Vor vollem Haus las Gotthard Vetter (vorne Mitte) vor. Christine Störr (vorne links), Ehefrau Anne (vorne rechts) sowie Verlegerehepaar Roland und Ursula Klöpfer (hinten von links) und Bettina Lehmann waren auch mit dabei. Foto: Becker Foto: Schwarzwälder-Bote

Schnellinger stellt sein autobiografisches Buch "Nicht Haben Müssen: Eine Befreiung" vor

Haslach (fjb). Die Spuren aus seinem ereignisreichen Lebensweg zeichnete Gotthard Vetter am Sonntagabend im Gasthaus "Blume" in Schnellingen in der Lesung aus seinem neuen Buch "Nicht Haben Müssen: Eine Befreiung" vor vollem Haus eindrucksvoll nach.

"Ich bin vollkommen überwältigt", leitete Vetter seine Begrüßung ein, denn neben den vielen Besuchern waren auch seine Kinder und Enkelkinder, Verwandten, Freunde, Bekannten und Weggefährten anwesend. Mit eigenen Liedern und Gitarrenspiel hatte Bettina Lehmann aus Oberharmersbach die musikalische Gestaltung übernommen. Dabei sang sie auch Liedverse, die Gotthard Vetter auf bekannte Melodien umgetextet hatte, zum Beispiel "Ein Lied gegen das Abkassieren" nach der Melodie "Von den blauen Bergen kommen wir".

Bei der Erstellung des Buches hatte Christine Störr großen Anteil. Seit 2012 musste deshalb viel Material gesichtet werden. Auch wurden viele Gespräche geführt, bis das Werk druckreif war. "Ich fasste Gotthards Erzählungen und Berichte in Worte und schrieb es nieder", erklärte die Hofstetterin. Gedruckt und gefertigt wurde der 75 Seiten umfassende Band im Verlag und Buchbinderei von Roland Klöpfer, der auf solche Aufträge spezialisiert ist.

In seiner Lesung nahm Gotthard Vetter sein Publikum auf eine Reise durch sein bewegtes Leben und "um die halbe Welt" mit. Breiten Raum nimmt seine Kindheit und Jugend ein. Im Herbst 1940 geboren, nahm er als Kind noch fünf Kriegsjahre wahr. Das bäuerliche Leben und den Aufbau der Nachkriegszeit schildert er sehr bildhaft. Ob beim Vespern auf dem Acker mit "Bibeleskäs", ob Säcklestrecken nach einer Schlachtung, letzte Totenwache mit Kartenspiel in der Nähe des aufgebahrten Verstorbenen oder seine Zeit auf der nur zweiklassigen Volksschule, die er "Uni Schnellingen" nannte, es waren durchweg heitere aber auch besinnliche Begebenheiten, die er in urbadischem Dialekt darbot. Für die Nichteinheimischen übersetze er seine Ausführungen humorvoll ins Hochdeutsche, in welchem auch das Buch geschrieben ist.

Seine prägende Zeit als Entwicklungshelfer in Indien, sein beruflicher Werdegang von der Ausbildung bei der Haslacher Firma Benz, sein Engagement in der christlichen Arbeiterjugend CAJ bis hin zu seiner Tätigkeit in der Gewerkschaft finden im Buch ihren Platz. Sein christlicher Glaube und sein Einsatz für die Benachteiligten in der Gesellschaft begleitet ihn bis heute als Vorsitzender der katholischen Arbeiterbewegung und sein Projekt "Herz für die Freiburger Straßenkinder."

In seine Lesungen und Ausführungen bezog er auch das Publikum mit ein, indem er die Personen ansprach, die in den Texten vorkamen oder zu der Zeit in Schnellingen wohnten.

Am Ende der eineinhalbstündigen stets unterhaltsamen Lesung wurde Vetter mit begeistertem Beifall bedacht, musste viele Hände schütteln und auch zahlreiche Bücher mit Widmungen versehen.

Eine zweite Veranstaltung ist für Mittwoch, 3 Dezember, um 19.30 Uhr in der Buchhandlung von Ulrike Limberger geplant. Dann wird Martin Schaeffer für die musikalische Umrahmung sorgen. Sicherlich werden auch dann viele Zuhörer kommen. Denn in der "Blume" fanden am Sonntag leider nicht alle Interessierten Platz.