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Zuschauer von Theaterstück "Afrika" beeindruckt

Von Christine Störr

Die Theatergruppe Baal Novo hat ihr Stück über die Flucht aus Europa in Richtung Afrika beeindruckend auf die Bühne gebracht. Zusammen mit den Caritasverband Kinzigtal und den regionalen Weltläden freuten sich die Schauspieler über einen sehr guten Besuch in der Haslacher Stadthalle.

Haslach. Die Flucht aus dem wohlsituierten Europa ist derzeit kaum vorstellbar. Und doch brachte die Theatergruppe genau diese Thematik auf die Bühne. Eine Flucht aus dem kriegerisch besetzten Deutschland in Richtung reiches Afrika, wo Sicherheit und vor allen Dingen eine insgesamt gute Zukunft erwartet wird.

Am Anfang stand die fiktive Bootsfahrt im fahlen Licht, in dem die Menschen eng aneinander gekauert Gottes Beistand herbei flehten. Eine beklemmende Szene, die bei vielen Zuschauern Gänsehaut verursachte. Eine der Frauen im Boot erklärte eindringlich: "Ich empfand das Leben nicht bedrohlich – nicht vor dem Krieg und auch nicht danach." Doch lange Stiefel, Protektoren und ein Helm hätte sie sich als Schutz vor dem Verlust ihres Mannes gewünscht. "Zurück bleibt eine verlassene Frau im Krieg. Eine Mutter, die in ihren Kindern keinen Halt suchen darf, weil sie selbst die sichere Erde sein muss." Erst als sie sich an ihre Kraft und Träume erinnert habe, sei sie zur Flucht bereit gewesen. "Die Zukunft darf kein Kompromiss mehr sein."

In ihre bedrückende Beklemmung hinein mischte sich Hoffnung. Das erschreckende Szenario von Angst, Terror, und Bombenangriffen wurde mit ortsbezogenen Schilderungen aus Durbach und Offenburg greifbar. "Ich hatte viele Freunde, aber dann hat es angefangen, dass Menschen verschwanden. Man wollte es nicht glauben, wenn jemand darüber sprach. Im Stadtwald sind Massengräber gefunden worden."

Die atemberaubende Darstellung der Flucht im Schlauchboot ließ eine atemlose Stille in der Stadthalle zurück, die Hilfeschreie der Flüchtenden erschreckte. Ein letztes Mal drehten sie sich um nach dem Land, in dem die Umstände ein Verlassen erzwangen. "Das endlose Vermissen wird uns immer begleiten. Jede Trennung bedeutet Erleichterung und Verlust gleichermaßen."

Und immer wieder tauchte die Frage nach den Daheimgebliebenen, Zückgelassenen Familienmitgliedern auf. Mit der Ankunft in Afrika schöpften die Flüchtenden neue Hoffnung und machten beglückende Erfahrungen "der universellen Art, wenn Menschen aufeinander zugehen." Gemeinsam forderten sie laut schreiend: "Ich will arbeiten" und verliehen ihrer großen Hoffnung Ausdruck. "Hoffnung ist das, was uns auf den Weg gebracht hat. Hoffnung, in einem Land anzukommen, in dem ich wieder ein freier Mensch sein kann."

Doch es ging weiter – immer weiter – zu Fuß nach und durch Afrika, auch wenn es Jahre dauern sollte. Die Menschen würden nicht verstehen, warum man sich ohne Ziel auf den Weg machen würde, getrieben von der Hoffnung auf eine Zukunft. "Doch es ist Licht und nicht Dunkelheit, die hier kommt. Wir möchten den Menschen in Afrika zeigen, dass wir keine Gefahr sind nur, weil wir aus einem anderen Land kommen."

Am Ende des Stücks, das Regisseur Edzard Schoppmann in enger Zusammenarbeit mit Flüchtlingen des Offenburger Asylbewerberheims inszeniert hatte, stand für die Darsteller fest: "Die Fremde möchte ich meine Heimat nennen, hier fand ich Anerkennung und mein Glück – ich will nie wieder zurück!“