Foto: Kinzig Food Wheels

Junge Köche machen traditionelle Küche modern

Von den Haslacher Wochenmärkten sind sie mittlerweile nicht mehr wegzudenken: Die "Kinzig Food Wheels". Auch bei anderen Veranstaltungen übernehmen sie oft die Bewirtung. Die rustikale Optik des Stands und die gute, alte Hausmannskost scheinen anzukommen.

Haslach. "Wir sind froh, dass wir so angenommen werden", freut sich Michael Friedemann. Während seine Kollegen Dominik Seitz und Normen Paul nebenan in der Küche werkeln, erzählt er von den Anfängen und bisherigen Erfolgen der "Kinzig Food Wheels".

Erst im Laufe des April und Mai dieses Jahres hat das Trio sein Unternehmen, das seine Basis in der Haslacher Hauptstraße hat, den Betrieb aufgenommen. Am Anfang stand die Überzeugung, "wir machen zwar Altes, aber das machen wir hip für die Jugend."

Altes? Damit meint Friedemann die Gerichte, die die drei Köche sich auf die Fahnen geschrieben haben: Deftige Hausmannskost. So experimentieren Seitz und Paul nebenan gerade mit einem Maultaschen-Rezept. "Ganz wichtig ist uns die Regionalität der verwendeten Zutaten", betont Friedemann, der auch für das Marketing zuständig ist. Zu Anfang sei dieser Anspruch schwierig umzusetzen gewesen, aber die Zusammenarbeit mit Bauernhöfen aus der Region verbessert und erweitert sich stetig.

"Ohne den großen Fokus auf diese Regionalität hätten wir den Stand auf der Chrysanthema wohl auch nicht bekommen", berichtet der 32-Jährige von einem dreiwöchigen Ausflug des Trios "über den Berg" zur Lahrer Blumenschau. Der Nachweis, dass alle verwendeten Produkte regional bezogen wurden, sei den Betreibern immens wichtig.

Nachhaltigkeit ist für die Haslacher Köche ein weiterer Punkt: Das Einweggeschirr, das am Stand ausgegeben wird, ist biologisch abbaubar. Und auch beim Kochen versucht das Trio, so nachhaltig zu arbeiten wie möglich: "Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn man ein Tier wegwerfen muss", sagt Friedemann.

Die drei jungen Männer sind gelernte Köche. Sie haben laut Friedemann Erfahrungswerte aus beruflichen Stationen in einigen guten Betrieben. Paul hat zudem eine Zimmermannslehre gemacht. Er war es auch, der schon früh eine Feldküche angeschafft hat. Mittlerweile sind es drei, die die "Kinzig Food Wheels" in Betrieb nehmen können. Die kleinste, gibt Friedemann zu, ist aber kaum als eine zu erkennen, und deutet dabei auf einen Aufbau, der auf den ersten Blick tatsächlich alles hätte sein können.

Der Vorteil sei allerdings, dass die Köche mit den fahrenden Küchen immens flexibel seien. Auf ihrer Internetseite rufen sie gar eine "Revolution auf der Straße" aus.

Das Konzept sei eigentlich vorrangig eines für einen Food Truck gewesen. "Aber wir werden so oft für Caterings gebucht, wir kommen gar nicht dazu", sagt der Älteste des Trios lachend. Paul und Seitz sind beide 27 Jahre alt, fünf Jahre jünger als er. "Wir können uns aber überhaupt nicht beschweren", erzählt Friedemann sichtlich zufrieden. "Wir hätten nur wirklich nicht damit gerechnet, dass wir bei den Einheimischen so schnell so gut ankommen."

Denn Haslacher "Eigengewächse" sind die drei nicht. Friedemann ist zwar für fünf Jahre Sous-Chef in Schönwald gewesen und berichtet mit leuchtenden Augen davon, dass der Schwarzwald eine wunderschöne Region sei. Allerdings hatten die drei vor dem Start mehrere Regionen ins Auge gefasst. Das Kinzigtal setzte sich letztlich durch, weil hier durch die große Industrielandschaft und den zunehmenden Tourismus eine recht heterogene, durchaus zahlungskräftige Region entstanden ist. So wurde das Unternehmen schnell immer wieder für Bewirtungen bei verschiedenen Festen angefragt.

Der Stand, den die Köche aufbauen, fällt auf, denn hier zeigt sich bereits das Maß an Kreativität, mit dem das Trio an die Sache geht: Holzpaletten, ein "Sammelsurium aus Töpfen, damit es den Hausfrauencharakter von früher hat", wie Friedemann sagt, liebevoll auf Umgebung und Saison abgestimmte Deko mit Kräutern und Blumen sowie eine eigene Uniform.

Auf dem Haslacher Wochenmarkt stehen die "Kinzig Food Wheels" jeden Samstag und bieten dort auch ihr hausgemachtes Jambalaya an. Das amerikanische Gericht ähnelt einer Paella, nur schärfer. Für deutsche Gaumen haben sie das Rezept angepasst. Die Jambalaya-Sauce ist derart beliebt, dass sie mittlerweile portionsweise im Einmachglas verkauft wird.

Positiver Stress

Auf ein Restaurant hätten sie durchaus Lust, bekennt Friedemann freimütig. Aber "Kinzig Food Wheels" müsse Schritt für Schritt wachsen. Nach einem Jahr stehe ohnehin erst einmal eine Zwischenbilanz an. "Aber bereut habe ich es bis jetzt nicht. Die Arbeit ist zwar stressig, aber das ist positiver Stress."