Thorsten Nesch (von links), Silke Scheuermann und Marie T. Martin sind die neuen Hausacher Stadtschreiber, die Bürgermeister Manfred Wöhrle offiziell begrüßen konnte. Fotos: Möller Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtschreiberbegrüßung in Hausach mit beeindruckendem Video-Vortrag übers Kino von Hansmartin Siegrist

Von Arwen Möller

Hausach. Kein Fußballspiel bedrohte die Begrüßung der Hausacher Stadtschreiber am Donnerstagabend. Und so war das laut Kurator José F. A. Oliver üppige Kulturprogramm zu Ehren von Silke Scheuermann, Thorsten Nesch und Marie T. Martin auch für das versammelte Publikum im Rathaussaal ein Geschenk.

"Es gibt neben der Fußball-Weltmeisterschaft auch noch etwas anderes", begann Hausachs Bürgermeister Manfred Wöhrle sein Grußwort und "Willkommen" an die neuen Stadtschreiber. Zur Veranstaltung im Rathaussaal konnte er neben Jury, Sponsoren auch Heidi Rösch von der PH Karlsruhe begrüßen, wo der Leselenz-Stipendiat Thorsten Nesch die erste Poetik-Dozentur an einer deutschen PH bekleiden wird. Im Namen von Amanda Neumayer überbrachte dann der Kuratoriumsvorsitzende der Neumayer-Stiftung, Martin Gutsche, ebenfalls Willkommensgrüße und zeigte sich erfreut, dass der Leselenz sich mit der Dozentur weiter um Innovation bemühe.

Die "rotzigen Dialoge" in Thorsten Neschs literarischen Road-Movies lobte in ihrer Laudatio die stellvertretende Festival-Leiterin und Jurorin, Ulrike Wörner. Ob mit einem gestohlenen Auto, per Anhalter oder durch eine Geschlechtsumwandlung, der Autor beherrsche mit Schnitten und Einstellungen das Genre.

Mit "der Tag, an dem die Möwen zweistimmig sangen" begann Juror Robert Renk seine Laudatio auf Silke Scheuermann und ihre Gedichte. Immer wieder würde die bildende Kunst in ihrem Werk eine Rolle spielen, von daher sei es konsequent, dass Scheuermann dieses nun ins Hausacher Molerhiisle trage.

Seiner Laudation auf Marie T. Martin voraus schickte Leselenz-Kurator José F. A. Oliver eine Erwiderung auf Gutsches Innovationswunsch: Er interpretierte diesen als Offenheit der Stiftung gegenüber einem Kinder- und Jugendbuchpreis. "Was soll ein Dichter sagen, wenn er über eine Dichterin spricht", fragte er dann eingangs seiner Rede zur Gisela-Scherer-Stipendiaten. Der "nüchternen Melancholie", der "Vergänglichkeit als spürbare Mitschreiberin" in Martins Werk galt dann sein Lob mit Willkommensgruß.

Mit dem Video-Vortrag "Das Kino – und es bewegt und noch" nahm schließlich der Schweizer Medienwissenschaftler Hansmartin Siegrist das versammelte Publikum samt Ehrengästen mit auf eine Reise durch die Filmgeschichte. Vom Cinématographe über die Leinwand penetrierende Züge, wildgewordene Spritzschläuche bis hin zum Spiel zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit dies- und jenseits der Kamera – sein Vortrag erwies sich als inspirierendes Durchleuchten des Genres, das mit "bewegt:bilder – Literatur, Film & Theater" diesjähriges Leselenz-Motto ist.

Doch bevor Siegrist mit einer Liebeserklärung gleichen Sammlung bewegender Kino-Szenen das Publikum in die Pause entließ (danach siehe Bericht unten), warnte der Medienwissenschaftler: Die Digitalisierung habe alles erobert, Film sei nicht mehr gleich Kino. "Bewegtbilder lotsen uns um die Welt", betonte Siegrist. Begleitet sei diese Entwicklung aber auch von Vereinsamung.