Schon lange gehört Kurt Klein (von links) zu den Großen der Stadt – aus den Händen von Bürgermeister Manfred Wöhrle erhielt er nun auch die Ehrenbürger-Urkunde. In Bergmannstracht ließ sich der verdiente Hausacher anschließend von "seinen" Dorfer Erzbrüdern musikalisch feiern. Fotos: Gehringer Foto: Schwarzwälder-Bote

Kurt Klein erhält die Hausacher Ehrenbürgerwürde / Am zweiten Tag im Ort war klar: "Do bisch richdig!"

Von Alexander Gehringer Hausach. Fast alle denkbaren Auszeichnungen besitzt Kurt Klein seit Jahren – eine große fehlte bisher. Doch seit Donnerstagabend darf sich der Heimatforscher und Motor der Vereine nun auch Ehrenbürger von Hausach nennen. "Es grüßt Kalendermann Kurt Klein": Als Schlusswort zu Wetter- und Brauchtums-Betrachtungen verlautete dieser Satz jahrelang aus den Radios im Ländle, am Donnerstag nun aus den Lautsprechern der Stadthalle. Ein Tag, der in Kurt Kleins Lebenskalender als Meilenstein eingehen wird.

Die Dorfer Erzbrüder mit ihren Liedern, darunter das von ihm verfasste "Glück auf, ihr Brüder", Heimathistoriker der Region, Vertreter von Schulen, Vereinen und Narrenzunft: Das Publikum der – von Pianist Nils Ranosch umrahmten – Ernennungsfeier spiegelte wider, was Kurt Klein in fast 60 Hausacher Jahren der Stadt geschenkt hat.

An der Einbacher Schule fing 1952 alles an. "Noch bevor er richtig angekommen war, meldete er sich in Gesangverein und Kirchenchor an", betrachtete Bürgermeister Manfred Wöhrle die Anfänge von Kurt Kleins Vereinsengagement im Ort. Als Lehrer im Hauserbach sei der gebürtige Villinger schnell "ein Dorfer durch und durch" geworden. Schon 1957 habe er dem Bergbau um Hausach mit der Gründung der Erzbrüder ein Denkmal gesetzt. Und: "Kurt Klein entwickelte die Fasnachts- und Wagenbau-Begeisterung weiter", erinnerte Wöhrle etwa an den "Besuch" des Ibn Saud zur Fasent 1960 oder an das vom Geehrten geschaffene "Erzhansele".

So strahlte Kurt Kleins Werk schon bald bis ins Städtle. "1965 gründete er den Historischen Verein und war 27 Jahre Vorsitzender", nannte der Bürgermeister eines der größten Verdienste des Ehrenbürgers. "Die Gemeinschaft der 80 Hausacher Vereine hat er 1966 zusammengerufen und stand ihr 25 Jahre vor."

Kurt Kleins Einsatz für die Burg Husen manifestiere sich in der Burgwache und deren Neujahrsserenade, aber auch in den Schlossberg-Aktionen. Als Sanierungs-Initiator habe er sich auch um Herrenhaus-Keller, Kreuzberg- und St.-Sixt- Kapelle verdient gemacht. "Er hatte nicht nur die Idee, sondern legte auch selbst Hand an", fügte Wöhrle hinzu. "Und immer galt: Zuerst wurde gemeinsam gearbeitet und dann zünftig gevespert."

Woher so viel Gemeinschaftssinn rühre? Manfred Wöhrle erklärte es mit Kurt Kleins Kriegserlebnissen: "Zwei Granateinschläge, die er unversehrt überstand, prägten ihn so, dass er zum Frieden im Kleinen beitragen wollte." Davon zeuge auch sein Einsatz für die Partnerschaft mit Arbois. Als Zeichen der Verbundenheit des Geehrten mit Kirche und Glauben hob Wöhrle zudem die Stadtkirchen-Festschrift, Sternsinger- und Kräuterbüschel-Aktionen sowie Kleins Ideen für Hansjakob- und Jakobusweg hervor.

Alles Engagement dokumentierten die 31 Bücher "in gut lesbarer und heiterer Form", die der Heimatforscher verfasst habe – weitgehend neben seinem Beruf als Lehrer und Schulamtsdirektor – sowie unzählige Radio- und Fernsehbeiträge, "die den Namen Hausach positiv verbreitet haben", lobte der Rathauschef. Kurt Klein sei sich bewusst gewesen, bei seinem Einsatz nicht immer ein bequemer Partner gewesen zu sein. "Aber: Nur wer nichts tut, macht keine Fehler, so lautet seine Devise", betonte der Bürgermeister.

Die Verdienste Kurt Kleins als Integrationsfigur und sehr gefragter Referent im Historischen Verein für Mittelbaden lobte dessen Präsident Wolfgang Gall: "Wir sind stolz, Sie in unseren Reihen zu haben." Der Vorsitzende auf Hausacher Ebene, Bernd Schmid, zitierte Dante: "Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie kräftig an und handelt." Kurt Klein gehöre zur letzteren Sorte, sei zudem immer für Geschichten und Anekdoten zu haben gewesen. Das für die Hausacher Narren "sehr wertvolle Wirken und Dokumentieren" Kleins würdigte Narrenvater Bernd Rößler.

"›Wir leben nur von denen, die mehr tun als ihre Pflicht‹: Das war mir Wegleitung und Vorsatz seit dem Studium", bekundete der sichtlich gerührte neue Hausacher Ehrenbürger seinen rund 200 Zuhörern. In Hausach heimisch zu werden, sei ihm nie schwergefallen – "schon am zweiten Tag habe ich gemerkt: Do bisch richdig!" Kein Wunder, dass es ihm hier immer eine Freude gewesen sei, die Gemeinschaft zu aktivieren. Seines neuen Status müsse er sich erst bewusst werden, schmunzelte der 80-Jährige: "Ich habe immer die Pflicht gesehen, nicht die Ehre – aber ich werde mit dieser Ehre auch auskommen!"

Die Urkunde, unterzeichnet von Bürgermeister Manfred Wöhrle, trägt den Wortlaut:

Die Stadt Hausach verleiht durch Beschluss des Gemeinderats vom 20. September 2010 Herrn Kurt Klein das Ehrenbürgerrecht in dankbarer Würdigung seiner Verdienste um die Stadt Hausach mit dem Ortsteil Einbach.

Bisherige Hausacher Ehrenbürger sind der ehemalige Mannesmann-Chef Gustav Rivinius (Ehrung 1967), Allgemeinarzt Dr. Friedrich Katz sen. (1980), der frühere Arboiser Bürgermeister und Partnerschafts-Mitbegründer Constant Chauvin (1984) sowie Altbürgermeister Manfred Kienzle (2006).

Klaus Gülker, SWR-Moderator

Ich kenne Kurt Klein seit mehr als 20 Jahren durch den "Wandertreff", daraus hat sich eine gute Freundschaft entwickelt. Mit seinem unglaublichen Engagement hütet er nicht die Asche, sondern gibt die Glut weiter!

Helmut Datz, Partnerschaftsausschuss-Vorsitzender

Kurt Klein hat den Menschen die Schönheit, die Geschichte und die Kultur dieser Gegend nahegebracht und das Heimatbewusstsein geweckt. Und er hat als einer der Ersten Arbois besucht und für die Partnerschaft plädiert.

Manfred Hildenbrand, Ehrenbürger von Haslach

Vor mehr als 40 Jahren habe ich Kurt Klein durch die Hansjakob-Forschung kennengelernt. Er ist einer der fleißigsten Heimathistoriker der Region, der alle Bereiche ihres historischen Lebens beleuchtet und für das Brauchtum, ein wichtiges Stück Alltagsgeschichte, Großes geleistet hat.

Manfred Kienzle, Altbürgermeister von Hausach

Ich habe 24 Jahre als Bürgermeister mit Kurt Klein zusammengearbeitet, viele seiner Impulse haben wir gemeinsam umgesetzt – es war eine schöne Zeit. Er heißt zwar Klein, aber er ist mit seinen Verdiensten für mich als Ehrenbürger jetzt ein großer Bruder, der die Auszeichnung in hohem Maß verdient hat.

Gerhard Koppelstätter, Pfarrer von St. Mauritius

Zwischen uns hat sich eine gute Freundschaft von Lehrer und Pfarrer entwickelt. Und was Kurt Klein auch für die Kirche geleistet hat – ob Vereinspatrozinium, Barbaramesse oder die Festschrift zum 100-Jährigen der Stadtkirche –, ist unglaublich.