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Volkstrauertag: Haslacher gedenken den Toten von Krieg und Gewaltherrschaft / 70 Jahre Frieden in Europa

Am Haslacher Ehrenmal und in der Klosterkirche wurde gestern der Volkstrauertag begangen. Er ist aktueller denn je. So mahnte Bürgermeister Heinz Winkler vor Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

Haslach . Der erste Volkstrauertag hat 1922 im Gedenken an die Opfer des Ersten Weltkriegs stattgefunden. Wie erschreckend aktuell dieses Thema heute ist, wurde gestern in der Gedenkfeier am Haslacher Ehrenmal und in der Klosterkirche deutlich.

Umrahmt vom Adoramus-Chor und Kirchenmusiker Bernhard Mussler betonte Haslachs Bürgermeister Heinz Winkler: "Gerade in dieser Zeit ist das Gedenken wieder so wichtig geworden, als Zeichen für die Demokratie und gegen den Hass." Mit den Worten, die Bundespräsident Theodor Heuss 1952 eingeführt hatte, wurde den Toten gedacht.

In der Gedenkfeier trugen einige Schüler des Haslacher Bildungszentrums eindrückliche Gedanken und Gedichte vor. "Wir Schüler der neunten Klasse erfahren viel über die vergangenen Kriege. Aber auch heute sind wir davon betroffen, erfahren durch die Nachrichten täglich von den Kriegen und haben in unserer Klasse betroffene Flüchtlingskinder", schickten die Schüler voraus.

Ihre namentliche Aufzählung von Gefallenen und Vermissten aus dem Zweiten Weltkrieg begannen jeweils mit "Ich hatte einen Verwandten“ und gaben dem Schrecken damit einen Namen. Im Geschichts- und Religionsunterricht mit den Lehrern Wolfgang Kirchherr und Josef Moser waren Gedichte und Gedanken entstanden, in denen sich die Schüler mit dem Krieg auseinandersetzen.

Der Bundestagsabgeordnete Johannes Fechner (SPD) zeigte sich in seiner Ansprache dankbar, "dass wir in Europa seit 70 Jahren in Frieden und Wohlstand leben." Das sei nicht selbstverständlich, und deshalb wäre die wiederholte Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg und Frieden sehr wichtig. Er selbst habe das berührendste Erlebnis als Abgeordneter bei der Einweihung eines Friedenmals in Flandern gehabt. Eine deutsche und eine englische Jugendmannschaft hätten an dem historischen Platz ein Fußballspiel ausgetragen, wo die Engländer und die Deutschen an Heilig Abend 1924 – statt sich zu bekriegen - Fußball gespielt hatten. "Das ist eine unserer wichtigsten Aufgaben: Der Jugendaustausch und das Zusammenbringen der Jugend", mahnte Fechner.

Die europäische Einigung sei ein bedeutendes und einzigartiges Projekt von vielen Staaten, die sich früher bekriegt und jetzt miteinander arbeiten würden. "Daraus resultiert eine weltweite Verantwortung und es stellt sich die Frage, ob sich gerade Deutschland so im Waffenexport engagieren muss", endete der Abgeordnete.

Bürgermeister Heinz Winkler verlas am Ende einen Text von Matthias Rogg, dem Direktor des militärhistorischen Museums der Bundeswehr in Dresden. "Die jüngsten Ereignisse in unserem Land geben größten Anlass zur Sorge, dass viel zu viele aus der Geschichte nichts gelernt haben", las Winkler. "Fremdenfeindlichkeit und Rassismus sind nicht nur auf dem Vormarsch, sie scheinen langsam salonfähig zu werden. Wenn wir sehen, mit welcher Erbarmungslosigkeit und mit welchem Hass Menschen anderer Herkunft, anderen Glaubens oder einer anderen Ethnie ausgegrenzt, geschmäht und physisch attackiert werden, dann muss uns das beschämen und wütend machen – dann sind wir alle zum Handeln aufgefordert. Die Ursachen dieses Verhaltens sind vielfältig. Aber die Muster sind erschreckend ähnlich, wenn wir sie auf Ereignisse zurückbinden, an die wir im Rahmen des Volkstrauertages erinnern. Damals wie heute sind es neben fehlender Empathie und kleinbürgerlicher Enge auch Geschichtsvergessenheit und –versessenheit, die den Nährboden für den giftigen Blindtrieb bilden."