Rheinschwimmer und Chemieprofessor Andreas Fath im Freilichtmuseum Foto: Paskal Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Rheinschwimmer Andreas Fath appelliert an Umweltbewusstsein / Nächster Fluss ist Tennessee-River

Von Christel Paskal

Die Besucher im Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof hat der Chemieprofessor Andreas Fath bei seinem Vortrag wach rütteln wollen. Dies war auch seine Mission auf seinem Schwimm-Marathon über 1231 Kilometer durch den Rhein.

Gutach. Die Quelle des Rheins im Tomasee in einer Höhe von 2345 Metern war sechs Wochen vor dem Start noch zugefroren. Da ist Andreas Fath vor Ort klar geworden, dass er bei der Wassertemperatur von sieben Grad Celsius nicht ohne Neoprenhandschuhe auskommt.

Die Königsetappe war am vierten Tag durch den Bodensee. Zuvor hatte er sich buchstäblich verschwommen und ist rechts abgebogen und somit im Naturschutzgebiet angekommen. Seine Helfer warteten jedoch am linken Rheinarm auf ihn. Fath hat durch das zweistündige Warten einen Sonnenstich bekommen und daher nachts nicht schlafen können. Sein Sohn ist an seiner Stelle vier Stunden geschwommen. Am nächsten Tag holte er die Strecke nach – es sollte ursprünglich sein Erholungstag sein.

Seine Begleiter im Boot und an Land hatten vom 28. Juli bis 24. August 2014 reichlich zu tun. Als äußerst schwierig hat sich der ungezähmte Vorderrhein erwiesen, der nicht schiffbar ist. Fath hat hier Todesängste ausgestanden. Auch warnte er davor, im Rheinkanal zu schwimmen. Der gemauerte Rand ist so glitschig, dass ohne fremde Hilfe keiner heraus kommt.

Vor ihm hat im Jahr 1969 Klaus Pechstein den Rhein durchschwommen. So viele Staustufen gab es da noch nicht, aber der Rhein war damals stark verschmutzt. Das hat sich geändert, stellte Fath fest. Heute hat er wieder Trinkwasserqualität. Das konnte der Rheinschwimmer mit einer an seinem Bein befestigten Fischhaut für Wasserproben feststellen.

Jedoch erschreckten ihn die großen Mengen an Schadstoffen, die vom Rhein in die Nordsee gelangen. Je mehr Menschen in den Ballungsgebieten am Rhein leben, umso größer ist die Schadstoffmenge. Die Besucher waren darüber auch entsetzt. Aber gerade durch so eine Schwimmaktion erreicht Fath nach seiner Aussage auch die Menschen.

Was er da an Bildern speziell von Plastikartikeln zeigte, war traurig. Während seines Schwimmens hörte er vom Boden des Rheins her das ständige Schaben des Kieses an dem auf Grund liegenden Plastikmüll. Die daraus entstehenden acht Tonnen Mikroplastikartikel pro Jahr werden auch von Fischen gefressen und gelangen beim Verzehr in den Menschen.

Völlig überrascht war Fath über die rund 50 Tonnen künstliche Süßstoffe, die vom Rhein in die Nordsee gelangen. Diese finden sich in vielen Getränken, sogar in einem Mischbier, stellte Fath fest. Er hat seit seiner Aktion seine Ernährung umgestellt und achtet auch mehr darauf, was er trinkt. Weiter schockierte die Zuhörer die Erkenntnis, dass drei Tonnen Antibiotika sowie fünf Tonnen Betablocker die Gewässer belasten.

Auf seiner weiteren Schwimmreise erreichte Fath seine Geburtsstadt Speyer und legte dort einen Stopp ein. In Acht nehmen musste er sich vor den großen Schiffen, die ihm oft ziemlich nahe kamen. Auch seien Bojen äußerst tückisch. Seine Helfer riefen ihm die Hindernisse jeweils zu, denn aufkommende Monotonie war nicht ungefährlich.

Zu schaffen machte ihm eine Entzündung im Nacken, die durch den scheuernden Neoprenanzug entstanden ist. Die Ärzte im Krankenhaus gaben zwar grünes Licht, in entnommenen Blutproben sind aber nach 14 Tagen Streptokokken festgestellt worden.

Da war seine Mission aber schon beendet. Nach 28 Tagen erreichte der Rheinschwimmer Andreas Fath in Rekordzeit die Nordsee. Er meinte: "Nie hat Salzwasser so gut geschmeckt." Die Medien waren für seine Mission sehr wichtig, obwohl er sich manchmal bei seiner Ankunft am Etappenort nach der heißen Dusche sehnte.

Die aufmerksamen Zuhörer des charismatischen Erzählers löcherten Fath noch mit vielen Fragen. Auch die, ob er nochmals eine solche Tortur wagen will. Seine Antwort: "Ja, es ist nicht ausgeschlossen. Wir haben viel gelernt und die technische Ausrüstung ist vorhanden."

Nachdem seine Frau zugestimmt hat, macht er sich an sein nächstes Abenteuer. Er will in den Vereinigten Staaten im Tennessee-River starten.