Reichskriegsminister Werner von Blomberg im Gespräch mit den damaligen Gutachs Bürgermeister Georg Wöhrle (Mitte), dessen Vorgänger und Vater Johann Wöhrle sowie Bachbauer Christian Wöhrle und Tochter Margret. Foto: Barth

Gutach in der Zeit des Nationalsozialismus: Glaube an Reichskanzler, Besuch des Reichskriegsministers im Jahr 1936.

Gutach - Oft wird dieser Tage über den Nationalsozialismus diskutiert. Auch in Gutach hat er seine Spuren hinterlassen. So wurde beispielsweise Adolf Hitler in der Bollenhutgemeinde einst zum Ehrenbürger ernannt.

Das Thema "Nationalsozialismus in der Heimat" stand lange Zeit nicht im Vordergrund geschichtlicher Aufarbeitung. Wer wollte schon an Ereignisse einer unseligen Epoche erinnern und vor allem Namen von Leuten nennen, die dem Gedankengut und der Politik Hitlers begeistert folgten? In jüngerer Zeit und vor allem in der Gegenwart entstand in Städten unserer Region ein Suchen von geschichtlichen Quellen und deren verantwortungsvolle Aufarbeitung.

Interessant ist natürlich auch die Frage, wie die Dorfgemeinde Gutach das Dritte Reich erlebte. Die schriftlichen Quellen im Gemeindearchiv und im Staatsarchiv Freiburg sind – aus welchen Gründen auch immer – nicht besonders zahlreich. Mit einigem Arbeitsaufwand gewinnt man beim Studium von Zeitungen ein gewisses Bild, und vor allem könnten Zeitzeugen berichten. Was in der Bollenhutgemeinde passierte, lässt sich aus Gemeinderatsprotokollen ab Februar 1933 herauslesen.

Im Sitzungsprotokoll vom 18. April 1933 heißt es unter dem Stichwort Ehrungen: "Im Benehmen und im Einverständnis mit der hiesigen Ortsgruppe der NSDAP nimmt der Gesamtgemeinderat den 20. April als Geburtstag des Reichskanzlers Adolf Hitler zum Anlaß, um in Würdigung der großen Verdienste für Volk und Vaterland dem Herrn Reichspräsidenten Generalfeldmarschall von Hindenburg, Herrn Reichskanzler Adolf Hitler, Herrn Reichskommissar Robert Wagner das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde Gutach zu verleihen. Besondere Ehrenbürgerurkunden in künstlerischer Aufmachung werden von Herrn Professor Curt Liebich noch angefertigt."

Wichtig ist in diesem Text der Hinweis auf den Gesamtgemeinderat, in dem zu diesem Zeitpunkt die SPD-Mitglieder und die parteilosen bürgerlichen Räte noch vertreten waren. Über die Folgen der Gleichschaltung der Parteien für den Gemeinderat wird noch berichtet.

Ebenfalls in der Sitzung vom 18. April 1933 wurde beschlossen, eine Hitler-Eiche zu pflanzen. Der Text lautet: "Zur Symbolisierung der nationalen Erhebung und der Wiedererstarkung des Deutschen Reiches wird bei der hiesigen Kirche eine Adolf-Hitler-Eiche gepflanzt und in feierlicher Form am Sonntag, dem 23. April in Verbindung mit einem Festgottesdienst eingeweiht. Zu dieser Feier werden unter anderem auch die Herren Reichskommissar Robert Wagner und Kommissar Dr. Wacker sowie Kreisleiter Schuppel eingeladen."

Kreisleiter Schuppel war ein früher und fanatischer Anhänger Hitlers und vor seiner politischen "Karriere" Lehrer im Schwanenbach.

Weitere Beiträge befassen sich mit der Rolle des Bürgermeisters im Dritten Reich, der führenden Parteimitglieder der Ortsgruppe der NSDAP, der Gutacher Wählerschaft vor und nach der Machtergreifung Hitlers und den scheinbar erfolgreichen Aktivitäten der Nazis für das Dorf.

Bekannt geworden ist auch der Besuch von Reichskriegsminister Werner von Blomberg, der 1936 nach Gutach gekommen war. Er stattete der Familie des Bachbauern einen Privatbesuch ab, der dann natürlich auch für das Dorf zu einem großen Ereignis wurde. Blomberg wurde 1938 von Hitler entlassen, vordergründig wegen einer nicht standesgemäßen zweiten Ehe, in Wirklichkeit wegen seiner Bedenken bezüglich der Kriegspläne Hitlers, die er für sehr riskant hielt.