Mit dem Thema "Heimat.Zeiten" beschäftigt sich das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in seiner diesjährigen Saison. Geplant und realisiert haben dies (von links) Museums-Geschäftsführerin Margit Langer, Svenja Janes (Marketing und Öffentlichkeitsarbeit), Julia Lauer (wissenschaftliche Volontärin), Horst Biegert (Technische Leitung und Museumsbetreuung) und Thomas Hafen, wissenschaftlicher Leiter. Foto: Gräff

Freilichtmuseum Vogtsbauernhof stellt das Thema "Heimat.Zeiten" in den Mittelpunkt

Mit dem Thema "Heimat.Zeiten" beschäftigt sich das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in seiner diesjährigen Saison. Auch das Hermann-Schilli-Haus wird für Besucher geöffnet. Die Bahnunterführung ist mit Werken aus der Frühzeit des Künstlers Stefan Strumbel bestückt.

Gutach. "Der Ausdruck ›Heimat‹ ist ein gefährlicher Begriff", sagte der wissenschaftliche Leiter des Museums, Thomas Hafen, gestern im Pressegespräch zur Vorstellung des Programms 2017. Denn "Meine Heimat" könne andere sehr schnell ausgrenzen.

Dabei entpuppte sich die Sozialgeschichte des Schwarzwalds als eine von Anfang an ständig fortlaufende Erzählung, in der Menschen fortgehen und ankommen, wie man eben ankommt, wenn man bleiben will.

"Die Kulturlandschaft des Schwarzwalds ist eine Meisterin in der Integration fremdländischer Einflüsse", so Hafen.

Denn von den Geranien vor dem Fenster bis zur Idee zu Kuckucksuhren, Trachten oder Kirschtorten: "Das ist alles nicht von hier und doch hier nicht mehr von hier wegzudenken."

Die Sonderausstellung "Keine Heimat mehr? Geschichten von Flucht und Heimkehr" ist in einem aus Wohncontainern aufgebauten Flüchtlingslager auf dem neuen Geländes des Freilichtmuseums untergebracht und wird am 9. April eröffnet.

Ausgehend von der gegenwärtigen Situation der Flüchtlinge in den Aufnahmelagern richtet die Ausstellung ihren Blick neben der aktuellen Situation auch auf historische Einwanderungsepisoden, die bereits in früheren Epochen prägend für die gesellschaftliche Entwicklung waren.

Ab dem 2. Juli ist das bislang als Depot genutzte Hermann-Schilli-Haus für die Besucher geöffnet.

"Die stilisierte Wohnungseinrichtung aus den 1980er Jahren unterscheidet sich bewusst von den sonst regional geprägten Gebäuden des Freilichtmuseums", erläuterte die wissenschaftliche Volontärin Julia Lauer die Einrichtung. Jeder der Räume inszeniert demnach verschiedene Besonderheiten des Jahrzehnts in Technik, Musik, Literatur Film und anderen Teilbereichen des alltäglichen Lebens.

Ausgestattet mit Beamer, Leinwand und Sitzgelegenheiten ergänzt ein Seminarraum im Erdgeschoss die bisherigen Räume des Museums für Veranstaltungen und Vorträge. "Der bislang einzige Raum für Heuboden-Akademien wird somit entlastet", sagte Lauer. Seminarraum und das Haus selbst sind zudem komplett barrierefrei: Ein Aufzug bringt Gehbehinderte oder Rollstuhlfahrer in den ersten Stock.

Künstlerisch gestaltet ist die Bahnunterführung, die vom Parkplatz zum Freilichtmuseum führt. Die Werke sind von Stefan Strumbel, einem in Offenburg lebenden und mittlerweile international bekannter Künstler, geboren 1979 in Offenburg.

Strumbel hat als Sprayer in Unterführungen und Bahnhöfen angefangen, mit traditionellen Schwarzwaldmotiven wie die Kuckucksuhr, die Kirschtorte oder den Bollenhut gebrochen und diese neu in Szene gesetzt.

Am Mittwoch hat er nun das letzte Motiv – eine Schwarzwälder Kirschtorte mit Totenkopf – als großformatiges Spraymotiv umgesetzt. "Wir sind uns dessen bewusst, dass dieses Motiv polarisieren und viele Gäste vor dem Portal zum Museum irritieren wird", sagte dazu Museums-Geschäftsführerin Margit Langer.

Und betonte: "Das ist unsere Intention – wir möchten damit zum Diskurs und der Fragestellung, was Heimat bedeutet, beitragen."

Weitere Informationen: Das Freilichtmuseum öffnet am morgigen Sonntag ab 11 Uhr seine Pforten. Termine sind unter www.vogtsbauernhof.de