Brandschutz: Wegen neuen Auflagen gibt es in der Stadthalle 127 Sitzplätze weniger

Weniger Stühle auf der einen, mehr Platz und Sicherheit auf der anderen Seite. In der Stadthalle Haslach gibt es bei Veranstaltungen zukünftig 127 Sitzplätze weniger.

Haslach. Dort passten in der Vergangenheit knapp 800 Stühle rein, nun sind 673 erlaubt. Hintergrund ist die sogenannte "Versammlungsstättenverordnung" des Landes Baden-Württemberg, heißt es seitens der Stadt Haslach.

"Die Versammlungsstättenverordnung dient der allgemeinen Sicherheit", berichtet das Stadtbauamt Haslach auf Nachfrage des SchwaBo. 2012 habe das baden-württembergische Ministerium für Verkehr und Infrastruktur die Ordnung dahingehend verändert, dass Sitzplätze mindestens 50 Zentimeter breit sein müssen.

Zwischen den Sitzplatzreihen müsse laut Verordnung "eine lichte Durchgangsordnung von mindestens 40 Zentimeter vorhanden sein". Dies betreffe, so das Stadtbauamt, die 597 Plätze im Saal der Stadthalle sowie die 76 Plätze auf der Empore. Zuschauer hätten durch den Wegfall von 127 Stühlen nun aber auch mehr Platz in den Durchgängen und könnten bequemer sitzen.

Die Neuerungen wurden laut Bauamt im Zuge einer Brandverhütungsschau durchgeführt. "In der Stadthalle musste die veraltete Brandmeldeanlage ausgewechselt werden", heißt es. Das koste die Stadt etwa 50 000 Euro. Zudem müsse nun auch ein Fluchtweg von der Empore gebaut werden. Dieser werde voraussichtlich 30 000 Euro kosten.

Durch die Brandschutzauflagen fallen somit auch 127 potenzielle Zuschauer weg. "Viele Veranstaltungen in der Stadthalle sind nicht maximal bestuhlt, sondern meist nur zu zwei Dritteln", erklärt das Bauamt. In seltenen Fällen, wie bei der "Night of Stars" der Musikschule Offenburg/Ortenau, seien in der Stadthalle tatsächlich 800 Stühle nötig.

Weniger Zuschauer bei der Big-Band-Show bedeuten für Organisator und Musikschulleiter Peter Stöhr auch 127 Karten, die nicht verkauft werden können. Um das Event zu finanzieren sei die Musikschule laut Stöhr "leider gezwungen den Eintrittspreis zur erhöhen". Die Karten kosten im Vorverkauf nun 29 Euro anstatt 25 Euro.

Aus Sicht von Martin Schwendemann, Kulturamtsleiter der Stadt Haslach, gewährleisten die neuen Brandschutzauflagen selbstverständlich die Sicherheit der Besucher. Die Stadt organisiere selber wenige Veranstaltungen in der Halle. Allgemein würden die Verordnungen es den Konzert- und Eventveranstaltern aber in ganz Deutschland "nicht einfach machen". "Veranstaltungen in großen Hallen rentieren sich nur, wenn auch ein großes Publikum da ist", sagt der Kulturamtsleiter.

Künstler- und Veranstaltungsmanager Mathias Schaettgen organisiert seit 1991 Events in der Stadthalle. In den vergangenen 20 Jahren habe es mehrfach Veranstaltungen gegeben, bei denen laut Schaettgen die Halle ausverkauft gewesen sei: Beispielsweise bei Comedy-Auftritten von Badesalz oder dem Vortrag von Reinhold Messner.

Für Schaettgen sind die Sicherheitsvorkehrungen wichtig. Dennoch sei es mit weniger Sitzplätzen auch schwieriger, Künstler für Haslach zu werben. "Die Stadthalle ist generell schon klein", sagt Schaettgen. "Künstler suchen sich die Hallen nach ihren Kapazitäten aus", erklärt er. Die Auftritte müssen sich finanziell lohnen. In diesem Jahr noch anstehende Events, die Schaettgens organisiert, würden von den Auflagen nicht beeinträchtigt werden, da es sich um Veranstaltungen mit Stehplätzen handele.

Für den Vortrag des Profibergsteigers Alexander Huber im November sieht Margot Bäuerle von der Sparkasse Haslach-Zell keine Probleme. Die Sparkasse sei als Veranstalter von der Stadt über die Bestuhlung informiert gewesen. In der Vergangenheit habe es mit dem Vortrag von Joey Kelly auch einmal 800 Besucher gegeben. "Generell rechnen wir aber mit 400 bis 500 Zuschauern", sagt Bäuerle.