Nachdem Graf Heinrichs Mutter erfolglos versucht hat, ihren Sohn an die Frau zu bringen, wirbeln ein muslimischer Leibarzt und seine Begleitung sowie einige andere, unvorhersehbare Ereignisse das Leben des Adligen durcheinander. Foto: Reinhard

Mitreißend, gefühlvoll und sympathisch: Ensemble bringt Ausschnitt aus Leben Heinrichs VI auf die Bühne.

Hausach - Ob es nun 80 "Spuri", also uneheliche Kinder waren, oder "nur" 73, die am Grab Heinrich VI trauerten – als der alte Graf am Ende der Premiere des zweistündigen Stücks "Heinrich VI. – Graf zu Fürstenberg" starb, musste sich wohl mancher Zuschauer zusammenreißen, um nicht mitzuweinen. So mitreißend, gefühlvoll und sympathisch brachte das Ensemble einen Ausschnitt aus dessen Leben auf die Bühne.

Der junge Graf Heinrich hat zwei Leidenschaften. Seine Burg und seine Studien. Um genauer zu sein: Seine "Studien am Weibe". Heiraten kommt ihm dennoch oder gerade deswegen nicht in den Sinn, auch wenn seine Mutter Adelheid ihm die hinreißende, vermögende und bildschöne Baroness Clara von Nitzewitz als "glänzende Partie" vorstellt. Und tatsächlich, sie macht den Frauenhelden sprachlos: Sie hat nämlich eine furchtbare Quietschstimme. Mit Hilfe seines Schreibers und Freundes Michael Spiser schafft Heinrich es, sich aus der Verlobung herauszureden und kann sich wieder in Ruhe seinen Studien widmen – denkt er zumindest. Bis ein muslimischer Leibarzt, ein Hexenprozess, eine Gauklergruppe und vor allem eine wunderschöne Tänzerin sein adliges Leben gehörig durcheinander wirbeln.

Die Geschichte, die das Festspiel-Ensemble auf die Bühne brachte, war amüsant, dramatisch, temporeich, und abwechslungsreich. Marco Jörger porträtierte Graf Heinrich als fortschrittlichen, klugen und aufgeklärten Herrscher, der keinen Unterschied zwischen Christen, Juden und Moslems macht: "Ob Christ, Jude, Muselmann, wir alle glauben an den gleichen Gott", erklärt er seinen Untertanen, die entsetzt auf den neuen Leibarzt aus dem Morgenland reagieren.

Insbesondere die Juden nimmt er in Schutz: "Die klügsten Köpfe haben sie hervorgebracht, wenn man ihnen diesen vorher nicht abgeschlagen hat", meint der Graf und fügt etwas später noch hinzu: "Wie schön könnte die Welt sein, wenn man den anderen ließe, wie er ist." Sätze, wie diese, die heute noch aktuell sind und zum Nachdenken anregen, gab es zuhauf und sie verliehen dem Stück bei allem Witz und zum Teil auch Klamauk eine gewisse Tiefe.

Gerade Marco Jörger in der Hauptrolle als Graf Heinrich bewältigte diesen schauspielerischen Spagat meisterhaft. Neben seinem Beruf hatte er sich auf die Auftritte vorbereitet, Unmengen an Text gelernt und geprobt und geprobt. Da verzieh ihm das Publikum auch einen Texthänger, lachte und applaudierte. Bei aller Professionalität, die die Schauspieler an den Tag legten, war nämlich deutlich zu spüren, wie sehr die monatelange, harte Arbeit die Amateur-Schauspieler zusammengeschweißt hat. Diese familiäre Atmosphäre färbte auf das Publikum ab. Die Hausacher gingen beim ganzen Stück mit, standen bei der Aufforderung "Erhebt euch, Untertanen!" brav auf und rissen sich ihre Kopfbedeckungen herunter, als Schreiber Spiser dies vor einer Rede des Grafen befahl.

Die Zuschauer hatte bei der Premiere Spaß, was auch am Drehbuch lag, das immer wieder augenzwinkernd auf die Moderne anspielte. Da wurde der Kran, der deutlich sichtbar ins Bühnenbild ragte, einfach zu einem "besonders modernes Baugerät", das die Arbeiten an der Burg Husen unterstützt, und die Art und Weise, wie Graf Heinrich seinen Onkeln seine Reformpläne näherbringen will, mit einer Milka-Schokolade verglichen.

Auch bei den perfekt choreografierten Tanz- und Gesangeinlagen klatschten die Zuschauer begeistert Beifall. Besonderen Eindruck machte eine Feuershow, die Stefan Blattmann als Gaukler vorführte. An Spezialeffekten sparten die Festspiele sowieso nicht. Als auf die Worte der rätselhaften Violentia "Mein lieber Graf, ich kann auch anders" ein Feuerwerk vom Turm in den Himmel schoss, gab es im Publikum wohl niemanden, der nicht erschrocken zusammenzuckte.

Beim dramatischen Ende des Stücks vergoss dann nicht nur der Graf Tränen und stehende Ovationen würdigten die außerordentliche Leistung des Amateur-Ensembles.

Mittwoch, 22. Juli; Freitag   24. Juli; Sonntag, 26. Juli Mittwoch, 29. Juli; Samstag, 1. August; Sonntag, 2. August. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Zwischendruch gibt es eine Pause von etwa 20 Minuten. Karten kosten zehn bis 16 Euro.