses ein fleischloses Menü zu.

Hausach - Feldsalat mit Avocado-Birne-Dressing, Tofu-Burger mit Chili-Ketchup und Pancakes mit Himbeer-Joghurt-Eis: Dieses vegane Menü haben Zwölftklässler des Wirtschaftsgymnasiums gekocht – sozusagen zu wissenschaftlichen Zwecken.

Sieben Schülerinnen und ein Schüler wuselten am Montagnachmittag durch die Mensa-Küche, schnippelten und pürierten Gemüse, brieten Patties für die Burger an und würzten Tofu. Was auf den ersten Blick nach einem netten Kochnachmittag aussah, war für die Jugendlichen aber die Umsetzung von theoretisch Erfahrenem in die Praxis: Im Rahmen des Seminarkurses "Gesund sein – gesund bleiben" beschäftigten sich die Schüler unter anderem intensiv mit dem Thema Ernährung.

Dabei hatten sie vergangene Woche einen Text zur biochemischen Grundregulation mit Blick auf den Säure-Basen-Haushalt gelesen. Der Autor empfahl eine basische Ernährung, "und zwischen dieser und der veganen gibt es Schnittmengen", erklärt Thorsten Beck, der zusammen mit Thomas Schneeberger den Kurs leitet. Aus diesem Grund habe er den Veganer und "Kinzigtal goes vegan"-Mitbegründer Sven Götz eingeladen, der den Schülern erläuterte, warum er eine vegane Ernährung für ideal hält und was eine solche Lebensweise für ihn im Alltag bedeutet. Danach stellte er sich einer Diskussion mit den angehenden Abiturienten. "Es geht darum, der Person zu begegnen, die für ihr Konzept steht und Expertenwissen einzuholen", begründet Beck diesen Schritt.

Damit es aber nicht bei diesen theoretischen Erläuterungen blieb, trafen sich Götz, Beck und die Schüler in der Mensa, sodass die Jugendlichen selbst erfahren konnten, was veganes Kochen und eine vegane Lebensweise in der Praxis bedeuten.

Götz hatte das Menü zusammengestellt: Feldsalat mit Avocado-Birne-Dressing, Tofu-Burger mit Chili-Ketchup und Pancakes mit Himbeer-Joghurt-Eis. "Man kann so ein gemeinsames Kochen natürlich immer unter ein bestimmtes Motto stellen, aber ich fand es besser, den Schülern erst einmal etwas Bekanntes wie Burger zu bieten", erläutert er.

Dabei ginge es nicht darum, die Schüler zu "missionieren", wie Beck betonte: "Wir wollen ihnen nicht den Königsweg vermitteln, sondern verschiedene Ernährungsweisen anschauen und Perspektiven vermitteln", sagte er. Besonders interessant sei das in dem Zusammenhang, dass die jungen Menschen sich noch nicht in der Situation befinden, dass sie einen eigenen Haushalt führen müssen, die Eigenständigkeit und der Wegzug von Zuhause bevorstehen. "Spätestens dann müssen sie zu der Frage ›wie möchte ich mein Leben gestalten?‹ Position beziehen. Langfristiges Ziel ist es, eine Art Lebensklugheit zu entwickeln", so Beck. Er selbst interessiere sich nach einer Ernährungsumstellung für die vegane Lebensweise, verzichte aber zum Beispiel bei besonderen Anlässen nicht auf Fleisch.

Wie die Schüler sich ernärhungsmäßig entwickeln werden, steht noch offen, aber Götz freute sich schon einmal über ihre Offenheit. "Sie sind aufgeschlossen, neugierig und noch nicht so eingefahren wie einige ältere Menschen", meinte er. Das Kochen mit ihnen funktioniere gut, was wohl aber auch daran lag, dass sie tatkräftige Unterstützung von Mensa-Betreiberin Elke Nolte bekamen. Die hatte ihre Hilfe sowie das Stellen der Küche sofort zugesagt, als Beck bei ihr anfragte. "Dann lerne ich ja auch noch was", hatte sie sich gefreut. Und so half sie den Jugendlichen beim Bearbeiten der Zutaten, gab Tipps und behielt den Überblick. Aufgeteilt in drei Gruppen kümmerten sich die Schüler jeweils um einen Gang. Der Aufwand sei nicht so groß wie gedacht, war ihre einhellige Meinung, einige Zutaten wie zum Beispiel Mandelmus seien ihnen bisher aber fremd gewesen.

Die Ergebnisse des Kochnachmittags konnten sich sehen lassen und luden zum gemeinsamen Verspeisen ein. Und geschmeckt hat es den Schülern auch.

Ein Seminarkurs ist eine sogenannte Besondere Lernleistung an allgemeinbildenden oder beruflichen Gymnasien. Geschult werden verschiedene Methoden und das wissenschaftliche Erarbeiten eines Themenschwerpunktes. Er kann die Präsentationsprüfung (fünftes Prüfungsfach) im Abitur ersetzen.