In der Ausstellung "Wälderrauschen" gibt es auch Interessantes über die Flößerei zu sehen. Foto: Paskal Foto: Schwarzwälder-Bote

Vor vielen Besuchern referiert der Historiker Hans Harter über Glanzzeiten und Niedergang der Flößerei

Von Christel Paskal

Gutach. Im Rahmen des Jahresthemas "Wald" im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof Gutach gibt es in der Ausstellung "Wälderrauschen" auch Interessantes über die Flößerei zu sehen. So passte es ideal, dass der Historiker Hans Harter an diesem Ort über die Geschichte der Flößerei referierte.

Harter, der Mitglied im Schiltacher Flößerverein ist, referierte vor sehr vielen Zuhörern. Erste Belege über die Flößerei stammen demnach aus dem Mittelalter. Im Jahr 1504 wurden laut Aufzeichnungen aus den Wäldern der Fürstenberger 200 Stämme in die Niederlande transportiert. Im Jahr 1716 bestellte Wiesbaden für einen Kirchenbau 450 Stämme und 2000 Bretter. Ab 1720 benötigten Holländische Unternehmen riesige Mengen Holz für den Schiffsbau. Da Rotterdam auf Pfählen erbaut ist, war auch dafür Holz notwendig. "Der Schwarzwald war das Holzmagazin der Niederlande. Redete man von einem Holländer, so war allerdings kein Mensch gemeint, sondern ein 18 Meter langer Stamm", sagte Harter.

Die Flößerei war anstrengend und gefährlich. Ein Floß war oft bis zu 500 Meter lang. Um auf den 90 Kilometern der Kinzig fahren zu können, war ein Wasserstand von drei badischen Fuß, also 90 Zentimeter erforderlich. Auf den Gefährten konnten Passagiere mitfahren.

Dass die Holzflasche, die Logel, immer mit Wein gefüllt war, dafür hatte der Schiffer zu sorgen. Seine wichtigste Aufgabe war jedoch, das Holz an den Mann zu bringen. Um alle Beschäftigten bezahlen zu können, brauchten die Schiffer mindestens 300 000 Taler. 100  000 Taler mussten sie ständig parat haben. Ein Floß hatte damals einen Wert von umgerechnet 10 000 Euro. Mit dem Holz, dem "grünen Gold des Schwarzwaldes", machten die Schiffer profitable Geschäfte. Manchmal dauerte es bis zu zwei Jahre, bis ein Stamm verkauft war. Die Flößer konnten mit ihrem Verdienst ihre Familien gut ernähren. Sie waren von April bis November täglich von 5 bis 19 Uhr tätig.

Der Dichter Heinrich Hansjakob schreibt über ihre schwere Arbeit: "Dass sie sich so manche Breschten", also körperlichen Defekte, dadurch zugezogen hatten. Als die Industrialisierung voranschritt, wurde dort viel Wasser gebraucht, das dann in den Flüssen fehlte. Als schließlich die Eisenbahn ihren Siegeszug angetreten hatte, folgte das Ende der Flößerei. Das kochende Wasser der Dampfloks hatte über das fließende Wasser gesiegt.

Harter erwähnte, dass auch auf der Steinach und Wutach Flößerei versucht worden ist, um Frankreich Holz zu liefern. In der Wutach versickerte das Wasser immer wieder im durchlässigen Untergrund. Auch auf der Donau von Linz bis Melk in Österreich waren von 1866 bis 1880 Flößer aus dem Schwarzwald tätig. Das Holz aus Dürrenstein wurde nach Ybbs an der Donau befördert. Zum Schluss seines kurzweiligen Vortrages zeigte der Referent noch einen kurzen Videofilm von einer Floßfahrt im April von Steinach nach Gengenbach.