Geschäftsführer Lutz Heubach (von links) sowie Lebenshilfe-Vorsitzender Helmut Pfotzer und Manfred Schmid besuchen Ramona Schmieder an ihrem Arbeitsplatz in der Siebdruckerei. Foto: Störr

Haslacher Werkstätten für Menschen mit Behinderungen starten ins Jubiläumsjahr. Inklusion als wichtiges Ziel.

Haslach - Das 40-jährige Bestehen der Haslacher Werkstätten für Menschen mit Behinderungen wird 2013 mit verschiedenen Veranstaltungen gefeiert. Den Auftakt bildete gestern ein Pressegespräch mit Verantwortlichen der Lebenshilfe im Kinzig- und Elztal, Professor Ulrich Bauter vom Landesverband in Stuttgart sowie Mitarbeitern der ersten Stunde. Am 29. Juni wird ein "Tag der offenen Tür" mit buntem Geburtstagsfest folgen.

Geschäftsführer Lutz Heubach verwies auf die Beschäftigung von etwa 300 Menschen mit Behinderungen in den Werkstätten und an den "ausgelagerten Arbeitsplätzen" – beispielsweise im Hofstetter Gasthaus "Linde" oder der "Zeller Keramik". "Wir sind stolz darauf, dass der Lohn in unseren Werkstätten mit durchschnittlich 235 Euro im Monat weit über dem Bundesdurchschnitt von 179 Euro liegt." Es gebe viele verschiedene Arbeitsbereiche, die betriebswirtschaftlich wenig rentabel wären – nur so sei eine individuelle, dem Hilfsbedarf angepasste und sinnstiftende Beschäftigung möglich.

Durch die "UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen" sei ein enormer Schwung in die Behindertenhilfe gekommen. Vom gesellschaftlichen Ausschluss über die Normalisierung bis zur Integration gebe es auf dem Weg zur Inklusion derzeit sehr viele Veränderungen. Einer grundlegenden Veränderung bedürfe dabei auch die Eingliederungshilfe, um mehr Instrumente an der Hand zu haben. Was die Menschen mit Behinderungen an Unterstützung benötigten solle von der Sozialhilfe abgekoppelt und in einem eigenen Leistungsgesetz verankert werden.

Als stellvertretender Landesvorsitzender verdeutlichte Ulrich Bauter, dass es wenig Sinn mache, gewachsene Sondereinrichtungen wie Kindergärten, Schulen oder Werkstätten plötzlich zu schließen. "Durch das neue Gesetz sollen die Wahl-Möglichkeiten erweitert werden." Die Menschen mit Behinderungen wären keineswegs nur Leistungsempfänger, sondern ein Bestandteil der Volkswirtschaft. Die Kaufkraft wirke sich positiv auf die Wirtschaft in der Region aus. Manfred Schmidt erklärte als technischer Leiter der Werkstätten den Wandel der Arbeitsplätze in den vergangenen 40 Jahren.

"Von der anfänglichen Kugelschreibermontage entwickelte sich die Werkstatt zu einem wirtschaftlich gut aufgestellten Betrieb." Dass die Lebenshilfe heute ein starker Partner der Industrie wäre, hätte sich vor 30 Jahren noch keiner träumen lassen. Jürgen Borho verwies als pädagogischer Leiter der Arbeitsbereiche indes auf die individuellen Arbeitsplätze. Es gebe für jeden Arbeitnehmer eine Begleitplanung mit regelmäßigen Meetings und Besprechungen der Fördermöglichkeiten. Eine 1:1-Übernahme in den freien Arbeitsmarkt könne nicht funktionieren, deshalb seien die "ausgelagerten" Arbeitsplätze eine gute Brückenlösung.