Während der Wasserstand der Baggerseen immer weiter fällt, gibt es bei Seen mit Zufluss – wie hier der Waldsee bei Haslach – dank der augenblicklichen Schneeschmelze keinen Wassermangel. Foto: Kluckert

Bei weiter anhaltender Trockenheit drohen nicht nur für die Landwirtschaft negative Folgen.

Mittleres Kinzigtal - Es wird höchste Zeit, dass es regnet, sonst könnte die anhaltende Trockenheit im Kinzigtal schnell negative Auswirkungen auf die Land- und Forstwirtschaft haben. Die augenblickliche Schneeschmelze hat aktuell für eine zeitweise Entspannung der Lage gesorgt.

Auch wenn es heute Schauer geben kann: Mit Regenschirmen lässt sich derzeit kein Geschäft machen, denn die Tage in einem Monat mit nennenswerten Niederschlägen – egal, ob Schnee oder Regen – kann man im Kinzigtal an einer Hand abzählen.

"Während der Januar dank die beiden letzten Tage, an denen zirka 40 Liter Regen pro Quadratmeter fielen, von der Niederschlagsmenge nahezu im langjährigen Mittel lag, fielen nach einem recht trockenen November im Dezember nur rund fünf Prozent der normalen Menge. Und im Februar liegt die bisherige Niederschlagsmenge bei nicht einmal 20 Liter pro Quadratmeter. Normal sind im Monatsmittel knapp 100 Liter", erläutert der Wolfacher Wetterexperte Franz Schmalz die Niederschlagssituation in den zurückliegenden Monaten. Jetzt müsse es schon ordentlich regnen, also deutlich über die Normalmenge hinaus, um das Niederschlagsdefizit zumindest einigermaßen auszugleichen. "Wichtig wäre auch, dass die Niederschläge sich auf etliche Tage verteilen, damit sie auch in den Boden versickern können und nicht oberflächlich abfließen", so der Wetterfachmann.

Wunsch nach Landregen

Schmalz ist nicht der einzige, der einen anhaltenden Landregen herbeisehnt, denn die Land- und Forstwirte sind angesichts der anhaltenden Trockenheit zunehmend beunruhigt. Der Grund: Bei längerer Dauer könnten die Folgen zu spürbaren finanziellen Einbußen führen.

"Seit Beginn des trockenen Sommers im Vorjahr ist keine Grundwasserbildung mehr erfolgt. Der Grundwasserspiegel liegt also auf einem niedrigen Niveau. Dazu kommt, dass infolge der anhaltenden Trockenheit sowie dem erfolgten Wasserentzug durch die Pflanzen auch der tiefere Wurzelhorizont ausgelaugt ist. Die Speicher sind also absolut leergelaufen. Das ist bis jetzt eigentlich kein Problem gewesen, da sowohl im Grünland- als auch im Ackerlandbereich in den Wintermonaten so gut wie kein Nährstoff- und Wasserbedarf bestand und auch die Verdunstung relativ gering war", erläutert Jürgen Neumaier vom Amt für Landwirtschaft des Landratsamts Ortenaukreis die augenblickliche Situation im Kinzigtal, die er als noch nicht besorgniserregend einstuft. Doch mit der jetzt langsam einsetzenden Wachstumsperiode steige der Wasserbedarf stark. Setze sich die Trockenheit fort, wäre das Pflanzenwachstum wasserbedingt gehemmt.

Dünger bleibt wirkungslos

"Das betrifft zurzeit in erster Linie das im Spätherbst gesäte Wintergetreide, das jetzt Wasser und Nährstoffe benötigt. Ein weiteres Problem der Trockenheit ist, dass die aufgebrachten Nährstoffe und Dünger bei fehlender Nässe keine Wirkung zeigen", so Neumaier. Es werde also höchste Zeit für größere Mengen an Niederschlag.

Als zumindest im Augenblick noch nicht problematisch bezeichnet Felix Supke, Büroleiter des Forstbezirks Wolfach, die Situation in den Wäldern. "Die kritische Zeit kommt erst mit dem Anfang April beginnenden Laubaustrieb. Zu diesem Zeitpunkt, wenn es mal konstant zwölf bis 15 Grad warm ist, geht es dann auch mit dem Borkenkäfer los", so der Diplomförster.

Stressige Laichzeit

Auch bei den Anglern herrscht bezüglich der Trockenheit keine Panikstimmung. "Durch die derzeit hohen Lufttemperaturen und der damit verbundenen Schneeschmelze hat sich die Kinzig etwas erholt, sodass die Lage derzeit nicht dramatisch ist", so der Vorsitzende des Angelvereins Lahr-Kinzigtal, Gérard Arnold auf Anfrage unserer Zeitung. Allerdings sei der Wasserstand der Baggerseen seit längerem sehr niedrig. "Im den ersten Monaten des Jahres laichen die Fische ab. Dazu brauchen sie viel Wasser. Wird das knapp, geraten sie in eine Stresssituation, die im schlimmsten Fall dazu führen kann, dass sie eingehen", bereiten die fehlenden Niederschläge dem in Haslach lebenden Experten jedoch einige Sorgen.

"Im Augenblick sind die Gewässer noch relativ kalt. Hätten wir eine solche Situation im Sommer, wäre die Lage angespannter", so Arnold.

Seit Jahren beobachtet die Familie Schondelmaier auf dem Eckenbauernhof in Hornberg-Reichenbach die zunehmende Trockenheit mit einer gewissen Skepsis. Ihr knapp 800 Meter hoch gelegener Hof wird durch eine Quelle auf dem Fohrenbühl versorgt – diese liefert in den letzten Jahren aber nicht mehr immer die täglich im Durchschnitt erforderliche Menge von 3500 Liter Wasser.

Wasser vom Nachbarn

Den größten Wasserbedarf haben die 40 Kühe. "Durch die Schneeschmelze haben wir derzeit aureichend Wasser", erklärt Wilfried Schondelmaier, "im Sommer sah es aber sehr schlecht aus. Da mussten wir von einem befreundeten Nachbarn mit unserem Schlepper Wasser holen. Eigentlich haben wir eine sehr ergiebige Quelle, aber unser Verbrauch ist eben auch sehr hoch", so der 36-jährige Landwirt.

Unter zunehmenden Engpässen bei der privaten Quellwasserversorgung leidet aber nicht nur der Eckenbauernhof, sondern auch zahlreiche weitere Höfe, vor allem die in Höhenlagen. Bei der Frage, wie er auf den Wassermangel reagieren könne, zuckt Schondelmaier mit den Schultern. Eine bezahlbare Patentlösung gibt es derzeit nicht. Für Notsituationen hat er sich im vergangenen Jahr ein Plastikfass mit einem Fassungsvolumen von 6000 Liter angeschafft.

Ein Schnitt weniger

Die Trockenheit wirkt sich für den Vollerwerbslandwirt aber auch in anderen Bereichen aus. "Im Wald ist ein verstärkter Befall der Bäume mit dem Borkenkäfer festzustellen. Betroffen sind insbesondere die flachwurzelnden Fichten, während die tiefwurzelnden Weißtannen weniger geschädigt werden."

Als weiteres durch die Trockenheit verursachtes Problem nennt der Landwirt das verminderte Graswachstum. "In den letzten beiden Jahren konnte ich auf den Wiesen statt der vorher üblichen vier Schnitte nur drei machen. Dadurch hat sich die Futtermenge für die Tiere natürlich spürbar reduziert", so Schondelmaier. Auch er hofft jetzt auf ergiebige Niederschläge.