Traumhaft schöne Aussicht: Die Sitzgruppe ist etwas versteckt zwischen Bäumen. Foto: Gräff

Severin Uhl kümmert sich um die Instandhaltung der Hausacher Wanderweg.

Hausach - Severin Uhl ist ehrenamtlicher Wegewart des Schwarzwaldvereins Hausach. Und Ansprechpartner für rund 150 Kilometer Wanderwege auf Hausacher Gemarkung, die der Ortsverein betreut. "Was ist eigentlich die Aufgabe eines Wegewarts", möchte ich wissen. Ich treffe mich daher mit Severin Uhl, damit er mir etwas über seine Arbeit erzählt. Das macht der Wegewart gerne. Allerdings nicht im heimischen Wohnzimmer, sondern vor Ort.

So lerne ich einen Teil von Uhls Betreuungsgebiet kennen und erlebe hautnah seine Verbundenheit mit der Natur. "Wir arbeiten, damit andere die Schönheit unserer Natur genießen können", umschreibt er den Sinn seiner Tätigkeit. Etwas handwerkliche Begabung sollte auch vorhanden sein: "Mit Schaufel und Pickel müssen Sie auch umgehen können", sagt Uhl und lacht.

Wir gehen einen schmalen und sehr steilen Wanderpfad oberhalb Hausachs Richtung Spitzfelsen hinauf. Die Strecke ist ein kleiner Teil des Westwegs und gut begehbar. Aber nur, weil Büsche und Sträucher sauber zurückgeschnitten und das Gras gemäht sind. Ich wundere mich: "Ein Rasenmäher passt hier aber kaum rauf." Uhl schmunzelt: "Ich bin einer der wenigen, die noch mit der Sense arbeiten können", erzählt er mir. Schere, Sense, Pickel, alles Werkzeug, was Uhl für die Instandhaltung der Wege benötigt, schnallt er sich auf seinen Rücken, dann zieht er los. Normalerweise.

Bei unserer Wanderung belässt er es bei Erzählungen und Erklärungen. "Die Markierungen und Beschilderungen der Wege müssen regelmäßig kontrolliert, zweimal im Jahr gereinigt und bei Bedarf ausgewechselt werden", beschreibt Uhl einen – weniger anstrengenden – Teil seiner Arbeit.

Immer wieder durchläuft der 77-Jährige sein Gebiet, kontrolliert den Zustand der Wege, entfernt Geröll oder repariert Schäden. Wie zum Beispiel Bremsspuren von Mountain-Bikern. Ich staune, dass diese auch auf dem sehr schmalen und steilen Stück unterwegs sind. Uhl zeigt mir in einer Kurve ein Wegstück, welches nach unten hin abgebrochen ist, der Split ist stark beschädigt.

"Hier hat ein Mountain-Biker in der scharfen Kurve voll abgebremst und alles weggeschleudert", erklärt er mir. Das Stück muss schnellstens ausgebessert werden, damit die Wanderer nicht abrutschen. Etwas weiter oben sind das hangseitige Gras und der Boden ziemlich aufgewühlt. "Das sind die Kühe, das ist nicht weiter schlimm", lacht Uhl. Aufpassen muss er nur, dass der Hang nicht zu sehr aufgelockert wird: "Bei Starkregen könnte das alles ins Rutschen kommen und den Wanderpfad zuschütten." Damit das Regenwasser nicht den ganzen Weg überspült, hat Severin Uhl in gewissen Abständen Regenabflussrinnen in den Weg gehackt. Den gleichen Zweck erfüllen Ausgrabungen, hier kommen Pickel und Schaufel zum Einsatz.

Aber wie schafft ein einzelner Mensch 150 Kilometer Waldweg? "Gar nicht", sagt Uhl, natürlich hat er seine Mitstreiter. Fünf weitere Ehrenamtliche sind es, die sich die Wegearbeiten auf Hausacher Gemarkung aufgeteilt haben: Severin Decker, Johannes Hornig sowie Gernot Issel, Richard Uhl und Franz Schmid.

Inzwischen sind wir aus dem Wald herausgekommen. Auf einer Lichtung gibt es einen schönen Blick auf Hausach. Dort steht auch ein Wegweiser mit einer roten Raute. "Hier geht der Westweg weiter, wäre es eine gelbe Raute, würde das einen örtlichen Wanderweg anzeigen", sagt Uhl. Dann fordert er mich auf, ihm noch weiter zu folgen: "Ich möchte Ihnen noch meinen Lieblingsplatz zeigen." Nochmal geht es einen steilen und schmalen Pfad nach oben.

Ich staune über meinen rüstigen Wanderführer. Gleichzeitig fällt mir aber auch ein, was pauschal gerne mal über Schwarzwaldvereine gesagt wird: "Die werden immer älter." "In gewisser Weise stimmt das auch, zumindest was die Wegewarte betrifft", bestätigt Uhl. Denn Wegewart kann in der Tat nur einer sein, der die ganze Woche über flexibel ist. "Und das sind eben meistens nur die Rentner", betont Uhl.

Die Jüngeren sind beruflich und familiär so dermaßen eingebunden, dass ihnen die Zeit für diese Aufgabe einfach fehlt. Dann aber räumt er mit der "Veralterung" auf: "Wandern boomt heute mehr denn je und wir haben viele Familien, die Mitglied bei uns sind oder bei Wanderungen einfach als Gäste dabei sind."

Blick ins Kinzigtal ist atemberaubend

Inzwischen sind wir an einer Sitzgruppe angelangt, die, etwas versteckt zwischen Bäumen, vom Schwarzwaldverein im Jahr 2000 aufgestellt wurde. Der Blick von dort ins Kinzigtal ist atemberaubend: Wie ein blaues Band windet sich die Kinzig an Hausach entlang. Über Hausach sehe ich bis nach Haslach.

Severin Uhl freut sich über meine Begeisterung. "Sehen Sie, dafür arbeiten wir gerne, damit andere Menschen Freude an der Schönheit der Natur haben", sagt er bescheiden.

Bei der kleinen Rast erfahre ich noch Zahlen, die beeindrucken: Über 23 000 Kilometer Wanderwege werden vom gesamten Schwarzwaldverein betreut. Mehr als 13 500 Wegweiserstandorte – übrigens vom Schwarzwaldverein konzipiert und aufgestellt – mit über 50 000 Schildern weisen den Wanderern den Weg. Und über 200 000 Markierungszeichen haben die Wegewarte des Gesamtvereins an Bäumen und Pfosten angebracht. Eine beeindruckende Leistung, die sicher viel Zeit kostet.

Rund 400 Stunden Arbeitszeit im Jahr

"Wir Wegewarte vom Ortsverein Hausach investieren rund 400 Stunden im Jahr", sagt Severin Uhl, während wir wieder absteigen. Die 150 Kilometer, die der Ortsverein Hausach betreut, sind in drei Bezirke aufgeteilt, für die jeweils zwei Personen verantwortlich sind.

Inzwischen sind wir am Ausgangspunkt unserer kleinen Wanderung angekommen. "Der Schwarzwaldverein ist zu einem unverzichtbaren Partner für den Tourismus geworden", zieht Severin Uhl Bilanz.

Das bedeutet aber auch, dass die Anforderungen an die Wegewarte künftig noch größer werden. "Dies sind – vor allem im Hinblick auf den Konkurrenzkampf um die wandernden Gäste – neue touristische Konzepte, die in immer kürzeren Abständen aufgelegt werden. Und diese gilt es, in das Wegesystem zu integrieren", so Uhl. "Darum freuen wir uns auf jeden neuen aktiven Mitarbeiter, der naturverbunden ist und im Team mitmachen will", sagt Uhl abschließend.

Dann verabschiedet er sich von mir, er hat heute noch einen weiteren Termin. Natürlich geht es da auch wieder um "seinen" Schwarzwaldverein.