Dass in der Mühlenstraße 30 künftig Flüchtlinge einziehen sollen, trifft nicht nur auf Zuspruch. Foto: Reutter

Haslacher Stadträte stimmen Vorschlag der Verwaltung zu. Kopfschütteln über Wertminderungs-Befürchtung.

Haslach - Zur künftigen Unterbringung von Asylbewerbern in Haslach hat Hauptamtsleiter Adrian Ritter in der jüngsten Stadtratssitzung einige Informationen gegeben. Die Bürgervertreter haben sich dabei klar für eine Willkom-menskultur ausgesprochen.

Mit ihrem einstimmigen Votum für den Verwaltungsvorschlag, künftige Asylbewerber unter anderem in der Mühlenstraße 30 unterzubringen, haben sie nicht dem Wunsch aller Haslacher entsprochen. Die Anlieger waren nämlich vorab von der Verwaltung über das Vorhaben informiert worden. Eine Antwort darauf war, dass eine Wertminderung befürchtet wird.

"Mich hat erschrocken, dass das von jemand kam, der selbst einen Migrationshintergrund hat", meinte Martin Schaeffer (Grüne). Er sprach sich dafür aus, Nächstenliebe zu zeigen. Karla Mahne hatte zuvor schon den Standpunkt der CDU-Fraktion unmissverständlich deutlich gemacht. Wenn man die Bilder der Flüchtlinge sehe, herrsche zwar allseits Betroffenheit. Aber damit habe es sich auch vielfach, wenn es darum gehe, dass die Leute in die Nachbarschaft einziehen sollen. In der Vorlage von Ritter habe sie folgenden Satz besonders gut gefunden: "Eine ordentliche Unterbringung ist der erste Schritt auf dem Weg zu einer erfolgreichen Integration." Michaela Vetter (CDU) fand auch, dass Alternativen wie die Unterbringung in Turn- oder leer stehenden Fabrikhalle keine Optionen sein sollten. "Es ist wichtig und notwendig, die Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen", sagte Mahne. Zum Glück gebe es dafür in Baden-Württemberg Mindeststandards wie beispielsweise zur Größe der Unterbringung. Zudem meinte Mahne, dass die Neuankömmlinge auch eine Bereicherung für die Stadt darstellen können.

"Ich hoffe, dass die Nachbarn die Leute willkommen heißen", unterstützte Herbert Himmelsbach für die SPD den Vorschlag der Verwaltung. Von einem "sehr, sehr guten Konzept" sprach der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler Joachim Prinzbach. Sein Wunsch ist, dass eine Balance mit den Einwohnern gefunden wird und der Arbeitskreis Asyl weiter erfolgreich arbeitet.

Als "Erfolgsgeschichte" für eine gelungene Integration hatte Ritter das Beispiel der zehn Flüchtlinge angeführt, die in diesem Jahr in Haslach im städtischen Gebäude "Innerer Graben 17" untergebracht wurden. Um diese kümmern sich im Arbeitskreis Asyl einige Ehrenamtliche, die dabei von der Caritas und der Stadt Haslach unterstützt werden (wir berichteten).

Die Anzahl der Asylanten, die 2015 der Hansjakobstadt zugewiesen werden, steht noch nicht fest. Die Verwaltung geht aber davon aus, dass mindestens die gleiche Anzahl – also wieder zehn – unterzubringen ist (siehe auch Info).

Aufgrund des baulichen Zustands könnten die Neuankömmlinge laut Verwaltung nicht langfristig in der Obdachlosenunterkunft in der Mühlenstraße 15 untergebracht werden. Stattdessen soll das Gebäude Mühlenstraße 30, das nicht zu wirtschaftlich vertretbaren Konditionen veräußert werden konnte, genutzt werden. Das Haus, das verteilt auf drei Etagen eine Gesamtfläche von rund 184 Quadratmetern hat, muss allerdings für etwa 40 000 Euro Instand gesetzt werden. Für die Unterbringung der Asylanten überweist das Landratsamt aber monatlich fünf Euro pro Quadratmeter und übernimmt auch die Nebenkosten. Zudem bekommt jede Kommune einmalig pro aufgenommen Flüchtling 135 Euro und das Landratsamt beteiligt sich an den Kosten der Wohnungseinrichtung.

Eine weitere Unterbringungsmöglichkeit könnte sich in Bollenbach bieten. Dort hat ein Einwohner der Stadt eine Vier-Zimmer-Wohnung mit einer Fläche von 100 Quadratmetern angeboten. Nach Meinung der Verwaltung könnte dort eine Familie mit sechs oder mehr Mitgliedern untergebracht werden. "Für mehrere Familien wäre es aber nicht geeignet", meinte Ritter. Formell würde in diesem Fall die Stadt die Wohnung anmieten. Allerdings würde die Kosten das Landratsamt zu den gleichen Konditionen wie in der Mühlenstraße oder wie bereist im Inneren Graben übernehmen.

Sollte das Landratamt auf beide Optionen zurückgreifen und Haslach damit eventuell mehr Asylanten aufnehmen, als die Gemeinde eigentlich müsste, würde dies auf die Zuteilung im Jahr 2016 angerechnet, erklärte Ritter.

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