Michael Kaltenbach verlässt das Kinzigtal und betritt kirchenmusikalisch ein neues Terrain. Foto: Archiv/Gräff Foto: Schwarzwälder-Bote

Michael Kaltenbach sagt nicht ganz "ade"

Von Nicola Schwannauer

Hausach. Als einen "Totalumbruch" bezeichnet Astrágalos-Gründer und Dirigent Michael Kaltenbach die Phase, in der er gerade steckt. Der gebürtige Hornberger wird dieser Tage mit einem zweiten Schwung Hausrat vom Kinzigtal in die Domstadt Mainz umziehen.

Dort hat er jetzt die Stelle des Domkantors angetreten: "Das ist eine einmalige Möglichkeit für mich." An die Stelle der Aufführungen mit dem Hausacher Astrágalos-Chor wird die Arbeit mit den Sängerinnen des Mainzer Mädchenchors rücken. Mit rund 130 jungen Sängerinnen wird er proben und die Stimmbildung leiten.

Eigentlich plante der Kirchenmusiker Kaltenbach, der Mainz vom Studium her kennt, demnächst in den Schuldienst zu gehen: Ein Platz als Referendar in Emmendingen war ihm bereits sicher. "Da sah ich das Angebot aus Mainz und habe mich beworben", erzählt er. Dass er die begehrte Stelle bekommen habe, sei eine Chance – und das Lehramt wurde auf Eis gelegt.

Kaltenbach geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Es war und bleibt sehr schwer", sagt der 30-Jährige über seinen Abschied aus der Region. Den Astrágalos-Chor, das bunt zusammengewürfelte Ensemble, leitete er seit 2008. "Astrágalos", sagt Michael Kaltenbach, "hat mir sehr viel Konzerterfahrung ermöglicht."

Die Sänger und das treue Publikum nennt er denn auch als erstes, als er überlegt, wen und was er wohl alles so vermissen wird. Und er zählt noch viel mehr auf: Die Familie, die Freunde und die Seelsorgeeeinheit Hausach-Hornberg, für die er jahrelang als Organist aktiv war. Doch Michael Kaltenbachs Stimme verrät es, wenn er über seine neue Aufgabe spricht: Freude und Neugier überwiegen.

Und auch, wenn er in Mainz erst einmal voll eingespannt sein wird, wie er vermutet, so wird er die Tür zum Kinzigtal nicht ganz hinter sich schließen: "Auch, wenn man mir sagt, ich müsse die Zelte erst einmal abbrechen, wird es das eine oder andere Projekt mit mir noch geben."

Die neue Wohnung ist fast bezogen, und Michael Kaltenbach hat seine Arbeit am Hohen Dom St. Martin zu Mainz und der zugehörigen Pfarrkirche Sankt Quirin aufgenommen. "Es bestehen dort schon sehr feste Strukturen", sagt er über sein neues Arbeitsumfeld, "aber das macht das Ganze auch angenehm - man muss das Rad nicht neu erfinden." Ein Kirchenjahr, so schätzt er, wird wohl vergehen, bis er sattelfest wird und den Überblick bekommt an der neuen Arbeitsstelle. "Das ist schon eine ganz andere Welt", sagt er fast schwärmerisch über die Atmosphäre im Mainzer Dom.

Als Siebenjähriger hat Michael Kaltenbach mit der Musik begonnen und erst einmal Akkordeon gespielt. Es folgte die Klarinette im Musikverein, als 15-Jähriger lernte er Orgel, mit 17 kam der Gesang dazu. Mit 16 machte er die nebenamtliche Ausbildung als Kirchenmusiker, den sogenannten C-Kurs. In dieser Zeit habe er seine Liebe zur Kirchenmusik entdeckt, die sich gehalten hat.

Als 19-Jähriger übernahm er die Leitung des Wolfacher Kirchenchors und blieb sieben Jahre lang. Dann entstand "Astragalos", der sich in seinen Augen "toll entwickelt hat". Noch zwei Tage lang bleibt Michael Kaltenbach im heimischen Hornberg, dann wird er endgültig in die Pfalz abfahren. "Am Wochenende bring’ ich den zweiten Rutsch hin", erzählt er. Er will vieles neu entdecken und, wenn möglich, irgendwann Akzente setzen: "Ich bin ein Freund der unbekannten Komponisten", sagt er, "da entdeckt man vieles neu."