Der Umbau der 260 Quadratmeter Wohnfläche soll 251.000 Euro kosten. Foto: Archiv: Möller

Fischerbacher Rat beschließt Umnutzung des alten Gerätehauses. Kaum Bereitschaft zu Vermeitung leerer Wohnungen.

Fischerbach - Die Gemeinde Fischerbach baut ihr altes Feuerwehrgerätehaus zur Flüchtlingsunterkunft um. Das hat der Gemeinderat am Dienstagabend mit einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen beschlossen.

Die Gemeindeverwaltung reagiert damit auf die steigende Zuwanderung von Flüchtlingen, die sich auch auf die Anzahl der aufgenommenen Menschen in den Gemeinden auswirkt. Von den Fischerbacher Bürgern erklärte sich derzeit so gut wie niemand bereit, leer stehenden Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen.

Die Investition hat Bürgermeister Armin Schwarz bereits in den Doppelhaushalt 2015/16 eingebracht. "Das Landratsamt hat den beschlossenen Doppelhaushalt anerkannt", so Schwarz in der ersten Ratssitzung nach der Sommerpause am Dienstagabend, "und wir sind froh, dass wir das Thema Haushalt jetzt abschließen können." 160 000 Euro Darlehen wird die Gemeinde für die Umnutzung aufnehmen. Ein Viertel der Investitionskosten übernimmt das Land. Insgesamt soll der Umbau der 260 Quadratmeter großen Wohnfläche, geplant vom Büro Innovativ Schmid, 251 000 Euro kosten.

Im alten Feuerwehrgerätehaus befinden sich bereits vier Wohnungen, zwei im Erdgeschoss und zwei im Obergeschoss. Zu der Frage des Gemeinderats Joachim Brucher, warum die an sich intakten Wohnungen nicht direkt als Flüchtlingsunterkunft vermietet und bezogen werden können, wollte sich Schwarz nicht konkret äußern: "Aus fördertechnischer Sicht müssen wir vorsichtig sein, mehr kann ich dazu nicht sagen." Gefördert werden 25 Prozent der Kosten durch das Landesförderprogramm "Wohnraum für Flüchtlinge". Im Haushaltsplan 2016 wurde eine Kreditaufnahme von 160 000 Euro beschlossen. "Das ist für uns auch eine sehr günstige Umschuldung, daher sehen wir auch gar keine andere Möglichkeit, als dieses Projekt jetzt anzugehen", erläuterte Schwarz.

Planer Arno Schmid erläuterte dem Gremium seine Pläne zur Umgestaltung. Das Ergebnis der Umnutzung sollen vier komplett überholte Wohnungen von der Größe zwischen 60 und 90 Quadratmetern sein. Eine energetische Sanierung ist aus finanziellen Gründen vorerst nicht geplant. Sechs Räte stimmten nach kurzer Diskussion der Umnutzung und Sanierung zu. Zwei CDU-Räte enthielten sich, ein Mitglied der Freien Wählervereinigung stimmte dagegen: Er wollte zunächst geprüft wissen, ob Abriss und Neubau des Gebäudes nicht günstiger kämen als die geplante Sanierung. Sein Antrag auf Prüfung wurde von den übrigen Räten nicht unterstützt.

Auf lange Sicht stünden die Wohnungen jederzeit als sozialer Wohnungsbau zur Verfügung, sagte Bürgermeister Schwarz. Er zeigte sich "stolz, dass wir sagen können, wir gehen vorbildlich an diese Sache heran."

Aktuell hat die Gemeinde Fischerbach zwei Flüchtlingsfamilien mit insgesamt 14 Personen vorläufig im Gasthaus Sonne untergebracht. Dies sein nur eine kurzfristige Lösung: Im Zuge der ebenfalls anstehenden Rathaussanierung soll die "Sonne" als Ausweichquartier für die Gemeindeverwaltung freigehalten werden. Mit der Anzahl der aufgenommenen Flüchtlinge liege die Gemeinde über dem Soll.

Bürgermeister Schwarz beklagt schon seit längerem über die mangelnde Bereitschaft der Bevölkerung, leer stehende Gebäude zu vermieten. Im Gemeinderat sagte er, er habe jeden einzelnen Bürger angeschrieben, der über ungenutzten Wohnraum verfüge, und um Unterstützung gebeten. Die Reaktion sei höchst verhalten gewesen: "Noch ist praktisch niemand bereit, seinen Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen."

Daher konnte Schwarz auch wenig vorweisen, als es um die Frage ging, welche Möglichkeiten Fischerbach im Falle neuer Flüchlingszuweisungen habe. Zurückgreifen könne man im Notfall auf eine Einliegerwohnung in einem leer stehenden Haus in der Reichenbergstraße. Mit einer Eigentümerin in der Kinzigstraße könne man bei Bedarf ins Gespräch kommen. "Für den Notfall hätten wir Unterkünfte", sagte der Bürgermeister.

Mechthilde Eisenmann (FWV) unterstützte den Plan der Gemeinde: "Ich bin absolut dafür und finde das eine gute Lösung." Bedenken zeigte sie aber angesichts der Kosten: "Für diesen Preis eine alte Hütte ein bisschen aufzumöbeln, ist das teuer." "Ein Neubau wäre mit Sicherheit noch teurer", entgegnete Armin Schwarz.

Klaus Schmieder (CDU) merkte an, dass man die Augen vor den Vorgängen in der Welt nicht verschließen dürfe: "Die Aufnahme der Flüchtlinge ist aus humanitären Gründen geboten." Thomas Schneider (CDU) gab ebenfalls seine Zustimmung: "Wir können das stemmen und brauchen das."