Zum Aufwärmen spielt die Damenschaft Basketball. Volontärin Lena Stangenberg (rechts) versucht ihr Glück und wirft den Handball in Richtung Mitspielerin. Foto: Gräff

Volontärin spielt nach zwölf Jahren wieder Handball / SG Gutach-Wolfach nimmt sie gut auf

Nervös und neugierig – so oder ähnlich habe ich mich gefühlt, als ich für die Sommerserie des "Schwarzwälder Boten" wieder eine Sporthalle betreten habe, um Handball zu spielen. Die Sportart und ich – das ist eine besondere Beziehung. Bei der Damenschaft der Spielgemeinschaft (SG) Gutach-Wolfach nahm ich das erste Mal nach zwölf Jahren wieder an einem Training teil. Meine damaligen Trainer wären sicherlich erstaunt über diese beinahe zweistündige Rückkehr zum Handball.

Sportlich bin ich nicht, aber dafür neugierig. Das war schon als Zehnjährige so. Querflöte, Saxofon, Messdiener, Reiten oder Kolping – ich wollte einfach alles ausprobieren. Zum Handball kam ich über meine ältere Schwester. Eine Bekannte hatte gerade eine E-Jugend-Mannschaft aufgebaut, ich erfuhr davon und besuchte das Training beim Sportverein in meinem Heimatort. Wie mein erstes Training ablief? Keine Ahnung. Dafür kann ich mich sehr gut an das erste Punktspiel erinnern. Ich saß auf der Ersatzbank und meine Trainerin wechselte mich gerade für eine sehr talentierte Mannschaftskameradin ein. Gerade mal fünf Minuten dauerte der Einsatz. Zurück auf der Bank hörte ich: "Hast du gut gemacht." Und das war’s dann auch schon. Laufen und Werfen gleichzeitig war nicht so ganz meins. Als Torhüterin stellte ich mich aber ganz gut an und spielte so bis zur C-Jugend. Vor allen Dingen, weil meine Freundinnen dabei waren, machte mir der Sport zu Beginn viel Spaß. Als dann aber der Sprung in die B-Jugend anstand, meine Freundinnen in einer jüngeren Mannschaft spielten und ich mit dem Tempo und Können der Mitspielerinnen nicht mithalten konnte, hing ich meine Knieschoner an den Haken.

Das Quietschen der Turnschuhe weckt Erinnerungen

Als ich beim Selbstversuch die Sporthalle an der Hasemann-Liebich-Schule betrete, möchte ich am liebsten einen Rückzieher machen. Gerade trainiert noch eine Mannschaft. Das Quietschen der Turnschuhe auf dem Hallenboden erinnert mich sofort wieder ans Training als Jugendliche. So schlimm wird das nicht. Gerade habe ich den Trainer der SG-Damen kennengelernt: Felix Grimm. Von ihm erfahre ich, dass die Mannschaft in der zurückliegendend Saison den dritten Platz in der Bezirksklasse belegt hat. "Puh, die müssen einfach gut sein", denke ich.

18.15 Uhr. Das Training geht los. Grimm stellt mich den Spielerinnen vor, die auf mich einen sehr sympatischen Eindruck machen. Sie lachen miteinander, sind ein wenig verwirrt, warum die Volontärin von der Presse da ist, binden mich beim Aufwärmen aber sofort mit ins Spiel ein. Zum Warm-werden spielen wir eine abgespeckte Variante von Basketball, mit zwei niedrigen Körben und einem Handball. Da ich keinen Sport mehr gewohnt bin, merke ich nach fünf Minuten, dass die Gutacher und Wolfacher Handballerinnen ein gutes Tempo drauf haben. Mir wird jetzt schon heiß, aber ich versuche Schritt zu halten. Die Spielerinnen lassen mich nicht außen vor, passen mir die Bälle zu – tatsächlich fange ich sogar und treffe mit dem Ball zweimal den Korb. Juhu!

Nach dem Aufwärmen machen wir Dehnübungen. Gottseidank, die habe ich jedenfalls nicht verlernt. Im Kopf gehe ich noch mal die Mannschaftsaufstellung durch. Jedes Team hat sieben Spieler. Sechs davon nehmen auf dem Feld jeweils die Positionen Außen Links und Außen Rechts, Halb Links und Halb Rechts, Mitte und ein sogenannter Kreisläufer ein. Zu guter Letzt kommt noch der Torwart – meine damalige Position.

Die beiden Torhüter müssen wir als nächstes auch warm werfen. In einer Reihe stellen wir uns auf. Ganz sicher bin ich nicht mit dem Ball. Eine Spielerin dreht sich zu mir um und erklärt mir den Ablauf. Ich freue mich wirklich, dass die SG-Damen mich so nett aufnehmen und beispielsweise nachfragen, wie lange ich als Handballerin aktiv war.

Die Schiedsrichter-Pfeife tönt. Trainer Felix Grimm gibt nun Übungen vor, wofür er die orangene Hütchen am Ende der Halle zu einer Art Parcours positioniert. Jede soll nun im Seit-Step im "Zick–Zack" um die Hütchen laufen, den Handball aufnehmen und mit einer anderen Spielerin mit Tempo zum nächsten Tor laufen, während man sich den Ball hin und her passt. Verstanden? Ich zunächst nicht.

Mein Gesichtsausdruck muss verzweifelt sein. Grimm fragt mich, ob ich die Übung auch ausprobieren möchte. Geduldig erklärt er noch einmal den Ablauf. Wir machen die Übung gemeinsam. Mit seiner Hilfe schaffe ich es sogar, unbeschadet ans andere Ende der Turnhalle zu gelangen, ohne dass mir der Ball beim Passen aus den Händen rutscht.

Auch die nächsten Übungen haben es in sich. Was für die Damenmannschaft Routine ist, fällt mir nach zwölf Jahren schwer. Mehr als einmal mache ich eine Pause und schaue mir das Geschehen aus der Ferne an, damit ich keine Fehler mache. Die Mannschaft und Grimm geben mir aber gar keinen Grund, mich schlecht zu fühlen. Ich fühle mich gut aufgehoben und merke, dass in der Gruppe Zusammenhalt herrscht. Die jungen Frauen lachen miteinander und loben sich gegenseitig. Das ist das Schöne am Mannschaftssport. Wenn die Spieler sich untereinander gut verstehen, machen Training und vor allen Dingen auch die Spiele gegen andere Vereine Spaß. Erfolgreicher ist man eben, wenn alle zusammenhalten.

Nach knapp zwei Stunden Training bin ich "fertig" und der erste Muskelkater deutet sich an. Trotzdem: Handball macht Spaß. Aber meine "Karriere" werde ich nicht noch mal wieder aufnehmen. Vielen Dank an die Damenmannschaft der SG Gutach-Wolfach und ihren Trainer Felix Grimm!             Lena Stangenberg

INFO

Das ist die SG Gutach-Wolfach

 > Die Handballabteilungen des TuS Gutach und TV Wolfach haben zur Saison 2014/2015 eine offizielle Spielgemeinschaft gegründet. Diese Zusammenarbeit gab es bereits einige Jahre zuvor im Jugendbereich. Heute hat die Spielgemeinschaft Wolfach-Gutach laut ihrer Internetseite eine Damen- und vier Herrenmannschaften. Bei der Jugend gibt es jeweils eine weibliche E-, D- und C-Jugend, sowie jeweils eine männliche E-, D-, C-, B- und A-Jugend. Sowohl in Gutach als auch in Wolfach gibt es jeweils zwei "Mini"-Mannschaften.

 > Die SG-Leitung haben laut der Internetseite www.sg-gutach-wolfach.de Klaus Lehmann aus Gutach und sein Stellvertreter Manfred Maurer. Sportlicher Leiter ist Thomas Sum aus Wolfach-Kirnbach, Wolfgang Laiblin aus Wolfach ist Kassenwart und für das Passwesen des TV Wolfach zuständig. Spielwart ist Herbert Bösinger aus Steinach. Für die Presse ist Stefan Lauterbach aus Wolfach zuständig. Christian Lehmann übernimmt das Passwesen des TuS Gutach. Schriftführerin ist Doris Glunk aus Wolfach.

>  Weitere Infos zu beiden Vereinen gibt es unter www.tus-gutach.de sowie www.tv-wolfach.de.