Literatur: Heike Fiedler aus der Schweiz liest bei der letzten Abendveranstaltung / Vera Kolbe übersetzt in die Gebärdensprache

Von Jürgen Haberer

Die letzte Abendveranstaltung des Hausacher Leslenzes war die zweite in Gebärdensprache übersetzte Lesung des Literaturfestivals. Sie tauchte mit der Schweizerin Heike Fiedler in die Experimentierstube von Wort und Sprache ein.

Hausach. Das vorletzte Wort des Abends gehörte dem 1973 in Österreich geborenen Schauspieler und Synchronsprecher Stefan Wancura und Dolmetscherin Vera Kolbe, die noch einmal jedes gesprochen Wort in die Gebärdensprache übersetzte.

Danach folgte der Abspann von José Oliver und Ulrike Wörner, den einmal mehr spürbar beeindruckten und berührten Machern des Hausacher Leselenzes, der 2017 seinen 20. Geburtstag feiern wird. Stefan Wancura rezitierte in kleiner Reihe, gemeinsam mit Ulrike Wörner ausgesuchte Texte über den menschlichen Körper und dessen Bestandteile. Auf den Spuren von Rainer Maria Rielke, Allain de Bollon, Thomas Bernhard, Ivan Wernisch und Don Dellillio, zündete er ein höchst amüsantes, immer wieder ins Groteske abgleitendes Wortfeuerwerk. Im Zentrum des Abends stand aber die Begegnung mit der Schweizer Poetin und Künstlerin Heike Fiedler, die mit dem Publikum des Leselenzes in die Experimentierstube von Sprache und Wort eintauchte. Ihr Auftritt bewegte sich zum Einstig im Feld des "Spoken Word", auf dem auch beim "Poetry-Slam" bearbeiteten Acker, auf dem Sprache in rhythmisch Gefilde eintaucht und Worte Melodien bilden, die sich bei Heike Fiedler oft um kurze Phrasen und Sätze drehen, die sich in immer neuen Variationen manifestieren. Heike Fiedler, 1963 in der Schweiz geboren, öffnete dann aber den Raum für eine Verschränkung von Wort, Ton und Bild, für eine von Vera Kolbe mit viel Körpereinsatz in die Gebärdensprache übertragene Performance.

Die Poetin fasziniert und verstört zugleich

Worte und Sprachfragment gerieten nun völlig in Bewegung, wurden mit Hilfe von Loops übereinander gelegt, beschleunigt und verfremdet.

Es entstanden Beats, die mit elektronischen Klängen kommunizierten, aber auch mit Bildern, die auf eine Leinwand projektiert wurden. Auch dort geht es um Buchstaben und Worte, um Projektion und Verfremdung, während die inhaltliche Bedeutung, der von Heike Fiedler rezitierten Texte mehr und mehr verschwammen.

Die Poetin und Künstlerin faszinierte und verstörte, schlug einen dicken Pflock in Gefilden weit abseits des klassischen Literaturbetriebs ein. Das Experimentierfreudige Literaturfestival, betrat damit einmal mehr ein so noch nicht bearbeitetes Neuland.