Dagny Gioulami spricht vor dem Leselenz über den möglichen Euro-Austritt der griechischen Heimat ihrer Mutter

Von Lars Reutter

Hausach. Dagny Gioulami wird am kommenden Sonntag eine Lesung beim Leselenz geben. Bevor sie nach Hausach kommt, hat der SchwaBo mit ihr über die Lage in der griechischen Heimat ihrer Mutter gesprochen.

Gioulami selbst lebt in der Schweiz und ist dort auch aufgewachsen. In die griechische Heimat ihrer Mutter reist sie ein- bis zweimal im Jahr, um Verwandte und Freunde zu besuchen. Zuletzt war sie im vergangen Herbst in Griechenland. Daher betont sie im Gespräch immer wieder, dass sie die meisten ihrer Infos über die Lage vor Ort nur aus zweiter oder dritter Hand hat, und die Meinungen ihrer Freunde und Verwandte natürlich subjektiv seien. Mit ihnen telefoniere sie etwa einmal in Monat. "Das ist vielleicht zu wenig, wo es jetzt so brennt".

Sie selbst informiere sich über Griechenland vor allem in der Schweizer Presse. Allerdings hätten befreundete Griechen ihr erzählt, dass das griechische Fernsehen über das Referendum nicht gut informiert habe. Gioulami selbst hat daran nicht teilgenommen, weil es keine briefliche Abstimmung gibt, ausserdem sind ihre griechischen Papiere abgelaufen. Einer ihrer Freunde konnte seine Stimme nicht abgeben, weil er kein Geld für das Benzin aufbringen konnte.

"Für die Menschen in Griechenland wäre die Rückkehr zur Drachme eine absolute Katastrophe", sagt Gioulami. Sie meint, dass es dann unmöglich würde, in Euro abgeschlossene Hypotheken zurückzuzahlen, Firmen können keine Investitionen tätigen, Importe würden unbezahlbar. Zudem glaubt sie, dass Private und Unternehmen, die in Euro zahlen können, alles aufkaufen würden, was seit Beginn der Krise eigentlich schon geschieht.

Derzeit merkt man laut den Berichten ihrer griechischen Verwandten und Freunde in der Provinz beziehungsweise den Touristenhochburgen wenig von der Krise, aber in "Athen drehen die Leute durch". Auch kämen Alleinstehende mit den täglich maximal abzuhebenden 60 Euro noch zurecht, aber Familien hätten damit große Probleme.

Dies zumal die Arbeitslosigkeit sehr hoch ist. Von dieser sind allein in Gioulamis Familie fünf Neffen und Nichten betroffen. "Es gibt viele gut ausgebildete Leute, die in den 30ern sind und mangels offener Stellen noch nie gearbeitet haben", erzählt die Schauspielerin und Autorin. Viele Griechen im erwerbsfähigem Alter würden daher noch zuhause bei den Eltern wohnen oder jetzt in der Krise wieder bei diesen einziehen.

Bereits Januar sei in Griechenland ein gewisser Lähmungszustand zu verspüren gewesen. "Alle warten nur, was als nächstes passiert", berichtet sie von den Telefonaten. Und auch jetzt nach dem Referendum sei dies nicht anders.

Im Sommer will Gioulami selbst wieder nach Thessaloniki reisen, um Freunde und Verwandte zu besuchen. Wie dann dort die Lage sein wird, wagen selbst die größten Politik- und Finanzexperten derzeit nicht einzuschätzen.