Christoph Sonntag lässt in Haslach Nationaltrainer Joachim Löw die Lage des Bundeswehr kommentieren

Von Fred-Jürgen Becker

Haslach. Ein Kabarett-Feuerwerk der Spitzenklasse brannte Christoph Freitag am Mittwochabend in der Haslacher Stadthalle ab.

Da der schwäbische Kabarettist, Parodist und gelernte Schauspieler schon seit den 1980er-Jahren in Rundfunk, Fernsehen und auf seinen vielen Tourneen zu einem Star am deutschen Kabaretthimmel aufgestiegen ist, war die Halle einschließlich der Empore mit einem erwartungsfrohen Publikum voll besetzt.

Vor der Kulisse des altehrwürdigen Stuttgarter Schlosses mit echtem Brunnen, aus dem sogar Wasserfontänen flossen und in dem er sein Bier kühlte, war Sonntag während der ganzen Zeit geschäftig unterwegs. Ja sogar die Treppe vor der Bühne stieg er hinunter, um das Publikum in seine Show mit einzubeziehen – ebenfalls ein Markenzeichen seiner Veranstaltungen.

Während der ganzen zwei Stunden erlebten die begeisterten Besucher eine Pointendichte, die die Lachmuskeln arg beanspruchte. Jede Minute war mit einer Pointe, einem Witz, ob offen oder versteckt, einem Wortspiel oder einer hintergründigen Bemerkung gespickt. Auch ließ er kein Thema aus. Von der aktuellen Bundes-, Europa- und Weltpolitik bis hin zum Alltagsleben im scheinbar trauten schwäbischen Dorf bekamen alle ihr Fett weg.

Nach ein paar Bemerkungen über das "tolle Wetter im August", über die gute Zeit der Fußball-Weltmeisterschaft, bei der die Freude über das Ausscheiden Italiens, Spaniens und Englands fast so groß wie über den Titel der Deutschen war, bis hin zu einer Begegnung mit Leuten, die ihn auf dem Bahnhofpissoir erkannt hatten, wurden bisweilen auch kleine Giftpfeile in die Richtungen des Normalbürgers abgeschossen. Bundeskanzlerin Angela Merkel, Sigmar Gabriel und vor allem Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen waren Ziele seiner spöttischen Bemerkungen. Für der FDP, "die Älteren unter ihnen werden sich noch erinnern", hatte er nur ein mildes Lächeln übrig. Zur Bundeswehr würde Jogi Löws Kommentar sicherlich lauten: "Wir haben eindeutig ein Problem in der Verteidigung!"

Auch auf das etwas glatte Parkett der Beziehung der Geschlechter, von Ehe und Partnerschaft wagte er sich mutig. Dabei erfuhr der erstaunte Zuhörer, dass Frauen in ihrem Leben für 18 000 Euro Schminksachen verlieren: "Geld genug für zwanzig Junggessellenabschiede".

Wahrer Grund für Männerparkplätze in Triberg wird verraten

Klar, dass er bei den Männern schadenfrohes Gelächter erntete. sich von den Frauen jedoch lautstarke Buhrufe gefallen lassen musste, wenn er die Frage beantwortete, warum der Bürgermeister von Triberg im städtischen Parkhaus Männerparkplätze eingerichtet hatte: "Weil ein Frauenparkplatz so breit ist wie zehn derer der Männer."

Das Musterländle Baden-Württemberg lobte er selbstverständlich in den höchsten Tönen. Nach dem Sprichwort "Schönheit vergeht – Hektar besteht", suche der sparsame Schwabe seine Partnerin fürs Leben aus. Köstlich war seine Parodie auf eine Rentnerin, die im Supermarkt zur besten Feierabendstunde an der Kasse, an der eine ganze Schlange von Kunden ungeduldig wartet, zur Kassiererin sagt "Wartet’se, i hab’s passend" und dann umständlich aus ihrem Geldbeutel die Münzen gräbt.

Gar keine Gnade kannte er mit den Zocker-Bänkern, denen er sogar ein Lied widmete: Nach einer bekannten Melodie sang er bissig "Es gibt, Millionenbetrüger". Seine Glanzrolle an diesem Abend war zweifelsohne sein Auftritt und seine Parodie als Denkmal "Winfried Kretschmann 2011 bis 2046".

Seine Ausflüge in die "guten alten Zeiten" waren dann zum Abschluss noch einmal "Leckerlis" für die Ohren der Zuhörer: Früher, als die Lebensmittel noch kein Haltbarkeitsdatum gehabt und man keine Kühlschrank besessen hätte, habe alles aufgegessen werden müssen, egal wie alt es war. "Mit elf Jahren erfuhr ich zum ersten Mal, dass Fleischwurst nicht grau-grün ist."

Werbung in eigener Sache machte er für seine "Christoph-Sonntag-Stiftung". Hier kommt bei jedem Kauf seiner Büchern, DVDs und CDs ein bestimmter Geldbetrag gezielt für soziale Projekte wie zum Beispiel "Sternchenfänger" für benachteiligte und behinderte Kinder zugute.