In dem Gebäude Vor Langenbach der Wohnungsbaugesellschaft GSW leben Flüchtlinge provisorisch. Archivfoto: Adler Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunen müssen Wohnraum meist anmieten, sofern sie überhaupt Angebote bekommen

Mittleres Kinzigtal (ola). Das Thema Wohnraum für Flüchtlinge und Asylbewerber steht auf der Tagesordnung aller Städte und Gemeinden. Vor wenigen Tagen kündigte das Land Baden-Württemberg an, dass sich die Anzahl der hier ankommenden Flüchtlinge verdoppeln werde.

Fragt man bei den Kommunen im Kinzigtal nach, wie sie mit der Herausforderung, die Menschen aufzunehmen, umgehen, so wird deutlich: Der so genannten Willkommenskultur, die freundliche Aufnahme der Menschen und Unterstützung bei ihrer Integration, schließen die Gemeinden sich vorbehaltlos an.

Die Verantwortlichen versuchen, Wohnraum zu organisieren und sind dabei häufig auf Unterstützung ihrer Bürger angewiesen. Auch in der Betreuung der Flüchtlinge kommt Ehrenamtlichen eine tragende Rolle zu.

In Mühlenbach beispielsweise lebt seit Mitte November 2014 eine afghanische Familie: Eltern und vier Kinder. Die Gemeinde hat die Wohnung angemietet, "denn unsere Gemeindewohnungen sind alle im Moment fest vermietet und damit belegt", sagt Christian Hofstetter, Hauptamtsleiter bei der Gemeindeverwaltung in Mühlenbach. So begab sich die Gemeinde auf Wohnungssuche und gab ein Inserat auf. Eine einzige Rückmeldung sei gekommen.

Die Stadt Haslach stellt für die zehn Personen, die der Gemeinde 2014 zugewiesen wurden, ein städtisches Gebäude zur Verfügung. In der Stadt gibt es einen "Arbeitskreis Flüchtlinge". Die Mitglieder bewegen die Bürger zu Spenden von Hausrat und Geschirr und laden die Kinder in den Sportverein ein, berichtet Adrian Ritter, Hauptamtsleiter der Stadt Haslach. "Das ist eine Erfolgsgeschichte", sagt er.

Ritter geht davon aus, dass das Landratsamt der Stadt im laufenden Jahr ähnlich viele Flüchtlinge zuweisen wird. "Familien ordentliche Verhältnisse zu bieten, hat sich bewährt – wenn etwas Anständiges geboten wird, klappt das mit der Integration gut." Die Flüchtlinge erführen großen Rückhalt in der Bevölkerung: So hätten etwa viele Bürger Möbel gespendet. So wolle die Stadtverwaltung auch in Zukunft vorgehen, sagt Ritter: "Auf weiteren eigenen Wohnraum können wir im Moment nur begrenzt zugehen, unsere Kapazitäten sind begrenzt. Wenn uns weitere Menschen zugewiesen werden, dann prüfen wir unsere eigenen Möglichkeiten, bevor wir uns auf den Markt begeben und inserieren."

In Steinach leben im Moment vier Familien, 17 Personen, die im vergangenen Jahr kamen. Mit der "Bauernschänke" hat die Gemeinde vor drei Jahren ein ehemaliges Hotel erworben und umgebaut, dort wohnen auf zwei Etagen zwei Familien aus dem Irak, ein Ehepaar aus Pakistan und eine Familie aus dem Kosovo. "Der Bedarf bei uns ist gedeckt, und im Moment bekommen wir auch niemanden mehr zugewiesen", sagt Hauptamtsleiter Gerhard Knosp.

Auch in Steinach übernehmen ehrenamtliche Bürger Betreuungs- und Unterstützungsfunktion: "Die Leute werden gut versorgt", sagt Knosp. Da weitere Menschen im Moment nicht erwartet würden, sei die Gemeinde auch noch nicht auf Wohnungssuche.

Gerhard Knosp, der schon lange die Asylbewerber der Gemeinde betreut, erinnert sich lebhaft an die 90er Jahre, als rund 50 Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien in Steinach ankamen. "Das hat damals ja auch irgendwie funktioniert", sagt er.

In Hausach gibt es keine städtischen Gebäude für Flüchtlinge, die Stadt mietet bei Bedarf Wohnungen an. So auch bei Gemeinderätin Karin Rosemann, die ihr Haus schon länger mit Asylbewerbern teilt. Sie beherbergt eine Familie mit zwei Kindern aus dem Iran. Die Miete bezahlt das Landratsamt.

"Hoffentlich bleibt mir diese Familie erhalten", sagt Karin Rosemann. Das Zusammenleben funktioniere: Der Familienvater hilft im Garten, sie hilft ihm mit der Bürokratie und bei der Kontaktaufnahme. Karin Rosemann nennt ihre neuen Nachbarn "offen und aktiv", das erleichtere den Kontakt und die Integration. Der Vater spielt im Fußballverein bei den alten Herren, das ältere Kind wird dieses Jahr eingeschult. Karin Rosemann klingt zufrieden, wenn sie sagt: "Chaos könnte ich in meinem Haus nicht gebrauchen, da habe ich im Moment großes Glück."