Die Riedlinger Bürgerwehr schlug den gespielten Aufstand unter den Augen der vielen Zuschauer nieder. Fotos: Störr Foto: Schwarzwälder-Bote

Historische Gruppen spielen im Freilichtmuseum Teil der Badischen Revolution von 1848 nach.

Das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof zeigte sich am Pfingstwochenende von seiner rebellischen Seite. Die Offenburger Heckergruppe und die Riedlinger Bürgerwehr spielten einen Teil der Badischen Revolution von 1848 nach.

Gutach. Es donnerte aus Kanonen, krachte aus Vorderlader-Büchsen und schrie über das große Feld beim Vogtsbauernhof, als die rebellischen Freiheitskämpfer um Friedrich Hecker ihr Bestes für die Freiheit und die Demokratie gaben – doch vergebens. Am Ende mussten sie sich unter den Augen der vielen Zuschauer gut bewaffneten Regierungstruppen beugen.

Was die Akteure mit viel Krawall im Schnelldurchlauf spielten, hat in der Geschichte Deutschlands seine Spuren hinterlassen. Zwar wird die badische Revolution auf die Jahre 1847 bis 1849 datiert, doch reichen die Wurzeln sehr viel weiter bis in die französische Revolution 1789 zurück. So jedenfalls erklärte es Oliver Felsen seinen Zuhörern in der Heuboden-Akademie des Freilichtmuseums, wo er eine gute Stunde lang über die politischen Zusammenhänge und gesellschaftlichen Auswirkungen referierte.

Mit viel Herzblut nahm er die Gäste mit durch die Geburtstunde der Menschen- und Bürgerrechte 1789 mit. "Die französischen Revolution und Napoleon spielt eine Schlüsselrolle in der europäischen Geschichte. Die badische Revolution ist keine Episode, die man von 1847 bis 1849 losgelöst betrachten kann", erklärte Felsen.

Mit der Einführung eines bürgerlichen Gesetzbuches habe Napoleon zunächst als großer Befreier Badens gegolten. "Aber kaum war Europa erobert, merkte man den brutalen Preis, der zu zahlen war", so Felsen. Im deutschen Volk habe es zu gären begonnen, man habe erste Freiheitsrechte gefordert.

Mit der Völkerschlacht bei Leipzig sei 1813 "ein Fass aufgemacht worden, auf das man bis zur badischen Revolution keinen Deckel mehr bekommen hat." Das damals gegründete Lützowsche Freiheitscorps junger Studenten trug mit ihren schwarzen Waffenröcken, den roten Aufschlägen und goldenen Knöpfen die Farben der heutigen Deutschlandfahne in der Uniform und hatte seinen entscheidenden Anteil am Ausgang der Völkerschlacht.

Die Studenten seien an ihre Studienorte zurückgekehrt, doch hätten die "Reden an die deutsche Nation" durch den Philosophen Johann Gottlieb Fichte ihre Spuren hinterlassen.

"Die Ideen ließen sich nicht mehr aus den Köpfen der Menschen drücken", blickte der Referent auf die weitere Entwicklung und Unterdrückung des deutschen Volkes: "Im Deutschen Bund mit seinen vielen Monarchen- und Fürstentümern war das Erwachen des Bürgertums aber nicht mehr zu verhindern."

Mit den schlesischen Weberaufständen von 1844 habe aufgrund von Missernten, Hungersnot und der Industrialisierung eine nie dagewesene Landflucht mit Verelendung der Stadtbevölkerung und katastrophalen hygienischen Bedingungen begonnen. Trotzdem seien in Preußen Truppen rekrutiert worden, um Österreich und Russland zu gefallen.

Und dann sei der 12. September 1847 gekommen, an dem Friedrich Hecker im Offenburger "Salmen" mit seinen Freunden die 13 Forderungen des Volkes aufgestellt hätte. Neben der Pressefreiheit sei unter anderem die Gewissens- und Lehrfreiheit, die Religionsfreiheit, die Demokratie, Geschworenengerichte, soziale Gerechtigkeit sowie die Abschaffung der Monarchie gefordert worden.

Doch die daraus werdende Revolution wurde am 2. Juli 1849 durch preußische Husare mit der Besetzung Offenburgs und Freiburgs niedergeschlagen, von 1849 bis 1854 seien deutschlandweit 1,2 Millionen Menschen ausgewandert.

"Am 23. Mai 1948 haben wir das Erbe der badischen Revolution im Grundgesetz festgeschrieben", beendete Felsen seinen Vortrag.