Oberhexe Kathrin Welle bekommt den Rathausschlüssel von Burgis Ecki (linkes Bild). Kinder und Hexen freuten sich anschließend über die Bonbons der Rathauscrew. Fotos: Gräff Foto: Schwarzwälder-Bote

Rathaussturm: Seit gestern ist Gutachs Bürgermeister seinen Rathausschlüssel los

Von Eckhard Gräff

Heiß begehrt war auch in diesem Jahr wieder der Gutacher Rathausschlüssel. Und die neue Bühlersteiner Oberhexe hatte leichtes Spiel mit Bürgermeister Siegfried Eckert.

Gutach. Dieser hatte aber vorgesorgt. Glaubte er jedenfalls. Und da er sich anscheinend in den vergangenen Jahren nicht auf seinen Gemeinderat als wehrhafte Verteidiger des Rathauses verlassen konnte, hat er die Narrenbaumgilde aus Hausach um Hilfe gebeten. Ob das klug war? Wohl eher nicht, wie sich dann zeigt.

Burgis Siegfried Eckert hat jedenfalls anfangs noch gut lachen, als er die von der neuen Bühlersteiner Oberhexe Kathrin Welle geforderte Herausgabe des Schlüssels verweigert: "Das Rathaus zu stürmen, dass ich nicht lache, bei uns ist heute aber auch gar nichts zu machen. Vielleicht sitzt ihr Hexen auch schon auf heißen Kohlen, es gibt keinen Schlüssel, es gibt nichts zu holen."

Und er droht den Hexen: "Und wenn ihr es doch probiert, spielt unsere Narrenkapelle einen einstündigen Tusch." Dann versucht er es auf die charmante Tour bei Oberhexe Kathrin: "Mit euch kann man sicher gut Kirschen essen. Ihr braucht den Schlüssel nicht, ihr bekommt von mir andere schöne Gaben wie›einen Wellnessgutschein in dem neu geplanten Wellnessbad."

Eckert hat allerdings seine Rechnung ohne die neue Oberhexe gemacht. Dieser Bestechungsversuch geht nämlich gründlich schief: "Ja, lieber Burgis Ecki, wir kommen nicht zum Kirschen essen, wir wollen den Schlüssel wie im vergangenen Jahr, so stellen wir uns die neue Zusammenarbeit vor", betont die Oberhexe.

Und die Narrenbaumgilde aus Hausach, die "Burgis Ecki" – recht voreilig – als seiner Verteidigungs-Narrenbaumgilde ein dreifaches "Narri – Narro" zuruft, ist nicht so ohne weiteres bereit, dem bedrängten Rathauschef zur Seite zu springen, und erst gar nicht "für Kohlen und Bier". "Beim Rathausumbau war ein Aufzug geplant, was ich jetzt sage, ein jeder es ahnt. Wir, die Narrenbaumgilde, dürfen ab sofort, ohne zu sparen, an der Fasnet immer mit dem Aufzug fahren", stellt Miroslav Morhart von der Narrenbaumgilde kurz und knapp fest. Dann wären sie auch bereit, als Verteidigungs-Narrenbaumgilde zu helfen.

Oberhexe Welle konterte geschickt, packte die Gilde an ihrer närrischen Ehre und zieht diese und die Schänzle-Hexen schließlich auf ihre Seite: "Drum schließen wir nun einen gemeinsamen Pakt, das wäre für den Burgis der letzte Akt. Dann hätte er keine Wahl, wir sind dann in der Überzahl."

Schultis Eckert sieht schließlich ein, dass er keine Chance hat, und Oberhexe Kathrin zeigt sich am Schluss versöhnlich: "Den Schlüssel nun zu übergeben, du hast unser Wort, am Aschermittwoch hängt er wieder am richtigen Ort."

Dass das Narrenbaumstellen nur mittels Holzstützen und Muskelkraft eine hohe Kunst ist, das haben die Mitglieder der Hausacher Narrenbaumgilde wieder eindrucksvoll gezeigt. Trotzdem ist es gestern beim Narrenbaumstellen vor dem Gutacher Rathaus zu einem Unfall gekommen, als der knapp 14 Meter hohe Baum plötzlich wieder aus seiner Verankerung rutsche und auf die Hauptstraße knallte. Glücklicherweise wurde keiner der Zuschauer und Baumsteller verletzt. Und beim zweiten Versuch – der Baum war jetzt fast drei Meter kürzer – ist es der Gilde dann gelungen, den Baum in seine Verankerung zu setzen. Großes Aufatmen war bei den erschrockenen Zuschauern zu hören – und dann ein kräftiger Applaus, dass alles doch noch gut geklappt hat. Verärgert dürften nur die Autofahrer gewesen sein. Die mussten nämlich statt der geplanten fünf bis zehn Minuten auf der B 33 gut 30 Minuten warten, bis die Feuerwehr die Straße wieder freigegeben hat.