Georg Allgaier Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Alfred Buchholz musste sich erst einlesen

Von Lars Reutter

Haslach. Er ist von Anfang an dabei und hat immer noch großen Spaß: Alfred Buchholz ist einer von 14 Bergwerksführern, die seit zehn Jahren den Besuchern aus Nah und Fern "Segen Gottes" zeigen.

Die Bergwerksführer seien alle im "jugendlichen Rentenalter", sagt Buchholz lachend, der selbst 75 Jahre alt ist. Noch älter ist Georg Allgaier (83), dem das alles zu verdanken sei. "Am Anfang hatten ihn alle für einen Spinner gehalten. Heute zieht es hier viele Touristen her", sagt der Fischerbacher Buchholz.

Er selbst kam zu dem Ehrenamt des Bergwerkführers beinahe wie die Jungfrau zum Kind. "Der Bürgermeister hat mich damals bei meiner Pensionierung angesprochen", erzählt Buchholz. Wie auch die meisten anderen habe er aber keine Ahnung und keinen Bezug zum Bergwerk gehabt. "Man wusste nur, da war mal was". Für den ehemaligen Lehrer hieß es also büffeln.

Ein Werk, das er gelesen habe, sei vom sächsischen "Allroundwissenschaftler" Georgius Agricola bereits im 15. Jahrhundert geschrieben worden. Außerdem hat Buchholz Bücher von Wolfgang Werner und Dr. Merkl gelesen. Beide hätten auch schon Vorträge in Haslach gehalten und die Bergwerksführer angelernt, so Buchholz.

Inzwischen ist jeder von uns bestimmt schon 1000-Mal mit Gruppen durchgelaufen, wobei eine aus maximal zwölf Personen bestehe. "Mir macht das großen Spaß", sagt Buchholz. Es werde aber nicht immer der gleiche Text herunter gespult. Zumal ja auch nicht nur Erwachsene, sondern auch Kindergruppen durch "Segen Gottes" geführt werden. "Jede Gruppe ist anders und stellt andere Fragen", meint Buchholz.

Die Themen der rund 80 bis 100-minütigen Führungen sind die Geschichte des Bergwerks, wie das Silber abgebaut und geschmolzen wurde oder auch wie das Silber überhaupt in den Berg kam.

Gefragt sei das Besucherbergwerk besonders in Ferienmonaten und an Regentagen. "Da kommen dann schon mal 300 Besucher pro Tag", sagt der Fischerbacher. Die meisten von ihnen sind aus Baden-Württemberg, aber auch aus dem Elsass gibt es viele Gäste oder sogar aus Berlin und Flensburg.

"Einer ist mal barfuß durch den Berg gelaufen", erinnert sich Buchholz lachend. Spaßig ist der Job aber nicht immer. Gerade bei Hitze sei es ganz schön anstrengend. Zumal dann der Temperaturunterschied schon mal bis zu 25 Grad betrage. Vielleicht auch deshalb fehlt es an Bergführer-Nachwuchs. Aber noch ist das kein Problem. Denn für alle Führer gelte, dass sie so lange weiter machen wollen, wie es die Gesundheit zulasse.

Haslach (red/lr). Das zehnjährige Bestehen von Segen Gottes ist Anlass genug, um an die Entstehungsgeschichte zu erinnern. Initiator Georg Allgaier musste dabei sogar einmal in einer mehrstündigen Aktion aus den Stollen gerettet werden. u 1996/97: Georg Allgaier unternimmt mehrere Suchfahrten, um die Möglichkeit einer sogenannten Aufwältigung der Grube zu erkunden. u Juli 1997: Er beginnt mit ersten Aufwältigungsarbeiten im Bereich des "Oberen Stollens". u September 1997: Anlässlich der Einweihung des Schnellinger Bergbaubrunnens erfolgt eine erste Herrichtung des teilverschütteten (oberen) Mundlochs. u August 1998: Stellung von Hilfskräften und des Maschinenparks durch die Stadt Haslach. u Frühjahr 1999: Fortführung der Arbeiten nach Genehmigung des Bergbaueigentümers, Joachim Fürst zu Fürstenberg, und der Zulassung des Hauptbetriebsplans durch das Landesbergamt. 127 Meter des "Oberen Stollens" und mehrere Schächte sind freigelegt. u April 1999: Öffnung des Erbstollens (162 Meter), Ausräumen von Schlamm und Geröll. u September 1999: Georg Allgaier wird von einer Schlammlawine verschüttet, 20 Kubikmeter Geröll ergießen sich in den Hauptgang und schneiden ihm den Rückweg ab. Er rettet sich in einen Seitenstollen und wird in einer mehrstündigen Rettungsaktion von Feuer- und Grubenwehr aus seiner misslichen Lage befreit. u Winter 1999: Öffnung des "Tag- und Förderschachts" (26,5 Meter Höhenunterschied), Ausbau und Sicherung sowie weiteres Ausräumen des Schachtes und der Seitenstollen, einschließlich 85 Meter des "Rotgüldengangs". u Ab 2000: Ausräumen von Schlamm und Gesteinsmassen im Bereich der Arbeitsbühne und weiterer Seitenstollen (76 Meter) sowie des "Mittleren Stollens". u Mitte 2000: Die vermutete Verbindung zwischen "Rotgüldengang" und "Großer Tagschacht" wird entdeckt. Damit ist ein Rundgang für den Besucherbetrieb denkbar.u Frühjahr 2002: Beginn der Ausbauarbeiten zum Besucherbergwerk: Bühnen, Treppen und Geländer sowie die Beleuchtungsanlage werden damals eingebaut.u Ab 2003: Ein erster Probebetrieb für Besucher wird eingerichtet. u April 2004: Beginn der Arbeiten am Servicegebäude "Schnellinger Silberstub".u September 2004: Feierliche Eröffnung des Besucherbetriebs von "Segen Gottes". u Weitere Zahlen und Fakten: Insgesamt wurden nahezu 700 Meter an Stollen, Schächten und Gängen freigelegt und rund 2000 Kubikmeter Schlamm und Gestein in Handarbeit aus dem Berginnern ausgeräumt. Dabei wurden rund 200 000 Eimerladungen an Schlamm, Geröll und Verfüllmaterial in grubengängige, kleine Handschubkarren verfrachtet und diese wiederum gut 50 000 Male ausgefahren. Dies wurde in rund 25 000 Arbeitsstunden geleistet, wovon allein Georg Allgaier, der Initiator und der Mentor des Bergwerks, rund 12 000 Arbeitsstunden – und dies alles im Ehrenamt – erbracht hat.