Rainer Wittmann will, dass sich an den Kaufmännischen Schulen alle wohl fühlen. Foto: Reinhard Foto: Schwarzwälder-Bote

Königsfelder Theologe Rainer Wittmann ist der neue Leiter der Kaufmännischen Schulen.

Hausach - Spaß an der Arbeit mit Jugendlichen und der Wunsch, etwas zu bewegen – das war Rainer Wittmanns Motivation, die ihn auf den Weg in das Büro des Schulleiters der Kaufmännischen Schulen in Hausach gebracht hat. Gestern hat er sich den Schülern vorgestellt.

Nicht nur für sie war es der erste Schultag. Auch Rainer Wittmann und drei neue Lehrerinnen erlebten den Schulalltag in Hausach zum ersten Mal. Er sei ein bisschen nervös gewesen, aber alles sei so eingetroffen, wie es geplant gewesen sein, freute Wittmann sich gestern über einen "perfekt verlaufenen" ersten Schultag.

Der 55-Jährige tritt die Nachfolge von Klaus Buttgereit an, der sich zum Ende des vergangenen Schuljahrs in den Ruhestand verabschiedet hat. Und seinen Sukzessor hat er sich selbst ausgesucht. "Bei einer Abschiedsfeier im Kreise der Schulleiter im Ortenaukreis sprach Klaus Buttgereit mich an", erzählt Wittmann. "Er wusste, dass meine Beurlaubung für den Privatschuldienst auslief."

"Gehen Sie doch nach Hausach", habe Buttgereit ihm vorgeschlagen. Wittmann nahm den Rat an, doch die Entscheidung, sich auf die frei werdende Stelle zu bewerben, traf er nicht überstürzt. "Ich habe mir vorher die Schule angeschaut, die Kollegen kennen gelernt und mich mit allen Verantwortlichen zusammengesetzt", sagt Rainer Wittmann. "Erst dann habe ich mich beworben."

Mit Erfolg. Seit August hat er sich in die Gesamtorganisation der Schule eingearbeitet, Ordner und Akten studiert. Auch sein Büro hat er eingerichtet. Bunte Gemälde hängen an der Wand. "Ich stamme aus einer Künstlerfamilie", antwortet Rainer Wittmann auf die Frage nach deren Bedeutung. "Zu meinem Bedauern habe ich davon nichts geerbt." Doch nicht nur deswegen stellen die Kunstwerke für ihn etwas ganz Besonderes dar. Seine Mutter, Schwester und sein Großvater haben sie gemalt – Menschen, die ihm wichtig sind. Aber auch wenn Wittmann kein künstlerisches Talent besitzt, hält er die Familientradition aufrecht. "Eigentlich ist meine Familie eine Pfarrerdynastie, künstlerisch betätigt hat man sich eher nebenbei. Und wer nicht Pfarrer war, war Lehrer", berichtet Wittmann.

Er verkörpert die Familientradition im doppelten Sinn: Er ist Lehrer und Theologe. Wittman absolvierte eine Ausbildung als Theologe im Gemeinde-Pfarrdienst. Nach seinem Vikariat beschloss er aber, Religionslehrer an Berufsschulen zu werden. "Ich habe während der Jugendkreise einfach gemerkt, dass mir die Arbeit mit Jugendlichen unheimlich viel Spaß macht", begründet Wittman diese Entscheidung. "Gerade das Alter zwischen 16 und 20 Jahren fand ich unheimlich spannend." Genau das Alter also, in dem die jungen Erwachsenen an den Kaufmännischen Schulen sind.

Als kirchlicher Angestellter musste Wittmann nicht den klassischen Referendariatsgang absolvieren. "Die Kirche bezahlt eine Reihe von Stellen im öffentlichen Dienst und so bin ich da reingerutscht", fasst Wittman vereinfacht zusammen.

Er unterrichtete an drei verschiedenen Schulen Religion. "In Spitzenzeiten hatte ich 17 Klassen", blickt Wittmann zurück. "Aber das hat mir nie die Lust an dem Fach und dem Unterrichten genommen."

Doch irgendwann war ihm das nicht mehr genug. "Der Wunsch nach mehr Gestaltungsraum wurde ab einem gewissen Zeitpunkt so groß, dass ich entschied, mich für eine Stelle in leitender Position zu bewerben", sagt Wittmann. Vor sechs Jahren wurde er dann Schulleiter an einer Privatschule. Dafür musste er eine Beurlaubung beantragen. Bis diese in diesem Jahr auslief, war er an einer Privatschule in Königsfeld angestellt, wo er heute noch mit seiner Frau wohnt. Hausach war seine nächste Station. Und es gefällt ihm dort. "Ich wurde unglaublich freundlich begrüßt und fühle mich angekommen und willkommen", freut Wittmann sich. Diese positive Atmosphäre will er bewahren. "Die gute Zusammenarbeit aller Mitarbeiter in der Schule liegt mir am Herzen. Ich will, dass sich hier alle wohl fühlen", sagt er.

Die Interessen der Schule will er aber auch nach draußen tragen. "Ich verstehe mich nicht nur als Lehrer und Personalchef, sondern auch als politisches Wesen, als Öffentlichkeits- und Marketingarbeiter. Zur Wirtschaft und Politik will ich Kontakte halten, um möglichst viele Chancen für die Schule und ihre Schüler zu erkennen", so Wittmann. Ein weiteres Ziel sei, dafür zu sorgen, dass "das Interesse der Eltern und Schüler an den Hausacher Schulen nicht nachlässt."

Eine Aufgabe, die viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Vom Schulalltag entspannt Wittmann sich beim Mountainbiken oder bei den Pferden seiner Frau, die ebenfalls Berufsschullehrerin ist und nebenher als Reittherapeutin arbeitet. Als Theologe ist er aber natürlich auch im Gemeindeleben von Königsfeld aktiv. Er singt im Kirchenchor und ist Kirchengemeinderat.