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Junge Frauen sprechen über ihre Erfahrungen

Mit einem Lese- und Diskussionsabend stellte sich die Hausacher Gruppe "EVA" (erklären – verstehen – akzeptieren) im evangelischen Gemeindehaus der Öffentlichkeit vor.

Hausach (stö). Seit September treffen sich die jungen Frauen mit Pfarrer Hans-Michael Uhl zum gegenseitigen Kennenlernen und interkulturellen Austausch.

Für den Donnerstagabend hatten die Teilnehmerinnen Texte vorbereitet, in denen sie ihre persönlichen Ansichten zu verschiedenen Fragestellungen vortrugen. Hans-Michael Uhl moderierte den Abend und gestand: "Ganz am Anfang war die Frustration. Die Frustration über einen Schüleraustausch in Istanbul ohne wirkliche Gespräche."

Mit Hilfe der Schülerin Leyla seien dann junge Frauen gesucht worden, die ein Interesse am gegenseitigen Kennenlernen hatten. Ellen gewährte Einblicke in die Gründung der Gruppe. "Es war während einer Feuerwehrübung am Mittwochmorgen, als mich Pfarrer Uhl auf dem Schulhof mit der Idee zu einem Treffen ansprach. Zuerst war ich misstrauisch. Lehrer und Samstagmorgen, das kam mir seltsam vor", erzählte Leyla. Doch schon beim ersten Treffen sei für sie klar gewesen: Da geht es um spannende Themen und Austausch, da bekomme ich Denkanstöße und finde neue Freunde.

Ana-Lena erzählte von verschiedenen Sichtweisen, die sie kennenlernen wollte und ist überzeugt: "Man bildet sich auf eine Art weiter." Arzu erklärte: "Türkisch ist ein Teil von mir, man sollte seine Wurzeln nicht vergessen." Sie spreche beide Sprachen fließend, zuhause allerdings ausschließlich türkisch. Manchmal ergebe sich ein freundliches, deutsch-türkischen Durcheinander, das ganz witzig sei. "Ich will die Sprache als Zugang zur dortigen Kultur behalten und meinen Kindern weitergeben", erklärte sie.

Über das Tragen des Kopftuchs sprach Meltem. Vor dem Schulwechsel habe sie sich für das Kopftuch entschieden und beim ersten Ausgang zur Sicherheit ihren Vater und ihren Bruder mitgenommen. Doch schnell hätten sich die anfänglichen Bedenken wegen negativer Reaktionen als unbegründet erwiesen. "Alle haben es akzeptiert, wie es ist. Ich bin sehr glücklich damit."

Tabea verdeutlichte die unterschiedlichen Sichtweisen innerhalb der Gruppe in Bezug auf Männer oder die Ausübung der Religion. Das führte zur Erkenntnis: "Man muss manchmal gar nicht weit reisen, um andere Kulturen kennen zu lernen."

Lena hat drei Jahre lang in Afrika gelebt und berührte mit ihrer Geschichte von der kleinen Neema in besonderer Weise. "Menschen denken an das Wort Islam und die Schublade Terror, Unterdrückung von Frauen, deren Rechte und Gewalt öffnet sich schablonenhaft. Viele vergessen zu unterscheiden, wann etwas wirklich schlecht ist und wann es nur unsere Meinung darüber ist, die schlecht ist", gab sie zu bedenken. Ihr Fazit lautete: "Neema hat mich daran erinnert, dass Gott in Geld keinen Wert sieht aber in Barmherzigkeit und nur diese belohnen kann."

Der Abend wurde durch die gemeinschaftliche Interpretation eines Bildes von Beate Axmann, die Einspielung einer Filmsequenz zum Thema Glauben und viel Zeit für Gespräche äußerst kurzweilig. Dass Leyla sich entschieden hat, für ein Studium fünf Jahre lang in die Türkei zu gehen, überraschte. Sie ist wie alle anderen jungen Frauen der EVA-Gruppe in Deutschland aufgewachsen und erklärte: "Es wird mir sehr schwer fallen, mich von meiner Familie und meinen Freunden zu trennen. Ich weiß auch nicht, ob ich wieder nach Deutschland zurückkommen werde. Aber ich bin mir sicher, dass die Schule das Beste für mich ist."