Pfarrer Hans-Michael Uhl bei seiner Ansprache in der Moschee. Ganz links Imam Ilhan Cakir, Übersetzerin Merican Durmus (rechts daneben) Vorsitzender Nurullah Durmus sowie der Vorsitzende des evangelischen Kirchengemeinderats Martin Hartmann. Foto: Hildenbrand

Christen und Muslime beginnen mit Kanzeltausch. Gerechtigkeit als Garant für friedliches Zusammenleben.

Haslach - Der "Kanzeltausch" zwischen der türkisch-islamischen Gemeinde und der evangelischen Kirchengemeinde Haslach hatte seinen Auftakt in der Moschee in der Schleifmattstraße. Viele türkische Muslime und Christen füllten die Moschee bis zum letzten Platz.Der Vorsitzende der türkisch- islamischen Gemeinde, Nurullah Durmus, betonte in seiner Begrüßung die guten Kontakte zwischen Muslimen und Christen in Haslach. Sie seien bestimmt durch ein friedliches, gutes Miteinander, das geprägt sei durch gegenseitige Achtung der Religion des anderen. Sowohl der evangelische Pfarrer und Religionslehrer Hans-Michael Uhl aus Hausach als auch Imam Ilhan Cakir von der Haslacher Moschee hielten Ansprachen und zitierten Texte aus dem Koran und der Bibel. Drei junge Türkinnen sangen spirituelle muslimische Lieder. Merican Durmus übersetzte Ansprachen und Texte ins Türkische und ins Deutsche.

Thema der Ansprachen der Geistlichen war die Rolle Abrahams, der als Ibrahim auch für Muslime als ein Vater des Glaubens gilt. Sowohl die Bibel als auch der Koran sehen in Abraham/Ibrahim den Freund Gottes, der ein Beispiel wurde, wie Gott den Menschen zum Ziel führt, wenn er sich ihm anvertraut. Pfarrer Uhl hob in seiner Ansprache hervor, dass Deutsche und Türken gesegnet seien durch den gemeinsamen Glaubensvater Abraham. Da gebe es keine Konkurrenz; denn sowohl Muslime als auch Christen seien "Abrahams Kinder" und also Kinder Gottes. Der "Kanzeltausch" sei das Ergebnis vieler Jahre beharrlicher Vertrauensbildung. Im Raum Haslach dürfte man froh sein, dass die Muslime im christlichen Kinzigtal ganz selbstverständlich ihre eigene Moschee haben.

Für Imam Ilhan Cakir ist die Familie Abrahams ein Vorbild für die ganze Menschheit. Er betonte in seiner Ansprache, dass gerade in der heutigen Zeit, in der Rassismus und Diskriminierung aus verschiedenen Gründen leider zugenommen haben, das Vorbild Abrahams sehr wichtig sei. Durch die Liebe Gottes, wie sie Abraham verheißen habe, würden Hass, Feindseligkeit, Gewalt und Diskriminierung von den Menschen ferngehalten. "Wenn wir den Frieden Gottes, den Gott Abraham und seinen Nachkommen versprochen hat, erhalten wollen, sollten wir gerecht leben", sagte der Imam.

Gerechtigkeit sei ein universales Prinzip und ein Garant für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das friedlichen Zusammenleben der Religionen.