Jürgen Klinsmann hat einen Gutacher Mediziner zum Mannschaftsarzt der amerikanischen Nationalelf gemacht. Foto: Gombert

Fußballgröße besucht einen Bekannten und spricht über den Schwarzwald, den SC Freiburg und den Sportlernachwuchs.

Gutach - Jürgen Klinsmann ist auf Stippvisite gewesen und hat seinen Freund Kurt Mosetter, den er inzwischen auch als Mannschaftsarzt für die amerikanische Nationalelf gewinnen konnte, im Gutachtal besucht. Der Vorsitzende des TuS Gutach, Martin Heinzmann, nutze die Gelegeheit, um mit dem US-Nationaltrainer sprechen.

Herr Klinsmann, Sie sind ein sehr internationaler Mensch. In Stuttgart aufgewachsen, in Mailand, Monaco, London, Genua und München als Profi gespielt, seit 1998 leben sie in den USA. Jetzt waren sie in Gutach. Wie kam es zu diesem Besuch?

Ich würde mal sagen privat-medizinisch. Ich kenne den Gutacher Kurt Mosetter seit nunmehr fünf Jahren, er ist ein herausragender Mediziner und inzwischen auch einer meiner Freunde. Bisher habe ich ihn immer in Konstanz in seiner Praxis besucht – oder er kam zu unseren Länderspielen – aber jetzt hat er mich mal nach Gutach eingeladen. Und es hat mir dort sehr gut gefallen.

Mit Kurt Mosetter arbeiten Sie nun schon mit einigen Vereinen zusammen. Könnten Sie uns kurz berichten, warum diese Zusammenarbeit fast schon als "traditionell" bezeichnet werden kann?

Ganz einfach: Weil es mein Job ist, für die Spieler beste Bedingungen zu schaffen, damit sie ihre Leistungsfähigkeit möglichst optimal ausschöpfen können. Dabei habe ich über all die Jahre hinweg viele Erfahrungen gemacht. Mit Kurt Mosetter nur die besten.

Es hat einen Aufschrei gegeben, als sie amerikanische Fitnesstrainer zur deutschen Nationalmannschaft gebracht haben – und jetzt haben sie einen deutschen Arzt zu den Amerikanern geholt. Wie kommt das?

Man kann sagen, für mich und meine Spieler ist das Beste gerade gut genug. Nein, im Ernst: Fußball ist heute ein so komplexer Wettkampf geworden, da braucht man optimale Bedingungen – auch im Bereich der Medizin. Am Ende entscheiden Kleinigkeiten. Und deshalb ist es egal, ob einer aus den USA oder Gutach kommt – er muss seine Aufgabe optimal ausfüllen.

Hier im Südwesten der Republik spielt der SC Freiburg eine große Rolle. Welche Perspektiven hat der SC in der nächsten Bundesliga-Runde und in der Europa-League?

Es ist spannend, wie der SC Freiburg sich in der neuen Saison schlägt. Mir imponiert vor allem, dass der SC Freiburg in der Bundesliga das wohl durchgängigste System zwischen Jugend und Profis hat. Das halte ich für eine herausragende Eigenschaft. Bei Vereinen wie Freiburg wird es immer ein Auf und Ab geben. Aber ich finde es richtig klasse, wie gut dort gearbeitet wird.

Sie haben in ihrer Laufbahn ja auch viele Erfahrungen gemacht, positive wie negative, als Sie die deutsche Nationalmannschaft und den FC Bayern trainiert haben...

Die Positiven nimmt man auf – und aus den Negativen lernt man vielleicht sogar noch mehr.

Sie als "schwäbischer Bub" sind sicher noch eng mit der Region verbunden. Hat Ihnen auch das Gutachtal gefallen und haben Sie vor, nochmals nach Gutach zu kommen?

Leider habe ich ja außer Gutach nicht viel von der Gegend gesehen. Und meine Zeit in Europa ist ja wirklich auch begrenzt, seit ich in den USA lebe. Aber mir hat es sehr gut gefallen und mir wieder einmal gezeigt, dass der Schwarzwald sehr viele schöne Orte hat.

Der TuS Gutach nehmen mit vielen Mannschaften an der laufenden Hallenrunde teil. Was haben Trainingsmethoden von Handball und Fußball gemeinsam?

Mannschaftssportarten haben viele Gemeinsamkeiten – insbesondere bei der Führung der Mannschaften. Auch im Training gibt es immer mehr Basisarbeit, die bei allen Sportarten gleich ist. Ohne gute Fitness ist keine Leistung möglich. Und die Grundfitness hat nichts mit der Sportart zu tun, die man ausübt.

Wie kann man Jugendliche und Kinder zum Sport inspirieren?

Vor allem, indem man sie spielen lässt und ihnen den Spaß am Spiel vermittelt. Fußball – und auch Handball – sind Lernspiele. Das heißt: Je mehr ich im Kindes- und jugendlichen Alter spiele, desto mehr lerne ich. Früher passierte das auf dem Bolzplatz – heute eher bei den Trainingseinheiten. Kinder brauchen Begeisterung und Bestätigung. Dann spielen sie auch gerne und dann macht es ihnen auch Spaß.

Wie wichtig schätzen Sie Sport und Ballspiele als Präventivmaßnahme fürs Älterwerden ein?

Ich würde sagen: Nicht nur fürs Älterwerden, sondern fürs Gesundbleiben. Bewegung ist sicherlich ein elementarer Bereich fürs Gesundbleiben. Und wenn dies in der Gruppe, dazu noch an der frischen Luft passiert, haben wir gleich noch mehrere Faktoren. Ich bin kein ausgebildeter Mediziner – aber ich bin überzeugt, dass der Sport die Basis für ein gesundes Leben ist.