Dieses Straßenschild könnte bald Vergangenheit sein: Hausacher Schüler plädieren für die Umbenennung in "Rosenstraße". Foto: Schwarzwälder-Bote

Wunsch an Hausacher Rat: Aberkennung der Hitler-Ehrenbürgerschaft und neuer Name für Wilhelm-Zangen-Straße

Von Alexander Gehringer Hausach. Die Wilhelm-Zangen-Straße soll ihren alten Namen Rosenstraße zurückerhalten, Hitlers Ehrenbürgerschaft symbolisch aberkannt werden: zwei Wünsche, die die 10 a der Graf-Heinrich-Schule jetzt an den Hausacher Gemeinderat herangetragen hat.Voriges Jahr hatten die damaligen Neuntklässler unter Anleitung ihres Lehrers Manfred Schoch in einer vielbesuchten Ausstellung dunklen Kapiteln der Stadtgeschichte nachgespürt. Unter dem Titel "Hausach im Nationalsozialismus" dokumentierten sie etwa das Schicksal von Ratsschreiber Vetterer – Urgroßvater eines der Schüler –, von deportierten Bürgern, an die die "Stolpersteine" erinnern, oder von Zwangsarbeitern in der Stadt.

Und dann waren da zwei Themenkreise, die bis heute nachwirken – was die Jugendlichen stutzig machte: Warum ist Adolf Hitlers Ehrenbürgerschaft bis heute nicht offiziell aberkannt, und warum gibt es in Hausach eine Wilhelm-Zangen-Straße? Mit dem Wunsch, dies zu bereinigen, präsentierten die Schüler am Montag dem Rat ihre Dokumentation zu diesen Themen.

"Adolf Hitler steht nicht mehr auf der Ehrenbürgerliste, da diese Würde mit dem Tod erlischt", zitierte Schüler Raphael Becherer eine Mitteilung der Stadt. Aus Sicht der Zehntklässler inkonsequent – denn mit Gustav Rivinius und Friedrich Katz seien zwei andere Verstorbene dennoch aufgelistet. Dies vermittle den Eindruck, dass sich die Stadt im Umgang mit Hitler nicht schlüssig sei. "Wir fordern eine Gleichbehandlung aller verstorbenen Ehrenbürger und eine symbolische Aberkennung der Ehrung für Hitler", bekundete Jerôme Klausmann.

Dem einstigen Generaldiektor von Mannesmann, Wilhelm Zangen, widmete die Stadt 1955 eine Straße. Und das, obwohl Zangen laut Recherchen der Schüler die Firma Wolf Netter und Jacobi arisiert hatte und verschleppte Fremdarbeiter sowie mehr als 8000 Zwangsarbeiter auf dem Gewissen hatte. "Und Mannesmann hat Gasflaschen zur Vernichtung ›unwerten Lebens‹ produziert!", erinnerten Christina Radtke und Matthias Lehmann. Der alte Name Rosenstraße dagegen stelle – wenn auch zufällig – die Assoziation zum Widerstand gegen das Naziregime her.

Im Saal ernteten die Schüler durchweg Lob für ihre Darstellung. "Eine hervorragende Präsentation", fand Bürgermeister Manfred Wöhrle, der die Vorschläge möglichst bis zum Abschlussexamen der Schüler prüfen will. Eine "Ironie der Geschichte" nannte Thomas Waldenspuhl (CDU) den Namenswechsel von der Rosen- zur Wilhelm-Zangen-Straße. "Es zeugt von politischer Kultur, wenn wir uns von diesem Teil der Stadtgeschichte distanzieren", rief Brigitte Salzmann (SPD) unter Applaus auf.

Zur Ehrenbürgerwürde bemerkte Udo Prange (Freie Wähler), dass verwaltungsrechtlich ein Entzug posthum nicht möglich sei. "Wir können unser Bedauern ausdrücken, dass Hitler Ehrenbürger wurde", erklärte er. Eine Distanzierung wiederum komme für ihn nicht in Betracht, "denn das bedeutet, mit der Vergangenheit nichts mehr zu tun haben zu wollen – aber wir müssen uns unserer Geschichte stellen". Auch zahlreiche Zuhörer verfolgten interessiert die Präsentation, die der SWR mit Mikro und Kamera festhielt. Der gestern ausgestrahlte Beitrag ist im Internet unter www.swr.de/bw-aktuell zu sehen.

Nach den Empfehlungen der Werkrealschüler ist nun der Gemeinderat am Zug. "In den Fraktionen wird eine symbolische Aberkennung der Hitler-Ehrenbürgerschaft diskutiert werden, und der Rat wird entscheiden, ob er einen formalen Beschluss dazu auf die Tagesordnung setzt", blickt Bürgermeister Manfred Wöhrle voraus. Aufwendiger werde eine Umbenennung der Wilhelm-Zangen-Straße: "Da spielen Folgekosten mit hinein, die die Anliegerbetriebe mittragen müssen; hier müssen wir zuerst das Gespräch mit diesen Firmen suchen."