Vor interessierten Zuhörern referierte F. Carlo Schmid darüber, wie der Wald in der bildenden Kunst gesehen wird. Foto: Paskal

Im Lorenzenhof referiert der Kunsthistoriker F. Carlo Schmid zum Thema "Wald in der bildenden Kunst".

Gutach - Im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof dreht sich dieses Jahr alles um das Thema Wald. Dazu passt, wie der Wald in der bildenden Kunst gesehen wird. Im Lorenzenhof hat der Kunsthistoriker F. Carlo Schmid vor mehr als 30 Zuhörern dazu referiert.

"Der Landmann lebte in der Natur, Städter jedoch entfremdeten sich ihr immer mehr begann F. Carlo Schmid seinen Vortrag. "Landschaft ist gestaltete Natur", so Schmid. Friedrich Schiller meinte: "Der Landmann hat ein naives Verhältnis zur Natur, von welcher der Städter entfremdet ist." Leonardo da Vinci hat im Jahr 1473 mit der Zeichnung "Arno" eine waldreiche Gegend geschaffen.

Die Zeichnung zeigt eine Flusslandschaft mit Burgen und anderen Merkmalen einer Kulturlandschaft. "Das war die erste reine Landschaftsdarstellung" so Schmid. Ihm gelang es, mit Bildern von Gemälden den Vortrag lebendig zu gestalten. Die aufmerksamen Zuhörer konnten so verfolgen, wie der Wald immer mehr künstlerisch festgehalten wurde.

Neben da Vinci malte Albrecht Dürer bereits den Wald. Bei der nach Dürer folgenden Künstlergeneration mit Albrecht Altdorfer, Lucas Cranach, Augustin Hirschvogel und Wolf Huber war die Landschaft eines ihrer Hauptthemen. Der Wald hatte in der Renaissance und im Barock seinen Platz.

Auf vier gezeigten Ansichten von Düsseldorf-Benrath war zu erkennen, wie der Park dort als machtvoller Auftritt in der europäischen Kunst gesehen werden konnte. Der Wald und die Wege konzentrierten sich auf das Lustschloss von Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz.

Der Klassizist Johann Christian Reinhart befasste sich in seinen Gemälden und Radierungen hauptsächlich mit Landschaften. Eine Radierung aus dem Jahr 1794 zeigt das Waldgebiet der Villa Borghese in Rom.

Die Romantiker schwärmten von und für den Wald. Caspar David Friedrich malte 1813/14 "Der Chasseur im Walde". Auf diesem Bild wird die politische Situation in den deutschen Staaten dargestellt. Eng stehende, zusammengerückte Fichten galten als Symbol für die deutschen Befreiungskämpfer.

Junge Fichten neben abgeschlagenen Baumstümpfen können als Sinnbilder für die junge Generation angesehen werden, die nach den Befreiungskriegen heranwächst und die Zukunft trägt. Wie der Mensch eins wird mit der Landschaft, zeigte der Spätromantiker Hans Thoma.

Auf seinem "Selbstbildnis vor einem Birkenwald" ist er mit Bart zu sehen. Die golden gefärbten Blätter spielen auf sein Alter und seine Erfolge als Maler an. Deutlich ist ein goldener Ring an seinem kleinen Finger sichtbar. Thoma ist auf dem Bild Teil des Waldes. Expressionist Ernst Ludwig Kirchner schuf viele Gemälde mit Bezug zum Wald.

Sein 1919 entstandener Holzschnitt "Wintermondnacht" musste als "entartete Kunst" 1937 auf Geheiß der Nationalsozialisten aus dem Museum entfernt werden, sie empfanden ihn als "geisteskrank".

Edmund Steppes Kunst dagegen schätzten sie, obwohl von ihm dargestellte abgestorbene und zerstörte Bäume auf Zerstörungen des Krieges hinwiesen. Das Waldsterben in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde mit abgestorbenen Bäumen und toten Wäldern abgebildet.

Der Wald war und bleibt auch künftig ein geheimnisvoller Ort, den Schmid den Anwesenden in seinem einstündigen Vortrag näher gebracht hat.