Mit seiner roten Fliege wird man Mathias Wangler künftig seltener in Haslach antreffen. Foto: Weber Foto: Schwarzwälder-Bote

Vorstandsvorsitzender blickt auf seine Zeit bei der Sparkasse Haslach-Zell zurück / Künftig beruflich viel im Ausland

Haslach. Zum Monatsende geht bei der Sparkasse Haslach-Zell eine Ära zu Ende: Mathias Wangler hat dort fast 41 Jahre gearbeitet und davon etwas mehr als 21 Jahre als Vorstandsvorsitzender an vorderster Front. Im Interview mit dem SchwaBo blickt er zurück und verrät, was er in Zukunft machen wird.

Herr Wangler, bald steht ihr Abschied bei der Sparkasse Haslach-Zell an. Wie erleben Sie die letzten Tage?

Für mich geht ein riesiger Lebensabschnitt zu Ende. Denn mein Beruf war bisher weitgehend mein Leben. Die letzten Tage sind so wie eine Sanduhr, die verrinnt und so wird die Zeit gegen Ende hin immer kostbarer. Es kommt eine riesige Änderung auf mich zu und es kommt natürlich auch Wehmut auf. Ich befinde mich gerade im Veränderungsmodus und es läuft ein Film ab, der geprägt ist von vielen Menschen, denen ich dankbar bin (wen Wangler meint, ist auf der "Haslach-Seite" nachzulesen)

Was war die größte Herausforderung, die es in Ihrer Zeit bei der Sparkasse zu meistern galt?

Die technische Entwicklung war ganz markant. Als ich 1974 kam, waren die ersten Maschinen im Einsatz. Als modernste Errungenschaft habe ich als Lehrling bei Führungen mit unheimlichem Stolz einen Schreibautomaten mit programmierten Textbausteinen für Kundenbriefe gezeigt. Da haben die Schüler alle gestaunt. Übrigens auch über den Fernschreiber, mit dem man weltweit kommunzieren konnte. Heute hat das Museums-Charakter, über den man lächelt. Die heutigen Abläufe in der Bank würden die Kollegen von vor 30 Jahren nicht mehr erkennen. Geblieben ist da nur noch das Kundengespräch, aber auch da läuft nun durch das Internet vieles anders. Den Spagat zwischen lokalem Angebot und einem guten Onlineangebot zu schaffen und dabei die Bank als Marktführer zu halten, ist auch eine riesige Herausforderung.

Was gab es noch für große Aufgaben?

Das Zusammengehen der Sparkassen Haslach-Hornberg mit der Sparkasse Zell-Harmersbach war 1997 auch sehr markant. Diese Fusion durfte ich an maßgeblicher Stelle mitgestalten. Ich würde das auch zu den Erfolgskapiteln zählen, dass es uns allen gelungen ist, diese Fusion in guter Partnerschaft auf Augenhöhe zu bewerkstelligen. Es gab da keine Verlierer, wie es sonst manchmal bei Fusionen der Fall ist. Durch das Zusammengehen wuchs die Sparkasse auf einen Sprung um gut ein Drittel.

War es für Sie manchmal auch mehr Last als Lust einer Bank mit einer Bilanzsumme von rund einer Milliarde Euro mit etwa 250 Mitarbeitern vorzustehen?

Es gab sicher einzelne belastende Entscheidungen, die auch unter die Haut gingen, aber die Verantwortung habe ich dennoch nie als Last empfunden. Mir war diese Verantwortung aber in jedem Moment sehr bewusst. Wenn ich beispielsweise an einem Wochenende bei einem Fest war und Familien mit Kindern gesehen habe, habe ich für mich gedacht: ›Der schafft dort und jener verdient dort sein Brot. Und diese Betriebe begleiten wir durch wirtschaftliches Auf und Ab. Für deren Leben sind unsere Entscheidungen ganz maßgeblich.‹ Da wurde mir dann auch bewusst, wie die Arbeit der Sparkasse fruchtet. Das gleiche Gefühl hatte ich auch bei Betriebsbesichtigungen. Bei den eigenen Mitarbeitern der Sparkasse war mir auch immer wichtig, dass sie möglichst weiter kommen können und zufrieden sind.

In den letzten Jahren hat der Ruf der Bänker sehr gelitten. Haben Sie sich auch manchmal fremdgeschämt für ihre Berufsgenossen?

Ich habe mich nie geschämt, aber es tut uns bei der Sparkasse weh, richtig weh. Da diese Rufschädigung von anderen Banksystemen ausgeht und vieles überstrahlt. Aber wir spüren auch, dass die Menschen vor Ort schon unterscheiden. Die wissen schon, wo der Hund begraben ist. Ich schäme mich also nicht, aber ich bedaure, dass es solche Sachen gab, und es macht mich auch richtig wütend, weil dadurch eine große Ungerechtigkeit entstanden ist.

Sie waren bei fast jedem größeren öffentlichen Anlass im Geschäftsbereich ein gern gesehener Gast. Gab es eine Lieblingsveranstaltung oder einen Anlass, an den sie besonders gern zurückdenken?

Ganz besonders gerne dabei war ich immer bei Betriebs- und Geschäftsjubiläen sowie Geschäftserweiterungen. Da hast du auch das Gefühl: "Toll, Arbeitsplätze, die Wirtschaft profitiert und da hat die Sparkasse maßgeblich beigetragen". Das war ein tolles Gefühl. Kunstausstellungseröffnungen habe ich auch sehr gerne besucht. Eine große Affinität habe ich auch zur Musik und war daher sehr gerne bei den Jahreskonzerten der Kapellen in der Region. Deren Musik habe ich immer mit Freude gelauscht.

Mit den Haslacher Narren verbindet sie eine besondere Beziehung. Werden Sie nächstes Jahr als "Büttel light" in Erscheinung treten?

Ich habe nicht nur zu den Haslacher Narren ein gutes Verhältnis. In Haslach habe ich als Wohn- und Bürostandort die höchste Präsenz. Aber ich hab immer darauf geachtet, in allen zwölf Kommunen, welche die Sparkasse betreut, präsent zu sein. Die Haslacher Narren wissen nur einfach mehr über mich. In Zukunft will ich aber auch darauf Rücksicht nehmen, welche Prioritäten mein Nachfolger setzen will. Wenn ich beispielsweise bei der Fasent da sein kann, will ich daher keinesfalls als Sparkassendirektor a. D., sondern als Privatperson wahrgenommen werden.

Werden Sie weiterhin in Haslach wohnen bleiben?

Ja, alle anderslautenden Gerüchte sind falsch. In Haslach werde ich auch ein privates Büro haben, wo ich meine künftige Aufgaben wahrnehmen werde.

Und wie geht es beruflich für Sie weiter?

In meiner Zeit bei der Sparkasse bin ich schon lange im Bereich Schulungen und Vorträge tätig. Das liegt mir glaube ich auch. Bei der baden-württembergischen Sparkassenakademie in Stuttgart will ich nun mein Engagement ausbauen. Außerdem werde ich für die Sparkassenstiftung im Bereich internationale Kooperation tätig sein. Das hat mich schon immer gereizt, daher habe ich auch schon Vorträge für die Ukraine und die Russland gehalten. Im Bereich der Bankpolitik und -entwicklung wird nun künftig ein wichtiges Feld meiner Tätigkeit liegen. Als erstes werde ich im Oktober in Zentralasien in vier Staaten tätig sein, um dort meine Erfahrungen weiterzugeben und in verschiedenen Bereichen ganz konkrete Hilfestellungen anzubieten.

Und was machen Sie, bis es nach Asien geht?

Nach der Abschiedstour durch Baden-Württemberg heißt es ab Mitte Juli erst einmal durchatmen, entspannen und alles setzen lassen. Konkret will ich meine alte Liebe zu den Bergen auffrischen, in der Schweiz wandern gehen und meinen Akku aufladen. Außerdem möchte ich mich meinen Eltern, die beide noch leben, und meinen sieben Geschwistern nebst deren Familien intensiver zuwenden. Ansonsten möchte ich in England meine Sprachkenntnisse weiter verbessern.

Wird man Sie ansonsten weiterhin mit ihrer roten Fliege in Haslach antreffen können?

Die rote Fliege habe ich immer auch schon bei privaten Anlässen getragen. Wenn ich nun privat durch Haslach laufe, werde ich aber legerer unterwegs sein. u  Fragen von Lars Reutter