Die "Linde" soll als Hotel und Gaststätte weitergeführt werden. DenLindenplatz (rechts) möchte die Gemeinde kaufen. Foto: Gräff Foto: Schwarzwälder-Bote

Gasthaus: Nutzung der Gutacher "Linde" als Gaststätte und Hotel soll auch für die Zukunft sichergestellt sein

Von Eckhard Gräff

Die Gemeinde Gutach plant, für die zum Verkauf stehende Gaststätte Linde in der Ortsmitte ihr Vorkaufsrecht anzuwenden. Grund: sie will die Nutzung als Gaststätte und Hotel auch für die Zukunft sichergestellt haben.

Gutach. Das historische Landgasthaus Linde steht im Internet für 480 000 Euro zum Verkauf (der SchwaBo hat bereits darüber berichtet). Still ist es geworden in dem Haus, die Küche ist geschlossen, in der großen Gaststube erinnern die vielen Tische und Stühle daran, dass hier einmal ordentlich was los war.

"Hochzeiten, runde Geburtstage, Jubiläen, wir hatten damals immer ein volles Haus", erinnert sich Angela Moser beim gestrigen Pressegespräch wehmütig. Inzwischen seien Hallen mit Partyservice bei den Festen beliebter.

Um bei dem heutigen Trend mitmischen zu können, müsste das Besitzer-Ehepaar kräftig investieren. "Das wollen wir in unserem Alter nicht mehr", betont Karl-Friedrich Moser. Und die gemeinsame Tochter hat andere berufliche Pläne: "Die Kinder können wir heute nicht mehr dazu bewegen, in die Fußstapfen der Eltern zu treten", sagt Angela Moser. Und der Tochter einen Berg Schulden übergeben, das komme gar nicht in Frage.

So haben Karl-Friedrich und Angela Moser versucht, einen Nachfolger zu finden – ohne Erfolg. "Es ist ein hartes Brot, Gastronomie und Hotel zu führen, das will sich heute noch kaum einer antun", vermutet Angela Moser. So hat sich das Ehepaar schweren Herzens entschlossen, zu verkaufen. Vor allem Karl-Friedrich Moser fällt es sichtlich schwer: "Ich bin hier aufgewachsen und zudem befindet sich das Haus seit 286 Jahren in Familienbesitz."

Nun will die Gemeinde Gutach ihr Vorkaufsrecht in Anspruch nehmen. Und das aus mehreren Gründen. "Zum einen ist die gastronomische Entwicklung in unserer Gemeinde für den Tourismus sehr wichtig", erläuterte Gutachs Bürgermeister Siegfried Eckert gestern in der "Linde".

Da auch die "Krone" und "Enzo" aus Altergründen aufgeben wollen, würde es im Ortskern außer dem Café im "Dorfbeck" keinen gastronomischen Betrieb mehr geben. "Der Gastronomiebetrieb der ›Linde‹ hat ja bereits seit Dezember geschlossen, der Verlust von 40 Gästebetten würde die Gemeinde hart treffen", betont Eckert.

Dass die gastronomische Entwicklung von großer Bedeutung ist, sieht auch der Gemeinderat so. "Dieser hat darum mit großer Mehrheit zugestimmt, das Vorkaufsrecht in Anspruch zu nehmen", sagt Eckert gestern. Ein weiterer Grund, sich das Haus zu sichern, sind der Lindengarten, den die Gemeinde behalten will.

"Dieser ist von der Infrastruktur her sehr wertvoll", betont er. Dazu kommt noch die Straße zwischen Gaststätte und Friedhof, die ebenfalls zum Besitz der Familie Moser gehört. "Ich sehe es als eine kommunale Aufgabe an, dort Stellplätze für Kirchen- und Friedhofsbesucher anzulegen, da mangelt es gerade", sagt Eckert. Da eine Investition in dieser Größenordnung im Haushaltsplan nicht vorgesehen ist, will Eckert schnellstens mit der Kommunalaufsicht sprechen.

Dann soll ein städtebaulicher Vertrag mit der LBBW geschlossen werden. "Wenn alles glatt geht, könnte Ende Juli der Kaufvertrag geschlossen werden", ist sich Eckert sicher.

Er freue sich, dass das Ehepaar Moser so früh auf die Gemeinde zugegangen ist. "Die ›Linde‹ muss saniert werden, aber das Gebäude befindet sich im Landessanierungsprogramm daher kann mit staatliche Förderung gerechnet werden", ist sich Eckert sicher und betont: "Ziel von Gemeinde und LBBW ist, dass die ›Linde‹ ausschließlich als Gaststätte und Hotel in die Zukunft geführt wird."

Für das Ehepaar Moser ist das Thema Ruhestand nach dem Verkauf aber noch in weiter Ferne. "Ich könnte mir schon vorstellen, als angestellter Koch oder vielleicht auch als Lkw-Fahrer zu arbeiten", sagt Karl-Friedrich Moser.

Auch seine Frau Angela wird sich noch nicht zur Ruhe setzen: "Ich finde schon noch etwas", ist sie sich sicher.