In einigen Berufen ist das Angebot mittlerweile größer als die Nachfrage. Symbolfoto: Kalaene Foto: Schwarzwälder-Bote

Kinzigtäler Betriebe finden nicht genügend Lehrlinge / Viele Berufsfelder gelten bei den Jugendlichen als unattraktiv

Von Femke de Kort

Mittleres Kinzigtal. Immer mehr Lehrstellen bleiben unbesetzt. Viele Betriebe haben mittlerweile Schwierigkeiten, Auszubildende zu finden, was zunehmend zum Problem wird. Vor allem der Trend, weiterführende Schulen zu besuchen und zu studieren, geht auch hier im Kinzigtal zu Lasten der dualen Ausbildung.

Fachkräfte für Lagerlogistik, Bäcker, Köche oder Konstruktionsmechaniker – dies sind nur ein paar der Berufe, in denen die Nachwuchssuche schwierig ist. Viele Firmen bemühen sich auf Berufsmessen oder sogar in sozialen Netzwerken um eine gute Repräsentation und Werbung um Auszubildende, da der Großteil der Jugendlichen hier am Besten zu erreichen ist.

"Gründe dafür, dass immer mehr betriebliche Ausbildungsstellen nicht besetzt werden, sind einerseits die bereits rückläufigen Schülerzahlen, andererseits aber auch der Trend, weiterführende Schulen zu besuchen", erklärt Werner Noltenhans, Teamleiter Berufsberatung der Agentur für Arbeit, Offenburg. Seinem Eindruck nach werden viele Jugendlichen von Rahmenbedingungen wie Arbeitszeiten abgeschreckt, wie zum Beispiel im Bereich des Gaststättengewerbes. "Es gibt bestimmt auch interessante Berufe, die vielleicht einfach nicht attraktiv genug bei den Jugendlichen ›rübergebracht‹ werden. Das kann zum Beispiel der Anlagemechaniker Sanitär-/ Heizungs- und Klimatechnik sein oder der Beruf des/der Drogisten/in. Häufig ist den Jugendlichen nicht klar, was die Berufsbilder beinhalten", fügt er hinzu.

Noltenhans macht aber auch deutlich, dass die Arbeitgeber andererseits die passenden Bewerber nicht finden: "Bei den Berufskraftfahrern wird der Jugendliche bevorzugt, der bereits 18 Jahre alt ist. Bei der Fachkraft für Lagerlogistik wird ein guter Abschluss der Mittleren Reife erwartet, denn in dem Beruf kommt es auf mehr an, als nur mit dem Gabelstapler fahren zu können." Vorstellungen und Realität scheinen also oft weit auseinanderzuklaffen.

Im Ortenaukreis waren laut Werner Noltenhans bis Ende August 3,9 Prozent mehr Ausbildungsstellen gemeldet als im Vorjahr. Im Bereich der Geschäftsstelle Hausach sei hingegen ein Rückgang von 2,3 Prozent verzeichnet worden. "Solche leichten Schwankungen sind normal. Sie ziehen sich durch verschiedene Berufe. Manche Betriebe stellen nur alle drei Jahre einen Lehrling ein, andere finden einen Auszubildenden, bevor sie die Stelle beim Amt melden", erklärt der Berufsberater. Obwohl viele Betriebe Nachwuchsmangel beklagen, verzeichnete die Arbeitsagentur im letzten Jahr 35 Jugendliche im Ortenaukreis, die keine Lehrstelle finden konnten. Das Problem scheint also darin zu liegen, dass einige Berufe sehr beliebt zu sein scheinen, wie zum Beispiel Industriekaufmänner und -frauen oder KFZ-Mechatroniker. Dort übersteigt die Zahl der gemeldeten Bewerber deutlich die der gemeldeten Ausbildungsstellen. Im Gegensatz dazu stehen die unbeliebteren Berufe, in denen viele Lehrstellen unbesetzt bleiben.

u Der SchwaBo stellt in loser Folge Ausbildungsberufe vor.